Low-Code-Anwendungen So wird die Energiewirtschaft zum Treiber der Digitalisierung

Ein Gastbeitrag von Andreas Grydeland Sulejewski* |

Der gesellschaftliche Druck in Richtung Energiewende erfordert einen starken Umbau der Energieversorgungsbranche selbst. Dafür verlassen sich immer mehr Unternehmen auf nachhaltige digitale Lösungen wie No-Code- und Low-Code-Lösungen wie Neptune Software & Co.

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Die Abbildung der Geschäftslogik und die einfache Integration in die IT-Landschaft bringen Entwickler und operative Fachkräfte zusammen.
Die Abbildung der Geschäftslogik und die einfache Integration in die IT-Landschaft bringen Entwickler und operative Fachkräfte zusammen.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay )

Die Modernisierung mobiler und digitaler Prozesse ist für den Versorgungs- und allgemein Energiesektor von entscheidender Bedeutung, um den weltweit wachsenden Umwelt- und Klimabelangen zu begegnen. Die Klimafrage ist derzeit äußerst dringlich und wird unsere Gesellschaft in den nächsten 10 bis 20 Jahren strukturell verändern. Neben dem Willen, Veränderungen herbeizuführen, kann die Energiewirtschaft also ein entscheidender Motor für den Wandel sein. Dies erfordert einfachere und schnellere Prozesse, mehr Informationstransparenz und den kontinuierlichen Einsatz von Daten und kostengünstigeren Lösungen.

Rapid-Application-Development-Plattformen wie Low-Code- und No-Code haben sich im Hinblick auf Vernetzung, Kostensenkung, Ressourcen-Management und Kundenzufriedenheit bewährt. Schließlich soll der Energiesektor durch bessere Geschäfts- und IT-Prozesse effizienter arbeiten und ein Vorbild für eine nachhaltigere Wirtschaft werden.

Niedrige Einstiegshürde mit geringen Kosten

Um die Effizienz und Nachhaltigkeit von Unternehmen zu verbessern, müssen Daten jederzeit erfassbar und für jede Geschäftsebene nachvollziehbar sein– von der Anlage, über das Backoffice, den Techniker im Feld, bis hin zum Endkunden. Diese hohen Anforderungen bringen aber bereits überlastete IT-Abteilungen und damit auch die Fachleute, die sich mit den Kundenanfragen befassen, oft ins Schwitzen. Aus diesen Gründen bieten Low-Code-App-Entwicklungsplattformen eine Lösung, die Hürden, Bedenken, Komplexität und Markteinführungszeit deutlich reduziert.

Die Drag-and-Drop-Entwicklung, die Abbildung der Geschäftslogik und die einfache Integration in die IT-Landschaft bringen Entwickler und operative Fachkräfte zusammen, beseitigen Frustrationen und senken die Entwicklungskosten. Die Teams konzentrieren sich darauf, die besten Business-Funktionen zu implementieren, anstatt die Anwendungen von Grund auf neu zu programmieren. Low-Code verkürzt letztlich die Time-to-Value, bis digitale Lösungen von Unternehmen sinnvoll genutzt werden können. Anwendungen werden dadurch mit geringem Anfangsaufwand und in kurzer Zeit pilotiert. Es entstehen keine zusätzlichen Kosten für Aufbau und Betrieb weiterer IT-Infrastruktur und die Gesamtarchitektur bleibt schlank. Wie lässt sich dies auf den Energiesektor übertragen?

Die Hauptvorteile für die Nutzung von Low-Code im Energiesektor

Die meisten etablierten Energieunternehmen arbeiten heute noch mit Verfahren von vor 15 bis 20 Jahren. Das ist eine halbe Ewigkeit in einer Welt, in der sich die Technologie schnell verändert. Gleichzeitig nimmt der Wettbewerbs- und Margendruck in der Branche enorm zu und wird nicht so schnell nachlassen. Hier kommen No-Code und Low-Code ins Spiel, damit die Energiewirtschaft insgesamt effizienter und nachhaltiger arbeiten kann. Da Low-Code-Anwendungen schnell und einfach auf der Grundlage bestehender Module entwickelt und implementiert werden, gewinnen die Unternehmen an Flexibilität. Durch bewährte Standardtechnologie wird Investitionssicherheit geschaffen.

Die Anwendungsbereiche für Low-Code sind vielfältig und reichen von der Erfassung der Personaldaten über die Einsatzplanung bis hin zum Kunden-Onboarding. In dieser Branche ist es besonders wichtig, Informationen sowohl unterwegs als auch offline vor Ort pflegen und einsehen zu können, da Monteure und Techniker oft an Orten mit wenig oder gar keinem Internetzugang arbeiten. Wichtig ist auch die Möglichkeit, die Daten für die Instandhaltung und die Fehleridentifikation analysieren zu können, denn Wasser-, Strom- oder Gasausfälle passieren nun mal. Da Energieversorger stark auf die Kundenzufriedenheit angewiesen sind, müssen sie fähig sein, jederzeit eingreifen zu können, damit die Zufriedenheit weiter gewährleistet ist. Anhand der Integration von Funktionen wie Barcodes, GPS-Tracking oder Bilderfassung können Fehler schnell und präzise identifiziert werden.

So konnte zum Beispiel Vattenfall mit der Einführung mobiler Applikationen für den Auftrags- und Meldungsmanagement, Checklisten und Wartungsanweisungen, den Informationsaustausch mit den Arbeitern im Feld verbessern, die SAP-Prozesse verschlanken und die Kosten für Wartung und Instandhaltung senken. In der Praxis wurden die ersten Anwendungen bereits nach wenigen Wochen in zwei Windparks getestet und später dank Anwenderfeedback standortübergreifend implementiert. Digitale und mobile Prozesse führen dazu, dass Windparks effizienter werden. Mögliche Ausfälle werden frühzeitig erkannt und verhindert. Das führt dazu, dass grüne Energiequellen, mehr Energie für Unternehmen, Kommunen und private Kunden produzieren können.

Beispiele aus der Praxis

Deutschland wird oft als das Land der Energiewende gesehen. Doch in Wirklichkeit sind wir in Europa diesbezüglich immer noch weit von diesem Ziel entfernt. Wie bereits erwähnt, beginnt die Energiewende im Unternehmen selbst. Ob für Mitarbeiteranträge, Instandhaltungsprozesse oder um die IT-Landschaft zu vereinfachen – Deutschland braucht mehr konkrete Beispiele aus der Wirtschaft, die die Notwendigkeit von Digitalisierung und Geschäftsanwendungen erkannt und umgesetzt haben. Dazu gehören zum Beispiel Open Grid Europe (kurz: OEG), die Stadtwerke Lübeck und die Würzburger Verkehr und Vertrieb (kurz: WVV).

Wie viele mittlere und große Unternehmen arbeitete auch Open Grid Europe, einer der größten Gasnetzbetreiber in Europa, mit einer veralteten und sehr komplexen SAP-Benutzeroberfläche. Dies wirkt sich auf die Effizienz der gesamten Organisation aus. Low-Code-Entwicklung basiert in der Regel auf der bestehenden Infrastruktur und ermöglicht den Übergang zu einer moderneren und einfacheren Benutzeroberfläche, ohne das Budget zu sprengen. Nach weniger als fünf Monaten Entwicklungszeit ging das Desktop-Portal mit 200 SAP- und Nicht-SAP-Anwendungen in Betrieb. Der Hauptvorteil für OGE war eine einheitliche Benutzeroberfläche, die zukunftssichere Funktionen enthält und nur Informationen anzeigt, die der Benutzer tatsächlich benötigt.

Was kann Low-Code außerdem bewirken? Sowohl die Stadtwerke Lübeck als auch der Würzburger Verkehr und Vertrieb setzten Low-Code für bestimmte Anwendungsfälle ein. Für die Stadtwerke Lübeck als Versorgungsunternehmen in der Wirtschaftsregion Lübeck wurde ein Mitarbeiter-Portal aufgebaut, um Personaleinträge zu digitalisieren. Bis vor Kurzem wurden Anträge auf Dienstreisen und Urlaub, Zeitbuchungen oder Zeitkorrekturen auf Papier erfasst und je nach Vorgang durchlief ein Antrag bis zu vier Personen. Die Personaldatenerfassung und -abrechnung musste deshalb optimiert werden und zeitaufwendige, fehleranfällige Verfahren ersetzen. Durch den Einsatz von Low-Code konnten die Anwendungen schnell getestet und später in allen Abteilungen eingeführt werden. Die Anträge müssen nun nicht mehr über mehrere Personen gehen, sondern können einfach online genehmigt werden. Das bedeutet einen deutlichen Zeitgewinn für das Unternehmen und eine bessere Übersicht für die Verantwortlichen.

In beiden Unternehmen arbeiteten Fachabteilungen und IT von Anfang an sehr eng zusammen. Im Falle der WVV waren die Anwender bereits an den Vorgaben eines modernen Wartungssystems, der digitalen Urlaubsanträge und Zeiterfassung beteiligt. Es war daher schnell klar, dass es kein reines IT-Projekt sein würde. Offene Workshops und eine enge Zusammenarbeit zwischen Fach- und IT-Abteilung prägten das gesamte Projekt. So erkannten die Mitarbeiter schnell, dass einzelne Apps für die Instandhaltung auch in anderen Abteilungen genutzt werden können. Die IT war immer stark involviert und hat von Anfang die Roadmap klar definiert. Sie stellte aber auch sicher, dass die IT-Architektur so schlank wie möglich blieb.

Umsetzung Schritt für Schritt

Durch eine schrittweise Roadmap gelingt es Unternehmen, alle geplanten Anwendung nach und nach einzuführen, zu testen und zu verbessern. Für eine erfolgreiche Mobilisierung des Energiesektors müssen Unternehmen den Kosten- und Zeitfaktor im Auge behalten. Das heißt intuitive Anwendungen entwickeln, die den Papieraufwand reduzieren, Prozesse optimiert und dadurch die Produktivität erhöhen.

Innovationen im Versorgungs- und Energiesektor und der damit verbundene Bedarf an digitalen Lösungen und Flexibilität sind unumgänglich. Überholte Abläufe zu modernisieren, die Unternehmen seit Jahrzehnten nutzen, mag wie eine entmutigende Aufgabe erscheinen. Darauf zu verzichten kann aber fatale Folgen haben. Die vielen Vorteile sind die Investition wert. Die Nachhaltigkeit oder sauberere Umwelt ist die Vision. Low-Code unterstützt das Management bei der konkreten Umsetzung und lässt das Endziel einen entscheidenden Schritt näher rücken.

* Andreas Grydeland Sulejewski ist Geschäftsführer und Mitgründer der Rapid-Application-Plattform Neptune Software.

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