Expertenbeitrag

 Johannes Lutz

Johannes Lutz

CEO, 3D Industrie GmbH

3D-Druck-Kolumne // November Welche Probleme löst 3D-Druck wirklich?

Von Johannes Lutz

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Die unzähligen Vorteile der Additiven Fertigung sind in der Industrie bereits bekannt, doch nicht immer werden diese erkannt oder passend angewendet. Viel wichtiger ist die Frage, welche Probleme 3D-Druck konkret löst, um diesen sinnvoll einzusetzen.

Wo lohnt es sich, 3D-Druck sinnvoll einzusetzen? 3D-Druck-Experte Johannes Lutz erklärt, wie sich Probleme finden lassen, die mithilfe additiver Fertigung gelöst werden können.
Wo lohnt es sich, 3D-Druck sinnvoll einzusetzen? 3D-Druck-Experte Johannes Lutz erklärt, wie sich Probleme finden lassen, die mithilfe additiver Fertigung gelöst werden können.
(Bild: 3D Industrie)

Im täglichen Umgang mit meinen Maschinenbaukunden und -kundinnen werden die vielen Vorteile für die Technologie zwar gesehen, aber nur selten der tatsächliche Grund für den sinnvollen Einsatz von 3D-Druck erkannt. Als herstellerneutraler Berater in der Additiven Fertigung bekomme ich oft die Aussage zu hören: „Wir kennen die Vorteile und haben uns bereits ausgiebig damit beschäftigt und nach Anwendungen gesucht, aber so richtig sind wir noch nicht vorangekommen.“

Die Aussage lässt deuten, die Vorteile würden doch nicht wie anfangs vorgesehen in die Anwendungen passen, die man im Unternehmen gefunden hat. Als würde etwas fehlen, damit es vollständig Sinn ergibt. Es ist im typischen Maschinenbau zu selten der Fall, dass Bauteile viel leichter sein müssen. Auch die Herstellungskosten sind tatsächlich nicht immer günstiger, als wenn man das Bauteil mal eben konventionell herstellen würde.

Viele Unternehmen denken, der Vorteil sei nicht so groß wie angedacht und es würde sich nicht lohnen, genau in diesem Bereich 3D-Druck einsetzen zu müssen. Somit bleibt man lieber beim Alten.

Warum aber ist das so? Warum kommen die Vorteile von 3D-Druck genau dort nicht so zum Zuge, wo jeder in der 3D-Druck Branche darüber spricht?

Suchen an falschen Stellen

Hier liegen ein Denkfehler und ein verdrehter Blick auf die Situation vor. Es ergibt wenig Sinn, ein bereits bestehendes und gut funktionierendes Bauteil in einer Maschine oder Baugruppe nur des 3D-Drucks wegen auszutauschen. Ebenso lohnt es sich nicht, in einem Fahrzeug so lange nach einem additiv gefertigten Bauteil zu suchen, wo es eigentlich keines zu finden gibt, man es dann aber doch tut, weil bereits so lange danach gesucht wurde.

Genau dies ist oft der Hauptgrund, warum das „Matching“ zwischen der Anwendung und den Vorteilen nicht vorhanden ist. Es wird zwar an interessanten Stellen gesucht, an denen es aber nichts zu finden gibt. Und es gibt offensichtliche Stellen, an denen sollte dringendst gesucht werden. Diese sind aber manchmal zu einfach oder langweilig, um dort 3D-Druck mit all den Vorteilen gewinnbringend einzusetzen.

Konkreter gesagt, soll und muss 3D-Druck dort Einsatz finden, wo es ein Problem oder eine Herausforderung zu lösen gibt. Dabei sind die Probleme besonders im Maschinenbau nicht erkennbar, da einige betriebsblind und uneinsichtig sind, oder aber andere erfolgslose Anwendungen nachahmen. Erst durch einen Trick werden die Herausforderungen wieder sichtbarer.

Probleme erkennen, die 3D-Druck löst

Nicht wie auf den Messen, in Webinaren oder Zeitschriften nach Raketen-, Flugzeug-, oder Turbinenteilen suchen, sondern die einfachen Probleme im Unternehmen wiedererkennen: Genau diese Methode ist ein Bestandteil unserer Beratung, die den nachhaltigen Erfolg von 3D-Druck in den Abteilungen ausmacht. Oberflächlich gesagt, geht es darum, Probleme zum Thema Erhitzen und Kühlen, Takt und Montage, Herstellung und Kosten, Gewicht- und Funktionen, Lieferung und Transport oder Entwicklung und Fertigung im Unternehmen zu finden. Herausforderungen, über die sich die Mitarbeitenden beklagen. Besonders treten diese bei Arbeitsschritten auf, die einen inneren Widerstand im Kopf auslösen, weil der Prozess nicht passend genug optimiert wurde, um diesen sorgenfrei auszuführen. Jede Beanstandung eines Prozesses oder eines Arbeitsganges im Entwicklungs- und Produktionsumfeld sollte zielgerichtet mit 3D-Druck durchleuchtet werden.

„Knackpunkt dabei ist, die richtigen Fragen in den Abteilungen zu stellen, anstatt wieder den 10-minütigen Vorteilsbingo Selftalk durchzuführen, der wieder nicht zum gewünschten Ergebnis führt.“

Probleme identifizieren

Auch wenn 3D-Druck als einfache Lösung erscheint, so ist der nun leichtere Arbeitsschritt immer noch eine gelöste Herausforderung für einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin. Übertragbar ist dies auch auf die Probleme, die Kunden und Kundinnen in der Anwendung mit den eigens hergestellten Produkten haben. Herauszufinden, ob eine 3D-gedruckte Lösung genau das Problem in der Handhabung löst, ist die Aufgabe der Produzierenden.

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Wenn es also schwer erscheint, Anwendungen im Unternehmen zu finden, für die sich 3D-Druck lohnen könnte, so liegt es daran, dass das zu lösende Problem noch nicht genau identifiziert wurde. Ein letzter Tipp: Auch wenn ein offensichtliches Problem mit 3D-Druck zu lösen ist, sollten Sie sich auch fragen, wozu Sie es lösen wollen und woran sie fest machen, dass es ein Problem ist. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, ist es gut, herstellerneutrale Beratende darüber schauen zu lassen.

Die monatliche 3D-Druck-Kolumne entsteht in Kooperation mit unserem Autor Johannes Lutz von 3D Industrie. Interessieren Sie sich für weitere Themen aus der Welt des 3D-Drucks? Dann hören Sie sich den 3D-Druck-Podcast von Johannes Lutz an.

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