3D-gedruckte Requisiten Wie Marvel und HBO mit dem 3D-Druck neue Welten kreieren

Von Stefan Holländer |

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Ohne Requisiten wären Hollywood-Blockbuster undenkbar. Doch deren Herstellung kann sehr aufwendig sein. Marvel und HBO nutzen nun 3D-Druck, um die Arbeit hinter den Kulissen zu beschleunigen. Wie der digitale Workflow neue Wege für die Film- und TV-Industrie eröffnet.

Für jeden Marvel-Film werden etwa 100 Requisiten auf dem 3D-Drucker erstellt. Und um die neuen Marvel-Serien mit Probs auszustatten, haben die Requisiteure das 3D-Druckvolumen noch erhöht.
Für jeden Marvel-Film werden etwa 100 Requisiten auf dem 3D-Drucker erstellt. Und um die neuen Marvel-Serien mit Probs auszustatten, haben die Requisiteure das 3D-Druckvolumen noch erhöht.
(Bild: Formlabs)

Trotz der Fortschritte bei CGI und digitalen Effekten in den letzten Jahrzehnten bleiben prothetisches Makeup, Requisiten und Kostüme weiterhin ein wichtiger Teil bei Dreharbeiten. Doch der Entwurf und die Herstellung von Requisiten ist häufig sehr zeitaufwändig und erfordert viel Kreativität, Fantasie und Präzision. Angesichts des knappen Zeitplans der meisten Produktionen bleibt auch nur wenig Spielraum für Fehler. Russell Bobbitt, Leiter der Requisite bei den Marvel Studios hat bereits erkannt, dass der 3D-Druck den Workflow erheblich vereinfacht und er nun mit weniger Aufwand Requisiten herstellen kann. Auch bei der Serie ‚Raised by Wolves‘ von HBO Max unter der Regie von Ridley Scott kam der 3D-Druck zum Einsatz und ermöglichte eine beeindruckende Science-Fiction-Welt.

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Der Durchbruch des 3D-Drucks im Marvel-Universum

Bobbitt verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung im Filmdesign und hat seine Fähigkeiten bei Blockbuster-Filmen wie Iron Man, Avengers und Guardians of the Galaxy unter Beweis gestellt. Als Requisiteur ist Bobbitt für viele wichtige Elemente verantwortlich, die auf der Leinwand erscheinen.

Bobbitt wurde im Jahr 2009 von Film- und Fernsehproduzent J.J. Abrams auf das 3D-Druckverfahren aufmerksam gemacht. Der Filmemacher wollte während seines Star Trek-Reboots einen Polizisten auf einem schwebenden Motorrad, der eine Ray-Gun ziehen sollte, darstellen. Auf Nachfrage von Bobbitt, wie er dies realisieren sollte, sagte Abrams, er habe einen 3D-Drucker in seinem Büro. Das Vorgehen beeindruckte Bobbitt so sehr, dass er sich umgehend an die Arbeit machte und zusammen mit einem Experten, der sich mit CAD-Zeichnen auskannte, eine Ray-Gun entwickelte. „Wir setzten uns hin, zeichneten die Waffe und er drückte auf den Druckknopf“, berichtet Bobbitt. „So wurde ich in den 3D-Druck eingeführt. Am nächsten Tag hatten wir die Waffe. Ich ließ die Lackierer schnell lackieren und wir benutzten die Ray-Gun direkt aus dem 3D-Drucker. Keine Gussformen, kein Gießen, kein gar nichts.“

Bobbitt schätzt, dass er mit dem 3D-Druck nun etwa 100 Requisiten pro Film druckt. „Ich arbeite gerade an fünf Marvel-Streaming-Shows und einem Spielfilm. Ich drucke gerade 200 Requisiten nahezu zeitgleich. Es ist also eine Daueraufgabe“, sagt er.

3D-gedruckte Requisiten und Prothesen für HBO Serie ‘Raised by Wolves’

Bei der neuen futuristischen Serie Raised by Wolves‘ von HBO Max unter der Regie von Ridley Scott, die in Südafrika gefilmt wurde, ermöglichte der 3D-Druck die Schaffung einer beeindruckende Science-Fiction-Welt. Jaco Snyman, Gründer von Dreamsmith und leitender Prothesendesigner, stand vor der Herausforderung mit etwa zwei bis drei Wochen zwischen den einzelnen Folgen die Requisiten für den nächsten Drehblock zu entwerfen, die Prototypen zu fertigen, sie genehmigen zu lassen und die endgültigen Teile herzustellen. Angesichts des engen Zeitplans haben sich Snyman und sein Team für den Einsatz von 3D-Druckern entschieden, um die Science-Fiction-Welt von ‚Raised by Wolves‘ zum Leben zu erwecken.

So sieht die neue Serie 'Raised by Wolves' aus:

Vom Androidenkopf, über eine mechanische Hand, bis zum Alien-Fötus – die verschiedenen 3D-gedruckte Requisiten und Prothesen beschleunigten die Arbeitsprozesse hinter den Kulissen. „Vor Einführung des 3D-Drucks haben wir so etwas beispielsweise aus Ton geformt, eine Form hergestellt und sie anschließend mit Kunststoff vergossen, sie gereinigt und dann bemalt. Das konnte ewig dauern. Jetzt kann ich es einfach drucken, reinigen und bemalen“, erklärt Jaco Snyman. Für gewöhnlich versucht er immer zumindest zwei Exemplare jedes endgültigen Teils herzustellen, wovon eines in der Szene und das andere als Ersatz verwendet wird.

Snyman ist davon überzeugt, dass der 3D-Druck die Herstellung von Sci-Fi-Requisiten verbessert hat. „Die Androidenteile und Requisiten mit harten Oberflächen sehen aus, als wären sie gefräst worden, und die Durchlaufzeit ist einfach unschlagbar. Ich arbeite wirklich gerne mit dem 3D-Druck; mit ihnen können verschiedene Objekte präzise schnell und wirksam gefertigt werden“, so Snyman.

Der 3D-Druck-Workflow für die Erstellung von Requisiten

Der 3D-Druck spart erhebliche Zeit bei der Herstellung von Requisiten und fördert die Kreativität im Designprozess. Die Prototypen können direkt im Studio gedruckt und bei Bedarf leicht im CAD-Programm angepasst werden. Der Designprozess wird flexibler und effizienter. So können Requisiten mit einer noch höheren Detailgenauigkeit erstellt werden.

Im Allgemeinen durchläuft der Designprozess mit dem 3D-Druck im Prop-Design folgende Stufen:

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3D-Druck wird zum alltäglichen Werkzeug

Der 3D-Druck spielt eine transformative Rolle bei der Herstellung von Requisiten. Neue Requisiten können binnen kurzer Zeit direkt vor Ort hergestellt werden. Dank 3D-Scans und 3D-Modellierungen ist es leicht, perfekt angepasste Props herzustellen. Für viele Requisiteure ist der 3D-Druck inzwischen zu einem alltäglichen Werkzeug geworden.

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