3D-Druck Kolumne Perfektionismus im 3D-Druck ist das größte Hindernis
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Immer mehr Unternehmen erkennen die Potenziale des 3D-Drucks, haben aber Schwierigkeiten bei der praktischen Umsetzung. Oft werden potentielle Anwender von den hohen Ansprüchen an sich und das 'neue' Verfahren zurückgehalten. Aber müssen 3D-Druck-Lösungen direkt perfekt sein?

Die monatliche 3D-Druck-Kolumne entsteht in Kooperation mit unserem Autor Johannes Lutz von 3D Industrie. Mehr zum Autor finden Sie am Ende des Textes. Interessieren Sie sich noch für weitere Themen aus der Welt des 3D-Drucks? Dann hören Sie sich den 3D-Druck-Podcast von Johannes Lutz an.
Vielen Unternehmen ist längst bewusst, dass die additive Fertigung mit am ‚Stammtisch der Fertigung‘ sitzen sollte. Doch durch Perfektionismus in vielerlei Kriterien der Auswahl und Investition in 3D-Druck missglückt das Vorhaben. Was jedoch sind die tatsächlichen Gründe, weshalb Perfektionismus zum Scheitern von AM-Projekten führt?
Ähnlich wie in 3D-Druck Denkfehler Nr. 3, dem ‚3D-Druck-Fantasie-Denkfehler‘, der trotz hohem Wissensstand über 3D-Druck von der Umsetzung zurückhält, ist es auch in dieser Kolumne. Das Verfolgen der 3D-Druck-Branche, das Lesen aktueller Neuigkeiten in Medienportalen und ansammeln von Wissen durch Herunterladen von Zusammenfassungen und Leitfäden zu allen möglichen 3D-Druckthemen hindert oft daran, mit der Umsetzung loszulegen, da es immer ein 'nächstes großes Ding' gibt, auf das hin gefiebert werden sollte.
Jetzt stellt sich dich Frage, warum diese analytische Lähmung den potentiellen Anwender im Unternehmen durch Lesen immer neuer Informationen ergreifen kann. Wieso begnügen Sich Unternehmen damit, nur in der Fantasie erfolgreich mit 3D-Druck zu sein, anstatt im wahren Leben ins Handeln zu kommen?
Gründe für die Lähmung gibt es viele, zum Beispiel sind die nachstehenden sehr verbreitet:
- Besorgnis davor, dass die Ergebnisse nicht perfekt sind
- Sorge, dass die AM-Lösung nicht gut genug für den Kunden ist
- Befürchtung, irgendjemand könnte etwas Schlechtes darüber sagen
- Angst, vor dem lautstarken „Nein“ des Vorgesetzten
Damit die aufgezählten Punkte nicht eintreten, vergräbt sich der Anwender noch tiefer in die einzelnen technischen Themen wie Werkstoffanalyse, Parametersuche und weiteren Nischenthemen. Der Glaube, das Ende sei noch nicht erreicht und man sei noch nicht vollständig mit Informationen versorgt, schützt dabei davor, unangenehme Erfahrungen machen zu müssen.
3D-Druck funktioniert auch, wenn die Lösung nicht perfekt ist
Als Berater für 3D-Druck Anwendungsfindung und Technologieauswahl, sind mir diese Verhaltensweisen bekannt. Ebenfalls bekannt ist mir jedoch auch die Situationen, in denen eine nicht perfekte Lösung ebenfalls große Erfolge liefert.
Beispiele aus meinem Beraterumfeld mit Kunden:
- Um an einem Vormittag 5.000 Euro einzusparen, muss die 3D-Druck-Vorrichtung nicht perfekt sein.
- Oft reichen Grundkenntnisse zur Technologie und eine klare Herangehensweise.
- Alle ‚kochen nur mit Wasser‘, machen Fehler und es geht mal etwas schief.
- Selbst wenn Sie nur 2 von 10 additiven Konstruktionstipps umsetzen, aber Kenntnis über die anderen 8 haben, funktioniert es auch.
- Anwendungen von anderen Anwendern in Broschüren und auf LinkedIn, werden als perfekt dargestellt, obwohl sie es oft nicht sind.
- 60 Prozent Ihres Tuns, könnten 150 Prozent des Tuns Ihres Kollegen sein.
- Es gibt nicht die eine Lösung, es gibt viele Lösungen für eine Anwendung.
Die Realität hat oft genug gezeigt, man kommt nie ins Handeln, wenn es perfekt werden muss. Aus Sicht des Anwenders ist es immer schwer, vollständig in der eigenen Situation verstanden zu werden. Selbst ein Berater kann nicht fühlen, wann in Ihrem Kopf etwas vollständig abgeschlossen ist, damit der nächste Schritt eingeleitet werden kann.
Auch ein Gespräch mit einem 3D-Druck-Dienstleister, -Hersteller oder -Berater ist nie perfekt vorbereitet. Genau aus diesem Grund wendet man sich an Experten, damit diese mit Rat zur Seite stehen.
Es fällt in der eigenen Situation immer schwerer mittendrin zu starten oder mittendrin den nächsten Schritt einzuleiten, wenn es richtig gut werden soll. Sollten Sie sich nicht trauen, dann gebe ich ihnen gerne die Erlaubnis, es kann nicht viel passieren, außer dass Ihr Ergebnis nicht ‚perfekt' wird, aber zumindest ‚richtig gut‘ und vor allem funktional.
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