Interview Wie Microsoft den Mittelstand im IoT unterstützen will

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Seit einem Jahr ist Alexander Britz Senior Director für den Bereich des Internets der Dinge. Am 13. September 2017 eröffnet er als Keynote-Speaker den IoT- und Smart-Home-Kongress der ELEKTRONIKPRAXIS in München. Redakteur Franz Graser diskutierte mit ihm das Potenzial des IoT in Deutschland.

Das Internet of Things ist der Oberbegriff von Industrie 4.0 und bietet noch wesentlich mehr Chancen. Das „wesentlich mehr“ ist nicht nur die technische Komponente, sondern das Thema der digitalen Transformation in den Unternehmen.
Das Internet of Things ist der Oberbegriff von Industrie 4.0 und bietet noch wesentlich mehr Chancen. Das „wesentlich mehr“ ist nicht nur die technische Komponente, sondern das Thema der digitalen Transformation in den Unternehmen.
(Bild: / CC0)

Herr Britz, wie gehen Sie bei Microsoft das Internet der Dinge an?

Das Thema „Internet of Things/Industrie 4.0“ ist in Deutschland immer ganz spannend. Ein Anliegen von uns ist, dass wir die beiden Begriffe nicht gleichsetzen. Denn ich glaube, Internet of Things ist wesentlich mehr als Industrie 4.0. Industrie 4.0 als Fertigungsindustrie wird als Thema auch schon länger in der deutschen Wirtschaft genutzt.

Internet of Things ist sicherlich der Oberbegriff und bietet noch wesentlich mehr Chancen. Das „wesentlich mehr“ ist sicherlich nicht nur die technische Komponente, sondern (und da werden Sie sicherlich schon das eine oder andere bei Microsoft gesehen haben und auch in Zukunft wesentlich mehr sehen) das Thema der digitalen Transformation in den Unternehmen.

Neue Geschäftsmodelle – was bedeutet das? Nicht nur, dass wir jetzt Geräte vernetzen und dass die miteinander sprechen, sondern, dass daraus auch ganz neue Möglichkeiten erwachsen. Das ist der wirklich spannende Bereich, dem wir uns auch noch mehr verschreiben.

Alexander Britz: Er verantwortet seit einem Jahr den Geschäftsbereich „Internet of Things“ bei Microsoft Deutschland. Am 13. September hält er die Keynote beim IoT- und Smart-Home-Kongress der ELEKTRONIKPRAXIS in München.
Alexander Britz: Er verantwortet seit einem Jahr den Geschäftsbereich „Internet of Things“ bei Microsoft Deutschland. Am 13. September hält er die Keynote beim IoT- und Smart-Home-Kongress der ELEKTRONIKPRAXIS in München.
(Bild: Matthias B. Scharf/Microsoft)

Wenn man den Begriff IoT zerlegt, gibt es einmal das Internet und zum zweiten die Dinge, die Things. Da war Microsoft ja auch der Zeit schon ein bisschen voraus – es gab diese intelligenten Uhren mit .NET mobile, diese kleinen mobilen Geräte. Wie hat sich denn Microsofts Herangehensweise an diese Dinge verändert?

Es gibt natürlich mittlerweile wesentlich mehr Dinge, und das in allen Bereichen. Das zweite: Wenn Sie sich die Microsoft-Historie ansehen, dann würde ich behaupten, dass das Internet der Dinge ganz tief in der DNA des Unternehmens steckt, auch wenn wir es früher vielleicht nicht so genannt haben. Microsoft ist ja schon ganz, ganz lange im Embedded-Bereich unterwegs. Wir haben das damals nicht IoT genannt; und einiges, das seit einer gewissen Zeit als neu vermarktet wird, das machen wir schon seit Ewigkeiten. Dinge miteinander vernetzen, darunter auch kleinere Dinge, im Embedded-Bereich genauso wie im industriellen Bereich: Wenn wir uns das ansehen, Maschinensteuerungen, Medizintechnik, wie lange laufen die schon mit Windows Embedded? Was jetzt neu ist, sind die Möglichkeiten, die wir durch Cloud-Techniken haben, die uns mittlerweile im Bereich der analytischen Fähigkeiten, im Bereich Predictive zusätzliche Intelligenz hineinbringen. Und jetzt sind wir auch an der Schnittstelle, um die Künstliche Intelligenz in die Masse zu bringen. Künstliche Intelligenz ist etwas, mit dem wir uns auch schon lange beschäftigen.

Aber das war noch eine Sache der Forscher und der Universitäten. Und heute können Sie die Cognitive Services standardmäßig auf unserer Webseite nutzen. Das ist das wirklich Neue, was jetzt im Bereich Internet of Things da ist – die Möglichkeiten, die wir durch die Cloud haben und die wir ganz anders nutzen können, als das vorher der Fall war.

Da ist Microsoft in einer ganz interessanten Position, weil man ja in der Welt der „Things“ verwurzelt ist, aber auch ein ganz interessantes Cloud-Angebot hat. Wie würden Sie die Gesamtperspektive skizzieren? Sie müssen zum einen den Dialog mit den Entwicklern suchen und andererseits auch mit den Business-Leuten.

Wir machen natürlich weiterhin sehr, sehr viel für die Entwickler. Wenn Sie das heute sehen – ob das Raspberry Pi ist, ob das andere Möglichkeiten sind, wie wir a) sicherlich online sehr, sehr viel anbieten und b) auf die Entwickler zugehen, dass wir auf die einschlägigen Meetings gehen, dass wir selber Events gestalten, dass wir eine Community bilden, und die Leute an die neuen Möglichkeiten heranführen. Das ist das eine. Das zweite ist tatsächlich das Thema Cloud, und wir haben eine Riesenmöglichkeit als Microsoft, die Welten zusammenzubringen. Auch über unsere Partnernetzwerke. Die Welten zu verbinden und Entwicklern die Möglichkeit zu geben, mit anderen Kunden, gerade auch industriellen Kunden, in Kontakt zu kommen. Ob das Startups sind oder andere kleine Entwickler(büros) sind, ist völlig egal. Das ist sicherlich eine der Geschichten, an denen wir großen Spaß haben und die sicherlich auch für die Entwickler ganz spannend sein kann.

In der Cloud die Welten zusammenbringen

Microsoft hat mit Windows 10 IoT Core eine eigene Windows-10-Version für den Raspberry veröffentlicht. Was könnte man denn aus Ihrer Sicht noch tun, damit Windows 10 das Betriebssystem für den Raspberry Pi wird?

Ich glaube, wir tun schon ein bisschen etwas, wenn Sie bei uns auf die Webseiten gehen und auf die entsprechenden Events schauen. Ich glaube, es wäre vermessen zu sagen, wir wollen das Betriebssystem sein. Ich glaube, die Zeiten, die gibt es nicht mehr. Sie sehen auch in unserer Ausrichtung, dass wir sehr offen sind, egal welches Betriebssystem, egal für welche Technologie sich ein Kunde entscheidet. Wir sind da extrem offen, und ich glaube, das ist ein Punkt, den wir als Industrie, und auch wir als Microsoft liefern müssen, ist das Thema Interoperabilität. Das heißt: Egal, wofür sich der Kunde entschieden hat, wir haben eine offene Plattform und auf unserer Plattform läuft in Anführungszeichen wirklich alles. Über die letzten Jahre sind auch unglaubliche Investitionen bei uns in dieses Thema geflossen.

Es ist egal – ist es Open Source, ist es Linux, ist es etwas Anderes, auch so etwas wie SAP mit HANA, es läuft alles auf der Cloud-Plattform. Und das wird sicherlich der große Fokus sein. Früher hätten wir vermutlich gesagt, das gebe ich gerne zu: Es muss das eine Betriebssystem werden, und das ist der Kampf, den wir kämpfen werden. Das sehen wir aber mittlerweile deutlich offener und flexibler. Wir freuen uns natürlich, wenn sich Entwickler auf Windows 10 stürzen oder sich dafür entscheiden, über verschiedenste Formfaktoren hinweg. Wenn jemand aber sagt „Ich nutze etwas anderes“, dann ist das auch recht. Machen wir uns nichts vor: Wenn jemand neu entwickelt, ist das spannend, ihn zu gewinnen. Aber gerade im Bereich Internet of Things – ob im industriellen oder in einem anderen Bereich – wie viel ist davon komplett neu und wie viel ist davon tatsächlich existent? Und die große Masse ist existent. Die Herausforderung ist, glaube ich, die existenten Lösungen intelligent zu machen und mit den neuen Services zu verbinden und nicht zu versuchen, die gesamte Welt zu evangelisieren, in dem Sinne, dass alles über unser Betriebssystem laufen muss. Das ist wenig erfolgversprechend und auch wenig sinnvoll.

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Gebäudetechnik ist ein wunderbares Beispiel: Wenn Sie heute ein mittleres bis größeres Unternehmen sind und Gebäude haben, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie über die Jahre so ziemlich alles an Gebäudetechnik verbaut haben, was es damals gab, relativ groß. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich nur für eine Lösung entschieden haben und die in allen Gebäuden stringent umgesetzt haben, ist relativ klein. Und wenn man jetzt sagen würde: Es muss alles auf einer stringenten Technologie aufgebaut sein, dann ist das nicht realistisch.

Das Ganze schreit natürlich nach Integration. Die Frage ist aber: Wie packt man es letztes Ende an? Es muss ja auch noch bedienbar bleiben.

Es muss bedienbar sein. Und das ist ja auch einer der Gründe, warum Sie auch Microsoft wahrgenommen haben in den Bereichen, sei es der OPC-UA-Standard oder seien es andere Konsortien, wo wir sagen: Wir nehmen an verschiedenen Konsortien teil, um das Thema Interoperabilität auch weiterhin zu unterstützen. Das muss der Kern sein. Wir sollten als IT-Industrie sicherlich nicht den Ansatz wählen, dass es entweder in diese oder in jene Richtung gehen muss. Der Kunde muss die Wahl haben und der Kunde muss die Möglichkeit haben, egal, was er nutzt und wie divers seine Infrastruktur auch ist, die entsprechend bei einem Anbieter unterstützt zu sehen. Dem haben wir uns sehr deutlich verschrieben.

Nicht Microsoft, sondern der Treuhänder hat Zugriff auf die Daten

Gerade in mittelständischen Unternehmen werden Techniken wie Big Data oder die Cloud noch sehr skeptisch beäugt. Da ist noch ein bisschen Überzeugungsarbeit notwendig. Wie gehen Sie diese Aufgabe an?

Zwei Punkte. Zum ersten haben wir gerade in Deutschland eine sehr spezielle Lösung für das Thema Cloud, nämlich eine deutsche Cloud für die deutschen Gegebenheiten mit einem sehr spezifischen, für Microsoft weltweit einzigartigen Modell. Das heißt, dass wir hier die Daten definitiv nur in Deutschland halten und zusätzlich noch ein deutsches Treuhändermodell eingeführt haben, so dass wir definitiv sicherstellen können, dass niemand, auch nicht Microsoft USA, Zugriff auf die Daten hat. Das heißt: Microsoft selbst hat keinen Zugriff auf die Daten. Den hat der Treuhänder. Und der Treuhänder kann ihn uns nur geben, wenn der Kunde zugestimmt hat. Das ist ein sehr dediziertes Modell.

Und eine Brücke zurück zu dem, was wir am Anfang besprochen haben: Eins der ersten Themen, die wir hier freigeschaltet haben, sind unsere IoT-Dienste. Da sieht man die Bedeutung der Dienste für uns sowie für uns in Deutschland.

Das zweite ist das Thema Kommunikation. Es gilt hier, sehr stark in Richtung des Mittelstandes zu kommunizieren und auch zu zeigen, was möglich ist und wie Sicherheit sich inzwischen gestaltet. Und das dritte ist, ohne jemandem Angst machen zu wollen, Aufklärung zu betreiben, wie sicher es ist, es noch selbst zu tun. Ich glaube, alle Sicherheitsexperten sind sich mittlerweile einig, dass die Anzahl der Angriffe und der Möglichkeiten, Attacken zu fahren, unglaublich gewachsen ist.

Die größte Sicherheit, die man mittlerweile hat, ist ein großer Anbieter, der technische Möglichkeiten hat, sich a) zu wehren und b) wenn es einmal einen Angriff geben sollte, das auch sofort zu merken. Wir haben ja diese immer wieder erschreckenden Statistiken, wie lange es normalerweise dauert, bis ein Unternehmen merkt, dass gegebenenfalls jemand in das System eingedrungen ist. Die Durchschnittszahl, die ich im Kopf habe, sind 200 Tage. Das ist ungefähr der Standard, den viele haben. Das Statement geht auch immer wieder durch die Gazetten: Es gibt zwei Arten von Unternehmen – die, die gehackt wurden und die, die noch nicht wissen, dass sie gehackt wurden.

Wir wollen keine Panik verbreiten. Das ist nicht der Punkt. Aber es geht um Aufklärung, wie man sich absichern kann und wie realistisch es ist, so etwas noch selbst betreiben zu können. Und wenn Sie sich ansehen, wie groß IT-Abteilungen im Mittelstand sind, dann können Sie davon ausgehen, dass ganz viele es nicht schaffen können, sich tagesaktuell auf solche Angriffe einzustellen. Das wäre übermenschlich.

Man kann nie genug tun

Die Kernkompetenz dieser Firmen liegt ja auch anderswo. Auf der schwäbischen Alb, um nur mal ein Beispiel zu nehmen, gibt es eine Reihe von Betrieben, die in der Lage sind, eine Schraube auf eine ganz bestimmte Weise zu drehen, wie es kein anderer kann, und dann sind die Weltmarktführer. Von daher müsste man ja auch für ein Umdenken werben: Die Daten vor Ort vorzuhalten, ist möglicherweise riskanter als sie in eine sichere Cloud zu geben, die die Daten in Deutschland vorhält und auch nach deutschem Recht arbeitet.

Genau. Das sind in der Tat mehrere Komponenten, aber das Thema Aufklärung ist ein ganz wichtiges, und da sind wir sicherlich schon unterwegs. Auf der anderen Seite muss man auch ganz ehrlich sagen, da kann man nie genug tun. Es gibt immer noch bei den einen oder anderen den Glauben „wenn ich es bei mir im Keller habe, dann ist es sicherer“. Der Glaube – zumindest wenn der Keller in irgendeiner Art eine Verbindung zum Internet hat – ist heute nicht mehr richtig. Das muss man erklären, und da sind wir sicherlich auch unterwegs, aber da kann man immer – das gilt nicht nur für uns, das gilt auch für viele andere – noch mehr machen. Der zweite Punkt, wenn ich noch darf, ist natürlich aber auch dort tatsächlich mit diesen Weltmarktführern zu sprechen und zu zeigen, welche neuen Möglichkeiten es gibt.

Das Spannende für uns ist es zu sagen: Ja, wir haben einen unglaublich starken deutschen Mittelstand mit Weltmarktführern und mit vielen Kompetenzen. Auf der anderen Seite haben wir jetzt das Thema IoT, die Cloud, all diese Möglichkeiten. Das ist eine Riesenchance auf der einen Seite, das ist aber auch eine Gefahr. Mit anderen Worten: Wenn man sich zu sehr auf seinen bisherigen Lorbeeren ausruhen würde und jemand kommt mit einem ganz neuen Geschäftsmodell – er dreht die Schraube vielleicht nicht ganz so perfekt, aber gut genug, und er schnürt ein schönes Paket darum herum, was es irgendwie einfacher, netter, attraktiver macht, dann ist das eine Gefahr.

Man muss sich auch in Deutschland die Frage stellen, wie man mit den neuen Möglichkeiten umgeht. Und da gibt es diese disruptiven Modelle, die in der Vergangenheit sehr oft aus Amerika gekommen sind mit neuen Services. Ich glaube, in Deutschland haben wir die Möglichkeit, wesentlich mehr zu machen und zu sagen: Wir entwickeln neue Möglichkeiten, wir entwickeln uns weiter und das nicht nur im traditionellen Bereich, sondern auch unter Zuhilfenahme der neuen Technologien.

Können Sie etwas Genaueres zu diesem deutschen Cloud-Angebot sagen, das Sie vorhin angesprochen haben?

Sehr gerne. Deutsches Cloud-Angebot heißt wie gesagt, dass wir ein sehr spezifisches, ein sehr deutsches Modell jetzt haben. Wir bieten zwei deutsche Rechenzentren an, also die Datenspeicherung innerhalb Deutschlands. Wir haben uns vom Microsoft-Netzwerk quasi abgekoppelt.

Wir haben ein spezielles Modell, wir nennen das ein Daten-Treuhänder-Modell, entwickelt, so dass wir nach deutschem Recht und mit deutschen Verträgen einen deutschen Daten-Treuhänder haben, der entsprechend die Daten verwaltet. Microsoft hat auf diese Daten keinerlei Zugriff, es sei denn, der Kunde würde es dem Daten-Treuhänder erlauben, dass Microsoft Zugriff bekommt. Das heißt: Der Kunde hat den Schlüssel in der Hand für seine Daten und kann entscheiden, ob er uns den Zugriff für irgendwelche speziellen Anwendungen gibt, oder ob er das lieber nicht möchte.

Das ist ein ganz neues Modell, das sicherlich für den deutschen Datenschutz sehr spannend ist und was auch großen Anklang gefunden hat, auch und gerade im Bereich des öffentlichen Dienstes, wo man vielleicht vorher davon ausgegangen wäre, bloß nichts in die Cloud zu geben, aber wo man jetzt schon sieht, dass viele Kunden gesagt haben: Das ist hochgradig spannend – und das tatsächlich schon annehmen. Das erlaubt es uns, Kundengruppen zu erschließen, die vorher beim Thema Cloud sehr vorsichtig waren, um es einmal sehr vorsichtig auszudrücken.

Computer verstehen die Menschen immer besser

Sie haben auch einige IoT-Services angesprochen. Was sind denn aus Ihrer Sicht die zwei oder drei interessantesten für deutsche Wirtschaftskunden?

Das ist natürlich eine schwierige Frage. Lassen Sie mich zwei große Bereiche nennen: Das eine ist der klassische IoT-Bereich, der Azure IoT Hub, die Azure IoT Suite, die es schlicht und ergreifend erlaubt, Daten sehr einfach anzudocken und entsprechend zu verarbeiten – unterstützt zum Beispiel durch OPC UA, wenn Sie zum Beispiel Geräte betreiben, die diesen Standard nutzen. Die haben quasi einen direkten Stecker in unsere Cloud, in Azure, und Sie können direkt mit den ganzen Daten arbeiten.

Die zusätzlichen Services, und das ist dann die Erweiterung von dem reinen Azure IoT, die ganzen analytischen Fähigkeiten nutzen. Was ich wie gesagt hochgradig spannend finde, weil das jetzt eine neue Möglichkeit gibt, ist das Thema, das ich vorhin schon angesprochen habe, das ist die Künstliche Intelligenz, die Cognitive Services.

Wir sind jetzt an dem Punkt, an dem Computer die Menschen immer besser verstehen. Ob das das geschriebene Wort ist, ob das das gesprochene Wort ist, ob das der Gesichtsausdruck ist, das heißt: Viele Möglichkeiten, tatsächlich neu zu erschließen, die wir vor drei, vier, fünf Jahren vielleicht nicht ins Reich der Fabel verwiesen hätten, die waren aber nicht für den täglichen Gebrauch zur Verfügung. Das ist sicher ein sehr neues Feld, aber es entwickelt sich rasend schnell. Da kann sehr, sehr viel entstehen.

Man sieht das ja, wenn man sich mit Windows Hello gegenüber dem Surface identifiziert, da hat man Zugriff auf alle möglichen Dienste. Das kann man sich ja im industriellen Bereich ganz ähnlich vorstellen.

Genau. Es kann Identifikation sein und damit auch wieder Sicherheit. Es können natürlich auch andere Services sein. Das Spannende ist auch da wieder, dass das Partnernetzwerk – wir sehen jetzt schon, dass sehr viele Partner sich jetzt schon mit den Möglichkeiten im industriellen Bereich auseinandersetzen und fragen, wie sich daraus ein geschäftsunterstützendes oder geschäftserweiterndes Modell bauen lässt. Da passiert sehr, sehr viel.

Vielleicht ein anderer Punkt, den ich hier noch hinzusetzen sollte: was wir Machine Learning nennen. Das ist auch eine extrem spannende Entwicklung, weil das, was wir vor Jahren zwar konnten, aber unter extrem intensivem Einsatz von Forschern, die sich mit den Algorithmen auseinandergesetzt hatten, ist heute eine grafische Plattform, wo Sie verschiedene Blöcke setzen, die miteinander verbinden in einer grafischen Art und Weise. Sicherlich muss man auch hier den Hintergrund haben, wie es funktioniert, aber die Komplexität eines Machine-Learning-Modells ist heute jenseits der Vorstellungskraft dessen, was wir vor drei Jahren hatten. Es ist wesentlich einfacher geworden und ist tatsächlich für jedermann nach einer kurzen Schulung einzusetzen. Nur um ein Beispiel zu nennen: Wir haben mal geschaut, wie lange unsere Services brauchen, um alle Bücher der Library of Congress – ich glaube es sind 38 Millionen Bücher – zu übersetzen: 76 Sekunden. Nur um Ihnen ein Gefühl zu geben, welche Power dahinter steckt. Vor Jahren hätten wir uns vielleicht über zwei Jahre gefreut. Jetzt sind es 76 Sekunden. Das zeigt, was mittlerweile möglich ist.

Quanten-Computing - die nächste Herausforderung

Ein Problem, das immer noch virulent ist: Das Mooresche Gesetz hat ja zu einer unglaublichen Leistungsexplosion geführt, aber die Netze halten mit dieser Explosion nicht so richtig Schritt. Da gibt es jetzt den Ansatz, dass man die Datenanalyse zumindest in Teilen am Rand des Netzes vornimmt, unter Zuhilfenahme von FPGAs und ähnlichen Techniken. Lässt sich das auch mit Ihrer Vision des Internet der Dinge integrieren?

Absolut. Was ich Ihnen gerade gesagt habe, ist nicht zuletzt auch auf FPGAs zurückzuführen. Da gibt es ganz viele Dinge, ob das FPGA ist, ob das neue Themen wie Blockchain sind, Edge-Computing und so weiter – auch das passt dazu, keine Frage. Aber wir werden da auch noch ganz viele neue Möglichkeiten sehen. Wir haben da auch noch nicht den Punkt erreicht, dass wir sagen würden, das ist die einzig heilbringende Technologie. Da wird sich noch sehr, sehr viel tun, keine Frage.

Im Moment sehe ich das limitierende Element des Netzes für den Status, den wir heute haben, nicht. Denn wenn Sie sehen, was für Datenvolumina heute tatsächlich übertragen werden, dann sind wir nach allen Hochrechnungen, die ich zumindest kenne, in 2020 im Internet of Things ungefähr dort, wo heute die Smartphones sind. Das heißt, das, was wir heute mit Smartphones übertragen, übertragen wir dann im IoT-Bereich. Das können wir heute schon ganz gut.

Das Faszinierende für mich ist dabei, dass das Smartphone-Volumen ganz stark durch Fotos und durch Videos, durch Streaming, Musik und dergleichen geprägt ist und die IoT-Daten ja kleine Happen sind. Allein die Tatsache, dass dies in drei bis fünf Jahren ein solches Volumen erreicht, ist eigentlich schon Wahnsinn.

Ja, man muss aber auch an Anwendungen wie die industrielle Bildverarbeitung und dergleichen denken. Das ist auch im Kommen.

Das kommt, klar. Und es wird noch andere Anwendungen geben. Das muss man klar sagen. Dabei ist aber auch die Frage: Was wird wo prozessiert? Sind es die klassischen Cloud-Modelle, sind es FPGA, sind es andere Möglichkeiten? Das wird noch ganz spannend. Mal gucken, was beim Quanten-Computing rauskommt.

The sky ist the limit.

So ungefähr sieht’s aus, ja.

Der Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partnerportal Elektronikpraxis erschienen.

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