Trend-Dossier 2020 Menschen in den Mittelpunkt – nicht Maschinen
Die Entwicklungen im Umfeld des Internet of Things schritten auch 2019 in beeindruckendem Tempo voran und fast täglich gab es neue Meldungen zum Thema. Doch der aktuell größte Technologie-Trend für 2020 ist gar keiner. Ja, das hört sich widersprüchlich an, ist aber einleuchtend, schaut man auf die Entwicklung der jüngsten Zeit.
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Da erschienen auf der einen Seite die enormen technischen Möglichkeiten in Gestalt von Plattformen, Clouds, Robotik, KI und vielem mehr. Nicht nur die Anbieter dieser Systeme schwärmten von den damit verbundenen großen Chancen zur Steigerung von Effizienz und Transparenz. Viele Unternehmen, ja sogar ganze Staaten, waren begierig, diese Systeme einzusetzen - und sind es heute noch.
Auf der anderen Seite sehen wir aber immer mehr Menschen, die das Ganze mit gemischten Gefühlen beobachten oder gar mit Angst. Sie haben Angst um ihre Jobs. Sie haben Angst vor weiterer Arbeitsverdichtung. Sie haben Angst, dem Ganzen nicht mehr gewachsen zu sein, ihre Anonymität zu verlieren und ihre bürgerlichen Rechte und Freiheiten gleich mit.
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Fakten
IoT-Statistiken für Industrie und Bauwesen
Vertrauen muss die Basis sein
Die Digitalisierung wird nicht an fehlendem Kapital scheitern. Auch nicht an fehlendem Know-how oder an unzureichender Infrastruktur. Anders gesagt: all das, was derzeit von den Treibern der Digitalisierung vehement gefordert wird, ist zweitrangig, solange die wichtigste Ressource fehlt: das Vertrauen der Menschen. Vertrauen, dass dies für sie von Nutzen ist. Vertrauen, dass sie nicht schon wieder Mittel zum Zweck sind und Vertrauen, dass die Digitalisierung nicht auf Kosten ihrer Freiheit stattfindet. Fairness, Sinnstiftung und Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen sind Themen, die Menschen immer stärker bewegen. Die Digitalisierung leistet bislang keine Beiträge, die aus der Perspektive der Menschen formuliert sind, geschweige denn eine Vision.
Nein, Fabrikperformance und Wachstum sind keine Visionen - die Steigerung von Unternehmensgewinnen erst recht nicht. Und an das Narrativ, wonach es den Menschen dann gut geht, wenn es der Wirtschaft gut geht, glauben heute nur noch die ganz Naiven. Ob Wirtschaft oder Staat: Nicht derjenige mit der besten Technologie wird das digitale Rennen machen, sondern derjenige mit der größten Glaubwürdigkeit.
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KI muss moralisch gedacht werden
Beispiel KI: Es wird bald erkannt werden, dass es notwendig ist, den KI-Systemen bereits heute den richtigen moralischen Kompass mitzugeben, sonst werden wir in Zukunft sehr große Probleme bekommen.
Wir könnten unsere Vorurteile und die gesellschaftlichen Machtverhältnisse in alle Ewigkeit zementieren. Wobei nicht auszuschließen ist, dass einige genau dies so wollen.
Die kritische Öffentlichkeit wird aber dagegenhalten und diesen Personen genau auf die Finger schauen. Ihnen wird klargemacht, in was für einer Welt wir morgen leben wollen, denn die Weichen hierfür werden heute gestellt. Und mit „ihnen“ sind nicht nur die Codierer gemeint, sondern vor allem diejenigen, die Codierung beauftragen. Aber genau da liegt die Chance: bereits in KI heute einpflanzen, wie morgen unsere Welt sein soll.
So werden sich die Anbieter von KI-Produkten zukünftig Fragen wie diese anhören müssen:
- Tragen deren Algorithmen dazu bei, dass das Leben der Menschen erfüllter wird?
- Tragen sie dazu bei, den Ausstoß von Klimagasen zu reduzieren?
- Schlagen die Algorithmen nur solche Aktivitäten vor, die konform zur Charta der Menschenrechte sind?
Das lässt sich alles codieren. Da dies aber nicht freiwillig geschieht, werden wir erleben, dass digitale Produkte gesetzlich geforderte, ethische Anforderungen erfüllen müssen. Genau wie heute physische Produkte Sicherheitsstandards zu erfüllen haben und eine behördliche Zulassung brauchen, wird dies zukünftig auch für digitale Produkte gelten. Dass dies nur geht, wenn deren Produzenten die Codes offenlegen, macht die Sache anspruchsvoll.
Ja, die technischen Möglichkeiten und deren Trends zu kennen ist schon wichtig - entscheidend ist dies aber nicht. Wir sind an dem Punkt angekommen, wo wir gesamtgesellschaftlich aushandeln müssen, wie wir morgen leben, arbeiten, wirtschaften und miteinander umgehen wollen.
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