Heute ist Valentinstag! Vom Daten, Lieben und Schenken im digitalen Zeitalter

Redakteur: Jürgen Schreier

Am 14. Februar, dem Valentinstag, versichern sich Verliebte mit Geschenken ihre Zuneigung. Wer rote Rosen oder Mon Chérie für uncool hält, findet in Online-Shops "spezielle" Präsente zum Valentinstag. Aber auch jenen, die mangels Partner gar nichts verschenken können, kann geholfen werden: Dating-Portale und -Apps haben (angeblich) die "Formel für das Liebesglück".

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Der 14. Februar wird weltweit als Tag der Liebenden gefeiert.
Der 14. Februar wird weltweit als Tag der Liebenden gefeiert.
(Bild: gemeinfrei / Unsplash)

Kaum ist Weihnachten vorbei, da gibt es schon die nächste Gelegenheit, den oder die Liebste zu beschenken: den Valentinstag. Und, genau der ist heute! Alljährlich am 14. Februar schenken sich Liebende eine kleinere oder größere Aufmerksamkeit als Zeugnis ihrer Zuneigung. Blumen, aber auch Süßigkeiten - insbesondere Pralinen - gehörten über viele Jahre zu den beliebtesten Geschenken, mit den Mann/Frau die/den Partner(in) beglückte. Allein zum Valentinstag 2018 transportierte Lufthansa Cargo 800 Tonnen roter Rosen nach Deutschland.

Blumen ja, Süßes eher nein

Inzwischen hat sich das Bild jedoch gewandelt, schenkt man einer Umfrage des Partnervermittlungs-Portals Parship Glauben. So ist Rot der Rosen ein wenig verblasst: Trotzdem sind Blumen als Valentinstagsgeschenk noch immer recht beliebt, schaffen es aber nur noch auf Platz 2 der Geschenke-Hitparade. Als Favorit gilt derzeit das "romantische Abendessen zu zweit", während die Pralinen mit der Piemont-Kirsche oder die edlen Tröpfchen in Nuss als Liebesbeweise nicht mehr so recht verfangen wollen. Fast schon als Beziehungskiller könnte sich der Geschenkgutschein erweisen, der auf dem vorletzten Platz beim Parship-Rankings landet.

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Wenn schon schenken, dann wenigstens originell, empfiehlt der Online-Shop Geschenke24.de, der ein ganze Reihe von Geschenken zum Valentinstag bereithält: darunter die Holzleuchte "Unendlichkeit", der Schlüsselanhänger "Schönster Tag" inklusive Gravur und ein Bilderrahmen "Ich liebe Dich" mit LED-Leuchte.

Was aber tun, wen es niemanden gibt, den man am Valentinstag mit dem absoluten Highlight aus dem Geschenke24-Sortiment - der echten Sternschnuppe mit Zertifikat über Fundort, Größe und Art des Meteoriten - beschenken könnte? Kein Problem, denn im digitalen Zeitalter gibt es auch für dieses Problemchen eine Lösung: Online-Dating heißt das Zauberwort.

Dieser Begriff umschreibt die Partnersuche über das Internet, wie das Statistikportal Statista wissenschaftlich trocken doziert. Die Hamburger Online-Partnervermittlung Parship wurde schon erwähnt, Elite Partner ist ein weiterer wichtiger Player am wachsenden Online-Dating-Markt, der sich nach eigenem Bekunden auf den "Single mit Niveau" fokussiert .

Speziell an einsame "Silver Ager" (50 plus) wendet sich die Partnerbörse zweisam.de. Und wer über AutoScout24 vielleicht schon einmal seinen Traumgebrauchtwagen gefunden hat, wird auf LoveScout24 möglicherweise die Traumpartnerin oder den Traumpartner finden.

Dazu gesellen sich die sogenannte Casual-Dating-Plattformen wie Fremdgehen88, C-Date oder Amateur Community, wo es eher um das schnelle "Abenteuer" geht als um die ganz große Liebe geht. Außerdem Dating-Apps wie Tinder, Bumble oder Lovoo, die das Matchen und Turteln auch "over the air", also per Smartphone, ermöglichen.

Und: Die Online-Partnersuche ist mittlerweile weltweit zu einem Riesengeschäft geworden. Allein 2019 gaben Verbraucher rund 2,2 Milliarden Dollar für Dating-Apps aus - doppelt so viel wie in den Jahren zuvor. Das hat App Annie herausgefunden - ein Unternehmen mit Hauptsitz in San Francisco, das seine Kunden mit Daten und Insights rund um den App-Markt versorgt.

Bei Apps ist Tinder umsatzmäßig die Nummer 1

Während Tinder bei den Verbraucherausgaben 2019 weltweit dominierte, was hauptsächlich auf die In-App-Abonnements zurückzuführen ist, ist auch die Konkurrenz nicht untätig. Bei Bumble dürfen Frauen ihr Herz selbst in die Hand nehmen; zudem lädt die App auch dazu ein, Freunde zu treffen oder Geschäftskontakte zu pflegen. Außerdem gibt es eine Reihe von Nischen-Dating-Apps, die in verschiedenen geografischen Gebieten und demografischen Gruppen beliebt sind. Frei nach dem Motto "Auf jeden Topf passt ein Deckel" haben sich so mobile Anwendungen wie Single Parent Meet oder JSwipe etabliert.

Die Statistiken zeigen ferner, dass der durchschnittliche Dating-App-Nutzer für ein Monatsabo zahlt: im Vergleich zu 2017 sogar mit einem Anstieg von 95 Prozent. Zwar schwanken die Ausgaben für die unterschiedlichen Apps, allerdings wurden im Schnitt rund 90 Dollar pro Jahr für den Erfolg des Matchmaking-Prinzips ausgegeben. Für die Top 10 der Dating-Apps in Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Russland macht das für das Jahr 2019 ein en Umsatz von rund 345 Millionen Dollar.

Eine "Erfolgsgarantie" beim Online-Dating gibt es natürlich nicht. Doch zeigen Untersuchungen, dass Dating-Apps nicht nur mehr Ehen führen, sondern auch zu längeren und glücklicheren Beziehungen beitragen. Ein inhärentes Rätsel bei Dating-Apps ist allerdings: Mit steigendem Erfolg, sinken die Nutzerzahlen. Im Jahr 2019 ließ sich jedoch beobachten, dass die Anzahl der Langzeitnutzer weiterwächst und der durchschnittliche Benutzer bereit ist, mehr für Funktionen auszugeben, die sein Dating-Profil verbessern, in der Hoffnung, die perfekte Übereinstimmung zu finden.

Dating Apps - ein Sicherheitsrisiko?

Bei Datenschützern und Cybersecurity-Experten sind viele Dating-Apps allerdings umstritten. Darauf weist der Security-Spezialist APPVISORY hin. Das Unternehmen hat verschiedene Apps unter Datenschutz- und Datensicherheitsaspekten untersucht, wobei happn, Grindr, Tinder, Parship, Bumble, LoveScout24 und Badoo in puncto Sicherheit kein allzu gutes Bild abgaben. Für die APPVISORY-Experten haben solche Apps zumindest nichts auf betrieblichen Smartphones zu suchen haben, wo ja sehr häufig mit sensiblen Firmen-Daten gearbeitet wird.

Der von APPVISORY zusammengestellte Risiko-Score

  • 1. happn (Android) - Risk Level (CVSS Score): 8,8
  • 2. Grindr (Android) - Risk Level: 8,8
  • 3. Tinder (Android) - Risk Level: 8,8
  • 4. Parship (iOS): Risk Level: 6,0
  • 5. Badoo, LoveScout24 & Bumble (iOS) - Risk Level: 6,0

zeigt, dass vor allem bei happn das Thema Datenschutz nur "dürftig" umgesetzt wurde. Auch Tinder und Grindr gehen mit den Daten ihrer User recht sorglos um. Mit der eindeutigen Identifizierung von Nutzern verstoßen sie sogar gegen die DSGVO der EU

Happn verwendet durchgehend transportverschlüsselte Kommunikation, aber sie kommt nicht ohne Analytics-Tracker mit Standort in diversen EU- und Nicht-EU-Ländern aus. Deutlich skeptischer könnte man die Einbindung des externen Content Distribution Network- und Firewall-Dienstes „Cloudflare“ sehen. Cloudflare ist zwar eine Art mobile Firewall und damit grundsätzlich eine Sicherheitsfunktion (sie Kasten), dennoch verlassen die sensiblen Daten die EU.

Tracker-Daten landen in China

Doch anders als Parship, Tinder und Grindr, die ebenfalls Cloudflare als Dienst eingebunden haben, weist happn zumindest in den Datenschutzbestimmungen darauf hin. Im umgekehrten Fall wäre es sonst ein klarer Verstoß gegen die DSGVO.

Die eliebten Dating-Apps Tinder und Grindr unterscheiden sich in der Transportverschlüsselung nur dadurch, dass Tinder darauf verzichtet. Beide verwenden Analytics-Tracker mit Standort in diversen EU- und Nicht-EU-Ländern und übertragen die Android-ID, was die eindeutige Identifizierung eines Nutzers erlaubt. Wie happn nutzen Tinder und Grindr den Dienst Cloudflare, verstoßen aber damit eindeutig gegen die DSGVO, weil sie in ihren Datenschutzbestimmungen nicht auf die Einbindung hinweisen.

Etwas sicherer unterwegs sind "Turteltauben" mit den Apps Badoo, LoveScout24 und Bumble. Bei allen dreien findet die Kommunikation zur jeder Zeit transportverschlüsselt statt. Auffällig war aber die Nutzung vieler Analytics-Tracker mit dem Standort in den USA, bei Badoo, und in verschiedenen EU- und Nicht-EU-Ländern bei LoveScout24 und Bumble. Bei LoveScout landet ein Tracker sogar in China mit eindeutigem Fingerprint des Gerätes (mittels der UDID und weiteren IDs). Fraglich bleibt auch die Abfrage der Berechtigung für den Kalender bei Badoo, welche mit der Auslieferung von Werbung begründet wird.

Datenschützer bremsen Facebooks Flirt-Funktion aus

Auch die amerikanische "Datenkrake" Facebook wollte eigentlich pünktlich zum Valentinstag mit ihre neue "Flirt-Funktion" starten, mit der über 18-Jährige ein separates Dating-Profil anlegen können. Doch daraus wird - zumindest in Europa - erst einmal nichts. Die Social-Media-Plattform muss den Start der Dating-Funktion in Europa nach dem Einschreiten der irischen Datenschutzbehörde auf unbestimmte Zeit verschieben. Letztere sei erst Anfang Februar 2020 über Pläne informiert habe, die Flirtplattform am 13. Februar nach nach Europa zu bringen.

In den USA ist die Dating-Funktion von Facebook bereits seit September 2019 verfügbar und möchte bestehenden Angeboten wie Tinder,Bumble und Lovoo Paroli bieten.

Was ist Cloudflare?

Cloudflare ist ein Content-Delivery-Netzwerk (CDN). Bei einem CDN arbeitet eine geographisch verteilte Gruppe von Servern zusammen, um eine schnelle Auslieferung von Internet-Inhalten zu ermöglichen.

Ein CDN ermöglicht die Übertragung von Assets, die zum Laden von Internet-Inhalten benötigt werden, einschließlich HTML-Seiten, Javascript-Dateien, Stylesheets, Bildern und Videos. Die Popularität von CDN-Diensten nimmt weiter zu. Heute wird der Großteil des Webverkehrs über CDNs abgewickelt.

Außerdem sorgt Cloudflare dafür, dass schädlicher Traffic den Ursprungswebserver gar nicht erst erreicht. Cloudflare analysiert potenzielle Bedrohungen innerhalb von Besucheranfragen auf verschiedene Charakteristika:

• die IP-Adresse des Besuchers,
• die angeforderten Ressourcen,
• Nutzlast und Häufigkeit der Anfrage und
• vom Kunden definierte Firewall-Regeln.

Ein DNS Lookup oder Ping auf eine Subdomain, die über einen Cloudflare-Proxy geleitet wird, gibt Cloudflare-IP-Adressen zurück. Bei DNS-Einträgen mit Proxy maskiert Cloudflare die ursprüngliche IP-Adresse. Angreifer können Cloudflare deshalb nicht umgehen und etwa den Ursprungswebserver direkt angreifen.

Weil ein CDN keine Inhalte hostet kann es die Notwendigkeit eines ordnungsgemäßen Web-Hostings nicht ersetzen. Doch hilft ein CDN beim Caching von Inhalten am Netzwerkrand, was die Leistung der Website verbessert (z.B. Dienstunterberechungen verhindert).

Mit Dating Services zur großen Liebe?

Trotzdem: "Dating Services" - Plattformen wie Apps - sind ein Riesengeschäft. Allein in Deutschland ist der Umsatz mit Online-Dienstleistungen rund um die Partnersuche stetig gestiegen und dürfte laut Statista im laufenden Jahr ein Volumen von 212 Millionen Euro erreichen. Weltweit wird sich der Umsatz auf rund 5,45 Milliarden Euro belaufen, so die Prognose für 2020.

Kein Wunder: Nach der Studie zu "Dating-Portalen und der großen Liebe" von Splendid Research waren 37 Prozent der Deutschen schon einmal Mitglied bei mindestens einem solchen Online-Portal. Der Hauptgrund der Anmeldung ist dabei die Partnersuche: 55 Prozent der Befragten sind deshalb zum Mitglied geworden.

Jedoch geht der Wunsch nach einer Partnerschaft durch eine Online-Mitgliedschaft nur für wenige in Erfüllung: Lediglich Nur 31 Prozent der aktiven oder ehemaligen User von Single-Börsen oder entsprechenden Apps haben dort ihre(n) Partner(in) gefunden. Vor allem bei der Anzahl zustande gekommener Dates könnten die "Flirt-Vermittler" besser performen: Rund 38 Prozent der Mitglieder hatten noch nie ein Date über ihr Portal, weitere 30 Prozent nur eines oder zwei.

Bemerkenswert ist außerdem: 29 Prozent der ehemaligen User haben laut Splendid Research ihren Account gelöscht, weil sie ohne Hilfe des Internets - sozusagen "offline" - einen Partner gefunden haben. Dem stehen 24 Prozent gegenüber, die sich abgemeldet haben, weil die Partneranbahnung bei dem betreffenden Portal erfolgreich verlaufen ist. Daraus lässt sich schließen, dass die Chance, den eigenen Partner auf klassischem Wege kennenzulernen, selbst für Dating-Portal-Nutzer größer ist als die Wahrscheinlichkeit, der großen Liebe im World Wide Web zu begegnen.

Neben dem Thema Dating-Portale hat sich Splendid Research auch der Frage gewidmet, ob die Deutschen überhaupt an die große Liebe glauben. Fazit: Romantik ist selbst im Internetzeitalter nach wie vor aktuell. Trotz aller Widrigkeiten glauben noch 71 Prozent der Deutschen an diese "große Liebe". Allerdings wird dieser Glauben stark durch den eigenen Beziehungsstatus beeinflusst. Während 79 Prozent der Personen in einer Beziehung an den Partner fürs Leben glauben, sind es bei den Singles gerade einmal 52 Prozent. Bei der großen Liebe gehört also online wie offline eine gehörige Portion Glück dazu.

Der Anti-Valentinstag - die Alternative für Singles

Doch sollte jemand tun, dem dieses Glück nicht hold ist und der den 14. Februar in tiefer Einsamkeit verbringen muss? Das Online-Magazin Single.de empfiehlt allen, die entweder dem Valentinstag nichts Positives abgewinnen können oder mangels Partner(in) keinen Grund haben, den Valentinstag zu feiern, den persönlichen Anti-Valentinstag. Und so funktioniert's: Kaufe dir einen Kaktus statt Rosen, gucke einen Horror-Film statt eine Liebes-Schnulze oder gehe in eine schrammelige Kneipe statt in ein romantisches Restaurant.

Apropos Horrorfilm. Da haben wir doch gleich die passende Empfehlung: "Blutiger Valentinstag" heißt der Streifen, den die Kinozeitschrift Cinema als "Klassiker des schlechten Geschmacks" beschrieb. Gegenteiliger Meinung ist jedoch der Hollywood-Regisseur Quentin Tarantino (Pulp Fiction, Kill Bill, Inglorious Bastards, Once Upon a Time in Hollywood), der das Schauerstück als ein „all-time favourite slasher movie“ bezeichnete. Nun ja, die die Geschmäcker sind eben verschieden.

Übrigens: Für VR-Nerds gibt es sogar ein High-Tech-Remake des Originals von 1981. "My Bloody Valentine 3D“ ist der erste Horrorfilm, der in 4k-Auflösung in 3D gedreht wurde. Viel Spaß und/oder schönes Gruseln, wünscht Ihnen das Team von Industry of Things!

Eine kurze Geschichte des Valentinstags

Der Valentinstag wird am 14. Februar begangen. Das Brauchtum dieses Tages geht auf das Fest des heiligen Valentinus zurück, eines Märtyrers, in dessen Hagiographie möglicherweise die Vitae mehrerer Märtyrer dieses Namens zusammenflossen.

Der Gedenktag des hl. Valentinus am 14. Februar wurde von Papst Gelasius im Jahre 469 für die ganze Kirche eingeführt, 1969 jedoch aus dem römischen Generalkalender gestrichen. Verbreitet gibt es jedoch um den Valentinstag herum Gottesdienste, in denen Ehepaare gesegnet werden.

Die erste Beschreibung des 14. Februar als jährliches Fest der Liebe erscheint in der Charter of the Court of Love. Die Charta, angeblich von König Karl VI. von Frankreich im Jahre 1400 in Mantes-la-Jolie herausgegeben, beschreibt große Festlichkeiten, bei denen Mitglieder des königlichen Hofes zugegen waren. Dazu gehörten ein Festmahl, Wettbewerbe zu Liebesliedern und -poesie, Turnierkämpfe und Tanz. Es existiert keine weitere Aufzeichnung des Hofes, und keine der in der Charta genannten Persönlichkeiten war in Mantes-la-Jolie dabei, außer der Königingemahlin Isabeau de Bavière, die sich alles wahrscheinlich nur erwünschte, während sie auf die Pest wartete.

In Westdeutschland wurde der Valentinstag nach dem Zweiten Weltkrieg durch dort stationierte US-Soldaten bekannt. Im Jahre 1950 veranstaltete man in Nürnberg den ersten „Valentinsball“. Allgemein bekannt wurde der Valentinstag durch die vor dem 14. Februar verstärkt einsetzende Werbung der Floristik- und der Süßwarenindustrie.

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