Kundenkonferenz Dreamforce 2016 in San Francisco Salesforce verstärkt seine Enterprise-Plattform
Salesforce hat seine Cloud-Plattform um die Commerce Cloud erweitert und arbeitet verstärkt daran, den Nutzen für seine Software-Abonnenten zu erhöhen. Dazu gehören die neue Entwicklungsumgebung Salesforce DX (Developer Experience), die Tools Quip und Heywire sowie eine breite Palette von Analyse-Tools.
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Die deutlichste Neuerung, die Salesforce in seinem Release „Winter 2017“ im vierten Quartal 2016 einführen will, ist die Commerce Cloud. Sie beruht auf Demandware, einem von Stefan Schambach gegründeten Unternehmen zur Entwicklung von Enterprise-Webshops. Bereits über 1800 Websites in 53 Ländern nutzen die Commerce Cloud und über 300 Millionen Käufer besuchen monatlich diese Shops; zu den Commerce Cloud Kunden gehören etwa Kiehls und Puma. „Auch Adidas gehört dazu“, sagte CEO Jeff Barnett. „Da wir erst vor zwei Monaten von Salesforce gekauft wurden, gibt es noch keine integrierte Lizenz“, verriet Barnett im Gespräch – ein Hinweis darauf, dass Demandware noch ein weitgehend eigenständig operierendes Unternehmen ist.
Mehrwert durch Zukäufe
Barnett liefert auch Hinweise darauf, was Salesforce bislang am dringendsten gefehlt hat: ein einheitliches Datenmanagement. „Salesforce hat kürzlich die Firmen Krux und Beyondcore gekauft, um seine Analyse-Plattform Salesforce Einstein zu verstärken“, so Barnett. „Krux ermöglicht Data Platform Management, also unternehmensweite Datenverwaltung.“ Das Problem, das damit gelöst werden soll: Jede der mittlerweile acht Salesforce-Clouds hat aufgrund ihrer virtualisierten Bereitstellung in der Cloud ihre eigene Datenhaltung. Das hat die 360-Grad-Sicht auf den Kunden erschwert. Krux löst dieses Problem, weil damit für jedes Modell und jede Abfrage die relevanten Daten aus den verschiedenen Quellen zusammengeführt werden können.
Machine Learning & Predictive Analytics mit Einstein
Beyondcore erhöht die Reichweite dieser zentralen Datenverwaltung durch Data Discovery Funktionen, wie in einer Analytics Keynote demonstriert wurde. Beide Komponenten sowie Machine Learning Komponenten hat Salesforce unter der Bezeichnung „Einstein“ – ein von der Hebrew University lizenzierter Name – ist als zusätzliche Schicht in alle seine Cloud-Angebote eingebettet. Die Vorteile dieser Integration wurden in praktisch allen Keynotes vorgeführt: beschleunigte Schritte von der Einsicht zur Aktion, etwa durch Bewertung von Leads und Verkaufschancen. So können etwa auch Marketing- und Sales-Fachleute mit Commerce Cloud auf Machine Learning-Algorithmen zurückgreifen, um besser informierte Entscheidungen sowie Prognosen rascher zu treffen. „Einstein kann sogar automatisch E-Mails und Präsentationen erzeugen“, sagte CEO Marc Benioff.
Die Salesforce-Kunden zeigen sich an Einstein interessiert. Der Elektrokonzern Schneider Electric beispielsweise hat hunderte von Firmen sowie deren Datensilos eingekauft und mit Salesforce eine vereinheitlichende CRM-Plattform gefunden, die es nun nach Angaben von Tony Peel, dem nordamerikanischen Marketingleiter, ausbauen will. „Wir bauen in Gebäude sogenannte Smart-Panels ein, die dazu dienen, dezentrale Stromerzeugung mit Solarpaneelen usw. zu verwalten.“ Diese Smart-Panels leiten Verbrauchs- und Erzeugungsdaten an Schneider Electric weiter, wo sie zur Analyse herangezogen werden können, um die Bereitstellung nachhaltiger Energieerzeugung zu verbessern.
Auch Sebastian Ohrmann, Head of Product beim Dienstleister Service Partner ONE aus Berlin, bekundet sein Interesse an AI. Wir sind ein digitaler Office Management Dienstleister, der derzeit in Europa expandiert. Unsere über 600 Kunden bekommen einen Rundum-Service für ihre Büros. Mit der Mobil-Plattform Salesforce ONE konnte die Firma ein Service- und Sales-Management auf die Beine stellen, das Mobilgeräte von vornherein unterstützt.
Da auch einige unserer Lieferanten Kunden von Salesforce sind, fiel die Datenintegration leicht, so Ohrmann. Einstein sieht interessant aus. Denn alle SPO-Partner werden von den Kunden bewertet, wie es schon bei Uber üblich ist. Die Bewertungen werden in Salesforce erfasst und ausgewertet.
Der für Einstein zuständige Salesforce-Manager John Ball charakterisierte Einstein zwar als „Ihr persönlicher Data Scientist“, machte aber auch gleichzeitig klar, dass es sich um ein Analyse-Werkzeug für die Geschäftswelt handelt, nicht für Endverbraucher, und dass es keine Art Schweizer Offiziersmesser für AI sei, sondern eben ein Werkzeug für skalierbare Analyse, Prognose und Datenverwaltung in der Welt von Salesforce und CRM. Es enthält entgegen ersten Annahmen keine Rules Engine, sondern Machine Learning Algorithmen. Diese kann man auf Entwicklerplattformen wie etwa für Apache Spark oder R bekommen.
Neuheiten für Entwickler & Co.
Neben Analytik bilden Entwicklerwerkzeuge einen weiteren Schwerpunkt der Neuheiten. Von den Tools, die Salesforce in „Salesforce DX (Developer Experience)“ bereitstellt, sollen nicht zuletzt auch die Partner, die Zusatzlösungen erstellen, und die Consultants profitieren. DX stellt Tools für die Erstellung und Verwaltung von Salesforce-Apps bereit, wobei erstmals auch Github und ein Befehlszeilen-Interface unterstützt wird.
Mit den Lightning-Tools wie dem neuen Lightning Bolt sollen nicht nur Entwickler in die Lage versetzt werden, Portale, Apps und Komponenten zu entwickeln, bereitzustellen und auf dem Marktplatz AppExchange anzubieten, der in die IDE integriert ist. Force.com bleibt weiterhin die IDE für Enterprise-Apps. Da es nun in dem Tool Heroku Enterprise die Möglichkeit gibt, Corporate Identity umzusetzen, sind Salesforce-Apps mitunter nicht mehr als solche zu erkennen. Codefree Development soll weit mehr User als lediglich Entwickler zur App-Erstellung bringen, so etwa auch Wohltätigkeits-, non-profit- und non-government-Organisationen (NGOs). Diese liegen Marc Benioff ganz besonders am Herzen, denn Wohltätigkeit und der Kampf um Chancengleichheit sind Teil seines Firmenprogramms. Der Support von quelloffenen Tools wie Eclipse, Github usw. hat deutlich zugenommen. Das macht die Entwicklung für NGOs & Co. wesentlich günstiger.
Mit dem kleinen, aber nützlichen Tool Quip will Salesforce seinen Social Networking Service Chatter erweitern. Quip stellt Dokumente und Tabellenblätter bereit, die sich mit aktualisierbaren Link zu Zahlen usw. aus der Salesforce Cloud füllen lassen. Heywire ist ein SMS-Dienst, der Twitter ähnelt. Mit der Firma Steelbrick hat Salesforce eine umfangreiche Lösung zur automatisierten Erstellung und Verwaltung von Angeboten eingekauft. Die Lösung heißt nun Salesforce CPQ, denn CPQ steht für Configure – Price - Quote.
Die im Vorjahr viel beachtete Thunder IoT Cloud spielte heuer kaum eine Rolle. Sie verbindet Endgeräte mit ihren Nutzern und den Kundendaten, ist also für Industrie 4.0 und das Internet der Dinge nützlich. Neu ist die Möglichkeit, ein Geräteprofil anzulegen und eine Überwachung des IoT-Datenverkehrs einzurichten. Der Salesforce-Kunde und Robotik-Spezialist KUKA stellte sich in diesem Umfeld ebenso vor wie Koenig & Bauer, ein Hersteller von Druckmaschinen.
Resümee des Autoren
Marc Benioff hat rund vier Milliarden US-Dollar fürs Shopping ausgegeben, das ist nicht mal die Hälfte seines aktuellen Jahresumsatzes von 8,32 Mrd. US-Dollar. Offensichtlich peilt sein Forbes500-Unternehmen die 10-Milliarden-Marke an. Systemintegratoren wie PwC und Accenture stellen sich bereits in Keynotes auf die Bühne und tragen zur Entwicklung neuer Lösungen bei, so etwa im Fall von Lightning Bolt. Die Benioff-Company hat die Ebene der größten Enterprise-Kunden erreicht und bietet Microsoft oder SAP auf mehreren Einsatzgebieten Paroli.
Dieser Beitrag ist auf unserem Partnerportal CloudComputing-Insider erschienen.
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