eHealth Remote Scanning: Der Radiologe sitzt im Home Office

Redakteur: Jürgen Schreier

Das Uniklinikum Freiburg und Siemens Healthineers machen Remote Scanning Assistenz für die Radiologie möglich. Dabei sitzt die/der MTRA in einem Safe Scanning Room oder sogar im Home Office. Ziel: Kontakte mit möglicherweise Covid-19-infizierten Personen verringern.

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In der radiologischen Klinik des Universitätsklinikums Freiburg fndet gerade eine eHealth-Revolution statt.
In der radiologischen Klinik des Universitätsklinikums Freiburg fndet gerade eine eHealth-Revolution statt.
(Bild: Universitätsklinikum Freiburg)

Die radiologischen Klinik des Uniklinikums Freiburg mit Siemens Healthineers in seit Ende März 2020 laufendes Projekt im Bereich Tele-Imaging aufgesetzt: So haben die Medizinisch-Technischen Radiologie-Assistentinnen und Assistenten (MTRA) haben nun die Möglichkeit, in einem separaten „Safe Scanning Room“ im Klinikum oder im Home Office zu sitzen, während sie Patienten in einem Magnetresonanztomographen (MRT) oder Computertomographen (CT) der Radiologie-Abteilung scannen. Damit können sie die Häufigkeit von Kontakten mit möglicherweise Covid-19-infizierten Personen verringern und die Personendichte am Arbeitsplatz reduzieren.

Ziel ist es, qualifiziertes Personal vor Ansteckungen mit Covid-19 zu schützen und gleichzeitig die medizinische Qualität weiter zu verbessern. "Mit dem Projekt begegnen wir beiden Herausforderungen gleichzeitig. Ein perfektes Beispiel dafür, wie wir die aktuelle Krise nutzen können, um die digitale Transformation im Gesundheitswesen voranzutreiben und die Qualität der Versorgung zu steigern,“ sagt Prof. Dr. Frederik Wenz, Leitender Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Freiburg.

Software syngo Virtual Cockpit macht Remote Scanning möglich

Das Scannen aus der Ferne ermöglicht die Software syngo Virtual Cockpit von Siemens Healthineers. Mit Hilfe dieser Anwendung schaltet sich das medizinische Fachpersonal über eine sichere Netzwerkverbindung auf die radiologischen Systeme, um an den MRTs und CTs Einstellungen vorzunehmen und die Scans auch tatsächlich durchzuführen. Dabei kommunizieren sie mit dem Personal vor Ort, das die Patienten betreut, unter anderem via Konferenzlautsprecher und Video.

„Nur dank der engen und sehr guten Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Freiburg konnten wir die Arbeitsplätze für das Remote-Scannen in so unglaublich kurzer Zeit einrichten. Wir haben nun zusätzlich eine Innovationspartnerschaft vereinbart, in der wir eine neuartige Remote-Unterstützung bei MRT-Scans entwickeln: Einen Remote Scanning Service, den das UKF bei Bedarf bei Siemens Healthineers abrufen kann“, sagt Dr. Wolfgang Heimsch, Leiter Customer Services bei Siemens Healthineers.

„Nachdem die erste Welle der Krisenvorbereitung bearbeitet war, wurde uns schnell klar, welches Potenzial in Remote Scanning steckt. So haben wir gemeinsam mit Siemens Healthineers das initiale Konzept weiterentwickelt,“ erläutert Prof. Dr. Fabian Bamberg, Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. „Wir glauben, dass wir eine Herausforderung angehen können, die viele Radiologie-Institute haben: Wie können wir die notwendige zunehmende Qualität und Spezialisierung in der medizinischen Versorgung trotz einer angespannte Personalsituation bei qualifizierten Fachkräften sichern und ausbauen?“

Einteilung des Personals flexibler gestalten

Zusammen mit Dr. Maximilian Russe, Leiter des Projekts am UKF, geht Prof. Bamberg davon aus, dass die Remote-Scanning-Technik ermöglicht, neue Mitarbeiter bei ihrer Arbeit live zu unterstützen und ihnen außerdem leichter besondere Fachkenntnisse zu vermitteln. „Wir sind am Uniklinikum in der Lage, hochspezialisierte Untersuchungen für unsere Patientinnen und Patienten anzubieten, und dazu bedarf es natürlich Spezialwissen bei der Durchführung. Jetzt können weniger erfahrene Mitarbeiter erfahrenere Kollegen hinzuschalten und so unkompliziert Unterstützung bekommen,“ erklärt Prof. Bamberg.

Einen weiteren Anwendungsbereich hebt Cornelia Walther, Leitende MTRA am Universitätsklinikum Freiburg, hervor: „Das Remote-Scannen dient uns momentan dazu, Kontaktpunkte zu möglichen COVID-19-Patienten reduzieren zu können. Ich kann mir jedoch auch gut vorstellen diese Technologie zu verwenden, um zum Beispiel in Spät- oder Nachtschichten die Einteilung des Personals flexibler zu gestalten.“ Durch Remote Scanning Services könnte die Arbeit der MTRAs in Zukunft dezentral gestaltet werden. Das möchten das UKF zusammen mit Siemens Healthineers weiter erkunden und entwickeln.

Remote Scanning as a Service

Remote Scanning Services ermöglichen es radiologischen Kliniken und Abteilungen, zum Beispiel bei Siemens Healthineers die Fernunterstützung durch weitere MTRAs anzufordern. Diese radiologisch ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden sich im Remote Service Center (RSC) von Siemens Healthineers in Erlangen befinden. Sie greifen über das Smart-Remote-Services (SRS)-Netzwerk auf die bildgebenden Systeme zu.

Dort können sie über syngo Virtual Cockpit die Scans vorbereiten und - je nach im Land geltender gesetzlicher Regelung - auch ausführen. Das SRS-Netzwerk ist eine seit vielen Jahren bestehende Netzwerkinfrastruktur von Siemens Healthineers zur Erbringung von Remote Services und dem sicheren Austausch der dafür notwendigen Daten.

„Für diesen innovativen Service können wir auf unsere jahrelange Erfahrung zurückgreifen, via SRS kritische Daten in Echtzeit sicher zu übertragen“, sagt Dr. Wolfgang Heimsch. „Nun entwickeln wir in enger Zusammenarbeit mit dem UKF die notwendigen Arbeits- und Ablaufprozesse für den Remote Scanning Service. Wir planen, diese Neuentwicklung in unser reguläres Portfolio aufzunehmen.“

Videosprechstunden liegen voll im Trend

Arztkonsultationen per Videosprechstunde verzeichneten seit Mitte März 2020 infolge der Corona-Pandemie einen steilen Anstieg. Doctolib, eines der größten E-Health-Unternehmen Europas und Anbieter von Online-Terminvereinbarung und Videosprechstunden, erwartet eine langfristige Etablierung der Telemedizin. Das legen sowohl die stabilen Terminvereinbarungen von Videosprechstunden als auch die Rückmeldungen von Seiten der Ärzte nahe.

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie nutzten viele Patienten die Videosprechstunde als sichere Alternative zu Vor-Ort-Terminen in Arztpraxen. Wenngleich mit den schrittweisen Lockerungen im Mai auch der Vor-Ort-Besuch in den Arztpraxen wieder einfacher möglich wurde, weisen die Daten des Unternehmens Doctolib auf ein nachhaltiges Interesse an den Online-Konsultationen hin: Im April nahmen 4133 Patienten die Videosprechstunde über Doctolib wahr, im Mai waren es mit 4870 Video-Konsultationen sogar rund 700 mehr.

Über die App und Webseite von Doctolib können Patienten persönliche und digitale Termine bei rund 10.000 Ärzten in Deutschland online buchen und verwalten, sowie Videosprechstunden mit ihrem Arzt durchführen. Die Nutzung der Doctolib Videosprechstunde ist für medizinische Einrichtungen bis einschließlich September kostenlos. Für Patienten erfolgt die Abrechnung der Nutzung direkt mit den Krankenkassen.

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