Industrie 4.0 Verliert Deutschland in der Digitalisierung den Anschluss?
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Marktforscher sind der Meinung, dass Deutschland mit den Aktivitäten zu Industrie 4.0 der Welt hinterher hinkt. Eine kurze Bestandsaufnahme aus dem Steckverbinder-Valley beweist allerdings das Gegenteil.

Der Begriff Industrie 4.0 steht für die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien für die Produktion. Digitalisierung und Vernetzung der Prozesse von der Leitebene bis zum Sensor und Aktor sowie dem Werkstück, auch über die Fabrikgrenzen hinaus, versprechen signifikante Wertschöpfungspotenziale. Das bedeutet Flexibilitäts- und Effizienzsteigerung sowohl in der Produktion als auch in der Entwicklung.
Doch daran krankt die deutsche Wirtschaft, denn die Tragweite für das Kerngeschäft und konkrete Herausforderungen werden in den Unternehmen nicht ausreichend erkannt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von etventure und GfK Nürnberg.
Immerhin gibt jedes vierte der befragten 2000 Großunternehmen an, dass der Stellenwert der digitalen Transformation in den vergangenen 12 Monaten deutlich gestiegen sei. Die Studie belegt auch, dass je stärker Vorstände und Geschäftsführer die Digitalisierung steuern, umso häufiger erfolgreiche Ergebnisse sichtbar werden. Fazit der Studie ist, dass Deutschland in der Digitalisierung dabei ist, den Anschluss zu verlieren.
Schrittmacher auf dem Weg zur intelligenten Fabrik
Dem entgegen steht die Aussage von Marion Sommerwerk, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Weidmüller. „Industrie 4.0, Datenanalyse in der Produktion, aber auch Predictive Maintenance sind Themen, mit denen sich Hersteller weltweit intensiv beschäftigen. Besonders in Deutschland sehen wir uns als Schrittmacher des Mittelstands auf dem Weg zur intelligenten Fabrik.“
Michael Matthesius, Leiter Global Industry Manager Maschinenbau, fügt hinzu: „Nach dem ersten Prototypen einer selbstkorrigierenden Stanz-Biege-Maschine hat Weidmüller nun auch Fortschritte im Bereich Big Data und Analytics erzielt.“ Beim Thema Predictive Maintenance werden Lösungen für ein vorrausschauend gewartetes Maschinenportfolio angeboten, die durch anwenderfreundliche Lösungen zur sicheren Fernwartung ergänzt werden, führt Matthesius weiter aus.
So präsentiert das Unternehmen auf der Hannover Messe das „Industrie 4.0 Cockpit“, mit dem Besucher Applikationen auf dem Messestand per Fernzugriff bedienen können. Auch in den USA sei das Interesse am Produktportfolio groß, erklärt Sommerwerk, die Aktivitäten bezögen aber auch die Gestaltung digitaler industrieller Standards mit ein. So engagiere man sich z.B. im Vorstand der ODVA (open DeviceNet vendor association), einer Vereinigung mit dem Ziel, offene und kompatibel Informations- und Kommunikationstechnologien in der Automatisierungstechnik zu fördern.
Digitalisierung bietet enormes Wachstumspotenzial
Auch Harting setzt auf die Digitalisierung, die nach Ansicht von Dr. Frank Brode, Vorstand neue Technologien, enormes Wachstumspotenzial bietet. „Die Digitalisierung wird die Welt von heute auf den Kopf stellen. Prozesse, Geschäftsmodelle und ganze Branchen werden sich ändern – oder untergehen“, sagt Brode. Deswegen biete auch die IT- und Software-getriebene, hoch dynamische US-Wirtschaft für das Unternehmen als klassischen Lösungsanbieter für den Maschinen- und Anlagenbau und als Experte für Integrated Industry eine große Chance.
Die Technologiegruppe ist seit Jahren in nationalen und internationalen Gremien, Verbänden und Organisationen vertreten wie dem ZVEI, VDMA, BDI oder der Zukunftsallianz Maschinenbau, it’s OWL, Plattform Industrie 4.0, DFKI oder der Smart Factory KL, führt Brode aus. Man könne so einerseits technologische Entwicklungen als Wegbereiter vorantreiben, andererseits profitiere das Unternehmen von den Erfahrungen aus der Branche.
Seit wenigen Monaten sei man ebenfalls Mitglied im Industrial Internet Consortium (IIC), unterstreicht er. Mit der Mitgliedschaft im IIC und am MIT wolle man sich aktiv an der Entwicklung neuer Technologien beteiligen und diese zur Marktreife führen.
Die Basis ist der digitale Artikel
Phoenix Contact versteht Industrie 4.0 als ein Leitbild für die Weiterentwicklung der industriellen Produktion. Mensch, Maschine und das Produkt selbst schließen sich zu einem intelligenten und selbstständigen Netzwerk zusammen, argumentiert Roland Bent, Geschäftsführer Marketing und Entwicklung.
Mit fast 100 Jahren Erfahrung im Maschinenbau und in der Automatisierung sei das Unternehmen aus Blomberg bestens gerüstet, um die unaufhaltsame Digitalisierung unserer Welt in die intelligente Produktion von morgen zu wandeln. Dafür entwickle man Komponenten, Systeme und Lösungen, die praxisorientierte Anforderungen erfüllen.
Die Basis für die intelligente Produktion von morgen ist die Verwendung einer einheitlichen digitalen Beschreibung: dem digitalen Artikel, erklärt Bent. Dessen Weiterentwicklung präge das Unternehmen bereits jetzt wesentlich: „From the top floor to the shop floor“ – diese Kurzformel umreiße auch das gemeinsame Engagement von Eplan, Rittal und Phoenix Contact. Unter dem Namen „Smart Engineering and Production 4.0“ präsentiert das Technologienetzwerk den durchgängigen, automatisierten Prozess vom digitalen Artikel über das Engineering bis hin zur Produktion.
„Wir planen, bauen und testen die intelligente Produktion in eigenen Produktionsanlagen, mit neuester Technologie und in enger Abstimmung mit den Kunden“, so Bent. Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte in Blomberg sind Security und Safety, Industrielle Kommunikationstechnik, Smarte Automatisierung, Smarte und schnelle Installation sowie Produkte und Lösungen für den Maschinenbau.
Das Unternehmen treibt diese Entwicklung in den Verbänden Plattform Industrie 4.0 der Industrieverbände Bitkom, VDMA und ZVEI voran. Hier fließen Ideen aus den Fachgebieten der unterschiedlichen Industrien zusammen. Im Spitzencluster It‘s OWL – Intelligente Technische Systeme Ostwestfalen Lippe erforsche man Automation für wandlungsfähige Produktionstechnik (AWaPro).
Dieser Beitrag erschien zuerst auf unserem Partnerportal Elektronikpraxis
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