Rail2X-Projekt Wenn Weichen, Schranken und Züge miteinander kommunizieren
Die Entwicklung datenbasierter Anwendungen für das deutsche Schienennetz ist Ziel des Rail2X-Projekts. Erforderlich dafür sind viel Know-how in der Software-Entwicklung sowie Domänenwissen in den Bereichen Eisenbahnbetrieb und Zulassungswesen. Das Projekt wird vom Hasso-Plattner-Institut (HPI), Potsdam, bearbeitet.
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Die Bahn ist das beliebteste Verkehrsmittel der Deutschen. Angaben der Deutschen Bahn zufolge ist die Zahl der Fahrgäste seit Jahresbeginn spürbar gestiegen, und zwar von 11 auf 12,2 Millionen, also um 10,7 Prozent im Vergleich zum Januar des Jahres 2019. Zum Teil dürfte der Zuwachs auf die Mehrwertsteuersenkung im Bahn-Fernverkehr zurückzuführen sein.
Mobilität bedarfsgerechter gestalten
Aber auch das rund 33.000 Kilometer lange Schienennetz in Deutschland birgt ein enormes Potenzial für datenbasierte Anwendungen. So ermöglicht ein neues "Digitales Testfeld" der Deutschen Bahn Tests neuer Technologien unter realen Bedingungen. Dazu zählt auch die Vehicle-to-everything-Technology (V2X), mit der Wissenschaftler des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) im Rahmen des Rail2X-Projekts daran forschen, Mobilität effizienter und bedarfsgerechter zu gestalten.
An dem auf drei Jahre ausgelegten Projekt, das durch das Förderprogramm für die Mobilität 4.0 (mFUND) des Bundesverkehrsministeriums (BMVI) finanziert wird, arbeiten mit dem HPI insgesamt acht Konsortialpartner.
"Die Digitalisierung bei der Bahn erfordert vor allem Know-how in der Software-Entwicklung, neben Wissen aus den Bereichen Eisenbahnbetrieb und Zulassungswesen", sagt der Leiter des Projekts am HPI und Leiter des Fachgebiets Betriebssysteme und Middleware, Professor Andreas Polze. Die neue Teststrecke helfe dabei, Wissen zu bündeln und neue Forschungsergebnisse schneller in die Praxis umzusetzen.
Im Mittelpunkt von Rail2X stehen drei Anwendungsszenarien:
- Deutschlandweit gibt es noch 1000 sogenannte Anrufschranken. An diesen muss vor und nach dem Überqueren des Bahnübergangs über eine Sprechanlage mit dem Fahrdienstleiter telefoniert und die Überquerung erbeten bzw. bestätigt werden. Mit der V2X-Technologie ausgestattete Autos könnten diese Kommunikation automatisch vornehmen.
- Auf derselben Technik basiert auch die Herangehensweise für Bedarfshaltestellen der Bahn. Statt einem herannahenden Zug durch Winken einen Haltewunsch zu signalisieren, könnte durch die WLAN-Technologie (IEEE 802.11p) und einen Taster die Kommunikation zwischen Bahnsteig und Zug auch ohne Sichtverbindung erfolgen. So können auch Bedarfshalte an schwer einsehbaren Haltepunkten ermöglicht werden.
- Aktuell gibt es im deutschen Schienennetzwerk etwa 66.000 Weichen und Kreuzungen. Bei diesen soll die Wartung bedarfsgerechter ausgeführt werden, um zu frühe oder zu späte Wartung zu vermeiden. Sensoren an der Weiche könnten Wartungsdaten an darüberfahrende Züge abgeben und so die Wartung nach Bedarf früher eingeleitet oder verzögert werden.
Die Ergebnisse des Rail2X-Forschungsprojekts werden im neuen Digitalen Testfeld der Deutschen Bahn im Erzgebirge und auf der InnoTrans 2020 in Berlin präsentiert.
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