Personalmanagement Kaum Stellen für Automatisierer: Wie Sie die Krise als Chance nutzen
Die Nachfrage nach Automatisierungs-Ingenieuren ist so niedrig wie seit Jahren nicht. Woran das liegt und was Unternehmen jetzt tun sollten, das hat uns ein Arbeitsmarktexperte erklärt.
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2019 war ein gutes Jahr für Automatisierer. Das zeigt der Fachkräfte-Index des Personaldienstleisters Hays. Damals suchten Betriebe so viele Automatisierungsingenieure wie noch nie. Aber: Wer die vierteljährliche Erhebung heute ansieht, dem bietet sich ein ernüchterndes Bild. Inzwischen sind fast 1.100 Stellen weniger ausgeschrieben als noch im ersten Quartal 2019. Es ist ein Rückgang von fast 60 Prozent.
„Kein Wunder in Zeiten von Corona“, denkt sich da jetzt mancher. Doch das ist ein Trugschluss. „Die Pandemie ist bloß ein Brandbeschleuniger, meint Oliver Kowalski, Director Technologie & Ingenieurwesen bei Hays. Seit Jahren berät der Experte Mittelständler zu Personalfragen. „Die wirtschaftliche Lage des Industriesektors war auch vorher schon schlecht.“ Und wenn es nicht gut läuft, dann seien eben die Automatisierungs-Abteilungen die ersten, bei denen gespart werde. „Das liegt daran, dass sich Effizienzgewinne dort oft nur langfristig erzielen lassen“, erklärt der Personalberater. „Viele Unternehmen haben dafür in zu geringen Zeiträumen gedacht und sich eher auf die Produktentwicklung konzentriert.“ Ein fataler Fehler, wie Kowalski findet. Denn: „Wer in guten Zeiten Prozesse automatisiert, ist später besser gegen Krisen gewappnet.“
Aber die Rezession bietet auch Chancen, weiß der Experte – etwa wenn es um die Rekrutierung von Spezialisten geht. „Weil die Nachfrage nach Fachkräften insgesamt zurückgeht, lichtet sich auch der Wettbewerb um Hochqualifizierte.“
Unternehmen sollten sich deshalb nun antizyklisch verhalten, rät Kowalski, und trotz der schwierigen Wirtschaftslage jetzt einstellen. „Irgendwann erstarkt die Konjunktur wieder und dann zieht auch der Fachkräftemangel erneut an. Dem kann man jetzt schon vorbeugen.“
Eine weitere Lösung könnten flexible Arbeitsmodelle sein, denkt Kowalski: „Gerade der Mittelstand ist bislang noch zurückhaltend, was den Einsatz von frei angestellten Ingenieuren und Beratern angeht“, sagt er. Doch solche Beschäftigungsverhältnisse brächten einen entscheidenden Vorteil. „Geschäftsführer können diese Mitarbeiter flexibel zu Projekten hinzunehmen oder sie einsetzen, wenn es Engpässe gibt – allerdings ohne, dass damit lange Kündigungsfristen einhergehen, wie es bei Festen der Fall wäre.“
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Fachkräfte
Der Ingenieur der Zukunft muss smarter sein als die Maschinen, mit denen er arbeitet
Wie sich das Berufsbild des Automatisierungsingenieurs ändert
Auch die Automatisierungs-Fachkräfte selbst müssten die Gunst der Stunde nutzen. „Aktuell entstehen viele neue Berufsbilder“, erklärt der Experte, „vor allem durch die Digitalisierung. Denjenigen, die noch in klassischen Ingenieursberufen tätig sind, empfehle ich, sich in diese neuen Rollen einzuarbeiten.“ Konkret heißt das: Sich in der Krise weiterbilden, dafür Kurzarbeitstage nutzen. „Es können betriebswirtschaftliche Fortbildungen sein oder das Erlernen einer neuen Programmiersprache“, sagt Kowalski. „Der klassische Ingenieurberuf wird immer IT-lastiger. Und darauf sollten sich Automatisierer einstellen.“
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