eMovements macht mobil Smarter Elektro-Rollator mit IoT-Anbindung
77 % aller Rollator-Nutzer tun sich schwer beim Überwinden von Hindernissen, 83 % haben Schwierigkeiten beim Bremsen bergab und 76% beim Bergaufschieben. Mit einem E-Rollator will eMovements diese Probleme lösen. Im Notfall kann der smarte ello per Mobilfunk einen Notruf absetzen.
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Einen elektrischen Rollator mit allerlei Extras hat ein schwäbisches Startup den auf den Markt gebracht. Der Rollator namens ello verbinde, so Anbieter eMovements, Stuttgart, die Vorzüge eines herkömmlichen Rollators mit Zusatzeigenschaften, die für mehr Sicherheit und Komfort im Alltag sorgen.
Vor allem Schwierigkeiten beim Überwinden von Hindernissen und Probleme beim Bremsen, wenn es bergab geht, sollen mit ello der Vergangenheit angehören. Der integrierte Elektromotor in den Hinterrädern de Rollators sorgt dafür, dass der Nutzer entlastet wird. Über eine intuitive Steuerung am Handgriff kann dieser selbst festlegen, wie schnell er sich fortbewegen möchte. Dank ello lassen sich so auch längere Strecken zurücklegen oder Einkäufe komfortabel bewältigen. Eine Hupe und ein Licht, das den Fußraum beim Gehen erhellt, runden das Produkt ab.
Rollator kommuniziert über GSM-Modul und Server
Besonderer Clou aber ist der integrierte SOS-Ruf, mit dem im Notfall Hilfe bei den hinterlegten Kontakten angefordert werden kann. Sobald der ello-Nutzer mindestens drei Sekunden auf den SOS-Knopf drückt, versucht der Rollator eine Verbindung mit dem Server von eMovements herzustellen. Kommt keine Verbindung zustande, weil etwa trotz freier Netzwahl kein Mobilfunkmast in der Nähe ist, wird der Nutzer per akustischem Signal darüber informiert. Bei erfolgreicher Verbindung wird die empfangene Position sofort an alle hinterlegten Kontakte weitergeleitet. Die GPS-Ortung des ello dient als Diebstahlsicherung oder zum Wiederauffinden versehentlich "vergessener" Rollatoren.
Für die Energieversorgung ist bei ello ein Akku mit an Bord, der sich - ähnlich wie bei einem E-Bike - zum Aufladen einfach entnehmen lässt. Mit 173 Wh steht ausreichend Akku-Kapazität bereit, damit der Nutzer über den Tag kommt. Und wenn der Akku doch einmal leer ist, kann der Nutzer ello wie einen herkömmlichen Rollator verwenden.
In den vergangenen zwei Jahren hat eMovements die komplette Elektronik inklusive Leistungskomponenten, Stromversorgung, Ladetechnik, Sensorik, Antriebsstrang und Bedieneinheit entwickelt. Durch die Unterstützung von universitären Instituten für Maschinenelemente, Konstruktionstechnik und Design sowie Automatisierungs- und Softwaretechnik konnten außerdem Leistung, Gewicht, Ergonomie und Steuerung des zugekauften "Grundgerüsts" optimiert werden.
Über die Hürden, die insbesondere bei der Entwicklung des IoT-Service "SOS-Ruf" zu überwinden waren, informiert das nachfolgende Interview mit Max Keßler, Mitbegründer und Technik-Mastermind von eMovements.
Die Entwicklung des IoT-Services beim ello hat ungefähr ein Jahr in Anspruch genommen. In dieser Zeit konnte man viel Erfahrung sammeln und musste einige Herausforderungen meistern. Über die Learnings beim SOS-Ruf berichtet eMovements-Mitgründer Max Keßler.
SMS mit Positionsdaten direkt über den ello verschicken - warum so kompliziert? Würde nicht auch eine "einfache" SMS genügen?
Keßler: In der ersten Version des SOS-Service haben wir die SMS-Nachricht noch direkt als normale SMS über die Mobilfunkschnittstelle des Rollators verschickt. Dies hatte allerdings eine Vielzahl an Nachteilen: So konnte nur eine SMS mit der Position des Rollators an die Rufnummer verschickt werden, die auf dem Chip hinterlegt war. Somit wäre eine spätere Änderung der Rufnummer nur sehr umständlich über die Umprogrammierung des Chips möglich gewesen. Aus Kunden- und Wartungssicht ein No-Go. Zudem war die Lösung insofern beschnitten, dass man per SMS nur die Positionsdaten des Rollators übertragen konnte und keine zusätzlichen Meta-Informationen.
Für den Fall, dass künftig weitere Parameter abgefragt bzw. übertragen werden soll, wäre uns dies zum Verhängnis geworden. Es zeigte sich also, dass wir einen anderen Weg gehen mussten. Daher entschieden wir uns, die Position des Nutzers per Mobilfunkdaten anstelle einer SMS zu übertragen. Dabei zogen wir zwischen dem Rollator und dem Empfänger der Nachricht einen Server ein, der die Daten des ello entgegennimmt und dann an das Empfangsziel weiterleitet. Dadurch können wir die Positionsdaten theoretisch an unzählig viele Kontakte per E-Mail oder SMS (über ein SMS-Relay) verschicken.
Wie ist man bei eMovements bei der Planung der Hardware-Integration vorgegangen?
Keßler: Bei der Planung der IoT-Hardware waren uns drei Maßgaben besonders wichtig:
1. Alle IoT-Hardware (2G-Mobilfunkmodul, GPS und Antennen) müssen auf ein Modul.
2. Verwendet werden soll ein Modul mit hoher Abstraktionsebene, bei dem man mit Highlevel-Funktionen arbeiten kann.
3. Der Prototyp muss von Hand aufgebaut werden können.
Zu Testzwecken haben wir anfangs mit einem fliegenden Aufbau gearbeitet, bei dem die unterschiedlichen Bauteile noch separat und nicht auf einem Modul verlötet waren. Aus Gründen der besseren Ordnung haben wir es bei der aktuellen Version geschafft, alle IoT-Bauteile board-mounted anzubringen.
Welche Probleme gab es und wie sahen die Lösungen aus?
Keßler: Ein Hauptproblem hat sich beim Testing ergeben. Wir haben die Funktion des SOS-Services in unserem Büroraum ausgetestet, in dem der Mobilfunkempfang nur sehr schwach ausgeprägt ist. Wir wunderten uns zunächst, warum der SOS-Ruf über den Rollator nicht erfolgreich versendet wurde. Dabei hatten wir einen Fehler gesichtet, der eigentlich gar nicht existierte. Sobald wir den SOS-Ruf des Rollators draußen verwendeten, war das Problem gelöst. Eindeutiges Learning: Möglichst alle Fehlerquellen vermeiden! Der elektrische Rollator ello verfügt auch über eine Hupe und macht sich auch beim Start akustisch über den integrierten Lautsprecher bemerkbar. Es traten daher heftige Indifferenzen im Zusammenspiel mit dem Mobilfunkmodul auf. Diese konnten wir dadurch abmildern, dass wir das Lautsprechermodul deaktivieren, wenn es nicht aktiv genutzt wird.
Auf dem Weg zum passenden Tarif für unser SOS Service-Angebot mussten wir darauf achten, dass der Tarif auch die 2G-Funktionalität unterstützt, was nicht bei allen von uns in Betracht gezogenen M2M-Tarifen der Fall war. Allgemein sehen wir es als zentralen Grundsatz an, dass man immer zwei Leute Sachen prüfen lässt. Neben dem Vieraugen-Prinzip ist es auch wichtig, dass man mehrere Bauteile des gleichen Typs verfügbar hat, um gegebenenfalls Fehler auszuschließen, die durch ein „Montagsmodell“ bedingt sind.
Wie läuft das jetzt mit der Backend-Software?
Keßler: Wir haben für den ello-SOS-Service eine eigene Web-App als Backend-Lösung erstellt. Diese dient zur Nutzerverwaltung und ermöglicht zudem das Einsehen der abgesetzten SOS-Rufe. Gerade in der Anfangszeit war die Testing-Funktion sehr nützlich. Dadurch konnten wir den SOS-Ruf am Rollator emulieren und brauchten so so nicht zwangsläufig den ello in der Nähe. Rückblickend lässt sich sagen, dass wir die Entscheidung nicht bereuen, auf eine eigene Lösung statt die eines Dienstleisters zu setzen.
Über eMovements
ello wird von dem Tech-Start-up eMovements mit Sitz in Stuttgart entwickelt. Das Unternehmen des Gründer-Trios Benjamin Rudolph, Max Keßler und Matthias Geertsema ging 2015 aus dem geförderten Projekt e-buddy hervor und hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten. Im Herbst 2016 hatte das Unternehmen 250.000 Euro über die Crowdinvesting-Plattform Aescuvest eingesammelt, Anfang des Jahres investierte eine Business Angel eine halbe Million Euro. Aktuell sind 15 Mitarbeiter bei dem Start-up beschäftigt. Neben ello arbeitet eMovements an weiteren Innovationen im Bereich der E-Mobilität.
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