Expertenbeitrag

M.B.A. Sukamal Banerjee

M.B.A. Sukamal Banerjee

Executive Vice President, Global Business Unit Head: IoT Works, HCL

IoT in der Praxis Mit dem IoT gegen die weltweite Hungersnot

Autor / Redakteur: M.B.A. Sukamal Banerjee / Redaktion IoT |

Obwohl auf der Erde genügend Nahrungsmittel für die gesamte Weltbevölkerung vorhanden wären, steigt die Zahl der hungernden Menschen an. Das IoT kann dabei helfen, diesen Missstand zu verringern.

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Mit Hilfe des IoT können Nahrungsmittel besser verteilt und genutzt werden.
Mit Hilfe des IoT können Nahrungsmittel besser verteilt und genutzt werden.
(www.unsplash.com)

Auf unserer Erde sind mehr als zwei Milliarden Menschen unter- oder übergewichtig oder leiden an Mikronährstoffmangel. Das bestätigt der kürzlich vorgestellte Global Nutrition Report 2017. Dies ist besorgniserregend, zumal die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erstmals seit Jahren einen Anstieg der vom Hunger betroffenen Menschen auf 815 Millionen vermeldet. Es besteht also dringend Handlungsbedarf.

Die eigentliche Tragödie: Auf der Erde werden genug Nahrungsmittel produziert, um jeden Menschen ausreichend zu ernähren. Wie eine Studie des Potsdam-Instituts aus dem Jahr 2016 belegt, wurden 2010 sogar 20 Prozent mehr Lebensmittel hergestellt als für die Ernährung der Weltbevölkerung benötigt wurde. Bis 2050 wird dieser Überschuss voraussichtlich sogar noch erheblich steigen. Selbst in Ländern und Regionen, in denen viele Menschen unterernährt sind, gibt es genügend Nahrungsmittel. Warum haben dann aber so viele Menschen Hunger?

Kein effizientes System zur Verteilung von Lebensmitteln

Eine Hauptursache ist die fehlende Kaufkraft der hungernden Bevölkerung, außerdem fehlt es an einem System zur effizienten Verteilung der Lebensmittel. So geht ein Viertel bis ein Drittel aller Nahrungsmittel, die für den menschlichen Verzehr produziert werden, nach Angaben der Weltbank verloren oder werden verschwendet. Das sind jährlich rund eine Milliarde Tonnen Lebensmittel! Dies hat weit größere Auswirkungen als „nur“ auf den Welthunger. Würde man diese Lebensmittelabfälle einem fiktiven Land zuordnen, wäre es nach den USA und China der drittgrößte Emittent von Treibhausgasen.

Welthunger durch bessere Lieferkette eindämmen

Die Verringerung des Abfallproblems und die Entwicklung einer ausreichenden Lebensmittelversorgungskette sind Schlüsselfaktoren für die Bekämpfung des Welthungers. IoT-Technologien können dabei helfen, die Hauptursachen für die hohen Nahrungsmittelabfälle zu beseitigen. Das Internet of Things (IoT) kann bereits laufende, erfolgversprechende Initiativen unterstützen und ihnen beispielsweise eine Dateninfrastruktur in Echtzeit zur Verfügung stellen. So sind sie in der Lage, ihre Aktivitäten zu analysieren und zukünftige Investitionen sowie Entscheidungen entsprechend anzupassen.

Verbesserung des Ertrages bei Ernte und Lagerung

Etwa 30 bis 40 Prozent der Lebensmittel gehen verloren, bevor sie überhaupt auf den Markt kommen, so Schätzungen der FAO. Das stellt vor allem in Entwicklungsländern ein großes Problem dar. Das IoT ermöglicht eine kosteneffiziente Überwachung, damit Landwirte bessere Methoden für ihre Ernte und die Lagerung von Produkten auswählen können, beispielsweise beim Obst- und Gemüseanbau.

Besseres Vertriebsnetz

In Süd- und Südostasien gehen nach Schätzungen der Weltbank fast 90 Prozent der Lebensmittel bei der Lagerung oder dem Transport verloren. Eine umfassendere Überwachung und ein schneller Zugang zu Echtzeitdaten können dazu beitragen, bessere Entscheidungen zu treffen. Auch in Industrieländern kann das IoT so für ein effizienteres und produktiveres Vertriebsnetz sorgen. Beispielsweise durch die Lokalisierung eines LKWs auf der Straße, das Erkennen von Staus und das Erstellen von Ausweichrouten oder durch eine Überwachung der Zustände der Lebensmittel in den Containern. Mittlerweile gibt es bereits kommerziell nutzbare Technologien, die in diesen Bereichen eingesetzt werden.

Echtzeitdaten aus Kühlketteninfrastruktur nutzen

Durch eine lückenlose Kontrolle verderblicher und empfindlicher Lebensmittel lässt sich eine Warnmeldung auslösen, sobald die Sensoren beispielsweise eine zu hohe Temperatur in einem Container anzeigen oder ein zu hohes Verkehrsaufkommen dazu führen könnte, dass die Ware zu lange unterwegs ist. Dank der Warnmeldung lassen sich dann rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten, um den Verderb der Lebensmittel zu reduzieren und die Produktqualität zu verbessern. Das kann auch die Lebensmittelsicherheit von häufig kontaminierten Produkten gewährleisten und dazu beitragen, teure Produktverschwendungen und Rückrufaktionen zu verhindern.

Neue Einkaufsgewohnheiten in wohlhabenden Ländern

Mit besseren Einkaufsgewohnheiten ließe sich der Abfall erheblich reduzieren. Intelligente Kühlschränke können die Menge und die Qualität von Lebensmitteln erkennen. Sie sind in der Lage, Warnmeldungen oder empfohlene Bestellungen zu senden und sogar die Qualität für die zu kaufenden Lebensmittel auf Basis von Verbrauchsmustern vorzuschlagen.

Längere Haltbarkeit der Produkte

Wenn Produkte mit Sensoren ausgestattet sind, können Geschäfte erkennen, wie lange Lebensmittel noch haltbar sind. Dann lassen sich Nahrungsmittel, die noch ein längeres Haltbarkeitsdatum haben, beispielsweise im Regal weiter nach hinten legen. In dänischen Supermarktketten gibt es schon heute eine Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen. Das IoT kann diese noch effektiver machen.

Gemeinsame Nutzung überschüssiger Nahrungsmittel

Darüber hinaus gibt das IoT an alle Beteiligten Informationen in Echtzeit weiter und fördert so deren Austausch. Dadurch haben beispielsweise Geschäfte, Hotels oder Restaurants die Möglichkeit, Lebensmittel an lokale Wohltätigkeitsorganisationen zu verteilen, anstatt diese zu entsorgen.

Ziel: Bis 2030 kein Hunger mehr

Mit der Agenda 2030, die im September 2015 auf einem Gipfel der Vereinten Nationen von allen Mitgliedsstaaten verabschiedet wurde, will die Weltgemeinschaft den Hunger bis zum Jahr 2030 beenden und eine weltweite Ernährungssicherheit gewährleisten. Die Lösung des Welthungers ist nicht nur eine ethische oder humanitäre Frage, sie korreliert auch stark mit dem globalen Wachstum und Wohlstand. Versteckter Hunger kann ein Land ein Prozent seines jährlichen Bruttoinlandsproduktes (BIP) kosten, wie eine Studie der Universität Nottingham belegt. Die jährlichen Kosten im Zusammenhang mit der Unterernährung von Kindern belaufen sich in einigen afrikanischen Ländern auf mehr als 16 Prozent des nationalen BIP, wie die Studie weiter zeigt. Das IoT kann einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, das weltweite Hungerproblem zu lösen.