Ein zartes Pflänzchen Mittelstand: Droht Stillstand bei der Digitalisierung?

Autor / Redakteur: Katrin Hofmann / Dipl.-Ing. (FH) Andreas Donner

Sie verlangt danach, gegossen zu werden. Die Digitalisierung ist in den meisten mittelständischen Firmen bisher erst eine junge Pflanze – die offenbar einen guten Dünger braucht.

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Was aus dem Spross letztlich wird: Dafür sind nicht zuletzt die Digitalisierungs-Anbieter verantwortlich.
Was aus dem Spross letztlich wird: Dafür sind nicht zuletzt die Digitalisierungs-Anbieter verantwortlich.
(Bild: Pixabay)

Noch stark ausbaufähig sei die Digitalisierung in Deutschland. Dieses Fazit ziehen die Autoren der Studie „Digitalisierung im Mittelstand: Status Quo, aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen“ aus den Antworten der Teilnehmer.

Vorreiter, Firmen im Mittelfeld und viele Nachzügler

Nur 19 Prozent der Betriebe gehören demnach zu den „Digitalen Vorreitern“. Dafür müssen sie mindestens eines von drei Kriterien erfüllen: Entweder sind nicht nur die internen Informationen und die Kommunikation vernetzt, sondern die Produkte und Dienstleistungen für die Kunden, und das Geschäftsmodell fußt auf der Digitalisierung. Oder sie haben schon Industrie-4.0-Projekte umgesetzt. Zu denen, die vorpreschen, zählen die Studienautoren auch solche, die Apps einsetzen.

Dem „Digitalen Mittelfeld“ ordnet das ZEW 49 Prozent der untersuchten Firmen zu. Diese „Stufe“ zeichnet sich aus durch eine gute Verbreitung „grundlegender digitaler Anwendungen“ wie Internetzugang, aber auch die Cloud-Nutzung ebenso wie die Verwendung von Social-Media-, Datenanalyse-Tools für große Datenmengen oder das Vorhandensein einer Digitalisierungsstrategie. Auch hier musste – um im Rahmen der Erhebung in dieses Cluster zu fallen – nicht jedes der genannten Projekte zwingend schon umgesetzt sein.

Als „Nachzügler“ wiederum gelten Unternehmen, in denen beispielsweise selbst der Internetzugang, eine eigene Website oder der Zugang zu einem PC keine Selbstverständlichkeit oder schlichtweg nicht vorhanden sind. Auch der Verzicht auf eine ERP-Software oder eine mangelhafte Datenerfassung katapultierte beachtliche 32 Prozent der Studienteilnehmer in die Gruppe der „Nachzügler“.

Erst die gute Nachricht...

Die gute Nachricht: Die Mittelständler sind am Ball. 83 Prozent haben in den Jahren 2013 bis 2015 Digitalisierungsprojekte durchgeführt. Stillstand herrscht also nicht. Zwar sind die veranschlagten Summen oft nicht üppig: 46 Prozent wenden unter 10.000 Euro jährlich auf. Nur fünf Prozent stellen mehr als 100.000 Euro bereit. Jedoch erwarten 45 Prozent ein Ausgaben-Plus in den nächsten drei Jahren. 39 Prozent sagen, dass sie konstant bleiben. Auf Sparkurs wollen nur 15 Prozent gehen.

Die schlechte Nachricht: Das ZEW rechnet dennoch nicht damit, dass in nächster Zukunft aus dem Pflänzchen ein Mammutbaum wird. Zitat aus der Studie: „Insgesamt ist nicht zu erwarten, dass sich mit dem bestehenden Ausgabenniveau der Digitalisierungsgrad des deutschen Mittelstandes stark erhöhen wird.“

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