Expertenbeitrag

Dr. Martin Klapdor

Dr. Martin Klapdor

Senior Solutions Architect, Netscout

Dr. Martin Klapdor, Netscout IoT-Trends 2018: DNS-Verfügbarkeit, NB-IoT, Virtuelle Infrastrukturen und Service Assurance

Autor / Redakteur: Dr. Martin Klapdor / Julia Moßner |

Einer unserer neuesten Experten, Dr. Martin Klapdor von Netscout, nennt vier technologische Entwicklungen, die das Jahr 2018 prägen und dem IoT zum Durchbruch im Massenmarkt verhelfen werden.

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Dr. Martin Klapdor ist Senior Solutions Architect beim Business-Assurance-Anbieter Netscout. Dort ist er verantwortlich für mobile Daten- und Sprachdienste sowie für Virtualisierung.
Dr. Martin Klapdor ist Senior Solutions Architect beim Business-Assurance-Anbieter Netscout. Dort ist er verantwortlich für mobile Daten- und Sprachdienste sowie für Virtualisierung.
(Bild: Netscout)

Blockchain-Hype: DNS-Verfügbarkeit ist für die Datenkette essenziell

Die Blockchain eroberte sich in diesem Jahr den Titel des Gamechangers für die Datenübertragung im Netz. Denn die Kette aus Daten kommt in nahezu jeder Branche zur Anwendung und soll die Datenübertragung nahezu fälschungssicher und transparent gestalten. Der Hype um die Blockchain wird dementsprechend auch 2018 keinen Abriss finden. Dennoch gibt es bei der Anwendung einen wesentlichen Aspekt zu beachten – und zwar wenn es um die Vernetzung von Endgeräten im IoT geht. Bis 2020 sollen bereits zwanzig Prozent aller IoT-Implementierungen grundlegende Blockchain-Dienste nutzen. Doch die zunehmende Anzahl an IoT-Geräten bedeutet wiederum einen Anstieg an DNS-Anfragen und DNS-abhängigen Diensten. Ist der DNS-Dienst jedoch nicht erreichbar, kann die Blockchain den nächsten Teil der Kette nicht abrufen und wird gestört. Die DNS-Funktionstüchtigkeit hat also einen entscheidenden Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Blockchain. DNS-basierte Cyberattacken sollten daher als größtes Gefahrenpotenzial im nächsten Jahr angesehen werden.

Narrowband-IoT bildet die Brücke zu 5G

5G soll das Netz werden, das dem IoT zum Durchbruch im Massenmarkt verhelfen wird. Das Netz der fünften Generation soll schneller, besser und stromsparender sein. Bis 2020 erwartet Gartner weltweit 30 Milliarden vernetzte Geräte. 2017 waren es bereits etwa acht Milliarden. Erste Feldtests von Telko-Anbietern und Ausrüstern waren erfolgreich mit Ping-Zeiten von unter einer Millisekunde, entsprechende 5G-fähige Hardware gibt es sogar bereits. Doch vor 2025 ist mit dem Netz der Zukunft erst mal nicht zu rechnen.

Bis es soweit ist, bietet die auf dem Netzwerkprotokoll Low-Power Wide-Area (LPWA) basierende Technologie „Narrowband-IoT“ (NB-IoT) die wohl vielversprechendste Alternative. NB-IoT kann in bereits bestehenden LTE-Netzen über Software-Upgrades realisiert werden und benötigt somit keine komplett neue Infrastruktur. Über die Skalierfähigkeit von NB-IoT ist es möglich, Millionen von Endgeräten in nur einem Netz zu verbinden.

Weitere Vorzüge sind der geringe Stromverbrauch der Endgeräte, sinkende Kosten für die Module und Wartung, kurze Latenzzeiten, hohe Gebäudedurchdringung sowie die Übertragungsfähigkeit von Datenmengen über größere Distanzen. Laut Prognosen von Beecham Research sollen im Jahr 2020 LPWA-Netzwerke mehr als ein Viertel der gesamten IoT-Vernetzung abdecken. Damit stellt NB-IoT die attraktivste Brückentechnologie bis zur endgültigen Einführung von 5G dar. Aus diesem Grund werden wir 2018 gerade in Deutschland weitere NB-IoT-Projekte von Carriern und Unternehmen sehen.

Virtuelle Infrastrukturen

Momentan betriebene physikalische Netze, kommen 2018 an ihre Grenzen. Sie sind durch die drastisch zunehmende Anzahl smarter Geräte überfordert: künftig muss jede Funkzelle 50.000 Endgeräte versorgen. Darüber hinaus sind die heute erreichten Latenzzeiten noch viel zu lang, um Echtzeit-Anwendungen zu unterstützen, die für das IoT benötigt werden. Und schließlich sind hybride Umgebungen mit Services, die aus der Cloud wie auch On Premises gehostet werden, für Netze immer noch problematisch.

2018 wird daher die Virtualisierung von Netzwerkfunktionen (Network Functions Virtualization, NFV) in den Fokus rücken. Dadurch wird die Netzwerkumgebung agiler: Netze lassen sich schneller anpassen und können so besser auf unterschiedliche Lastprofile reagieren. Als Ergebnis lassen sich neue Services innerhalb weniger Minuten anstatt Tage in Betrieb nehmen. Auch das für 5G unabdingbare Network Slicing setzt auf NFV. Doch mehr Netzagilität bedeutet auch eine höhere Komplexität beim Betrieb und der Instandhaltung von Netzwerken. Denn mit zusätzlichen Diensten wird auch ein Serviceausfall wahrscheinlicher. Umso erfolgskritischer wird es 2018 sein, Probleme und Fehler in virtuellen Netzwerken schnell zu erkennen und zu beheben, bevor die Servicequalität leidet.

Service Assurance

NB-IoT, Blockchain, virtuelle Netze – sie alle sind darauf angewiesen, dass die Bereitstellung nahezu in Echtzeit und reibungslos funktioniert. Das Thema Netzwerk-Monitoring und die damit verbundene Service Assurance wird 2018 daher einen hohen Stellenwert einnehmen.

Doch das Thema Service Assurance ist in virtualisierten Umgebungen nicht so einfach umzusetzen, wie bei physischen Netzwerken. Hier ist der höhere Grad an Komplexität maßgeblich, da einige der virtuellen Funktionen in einem NFV-fähigen Netzwerk kritisch für die Servicequalität sind. Werden diese Aspekte vernachlässigt, kann das zu Beeinträchtigungen beim Endnutzer führen.

Darüber hinaus erzeugen IoT-Systeme einen sehr unregelmäßigen Traffic, der sich durch kurze, heftige Lastenspitzen auszeichnet. Unternehmen und Service Provider sollten daher stets überwachen, wie IoT-Geräte und Verbindungen mit dem Netzwerk interagieren. Durch Service-Assurance-Systeme können Fehler in einem durch IoT unübersichtlicher werdenden Netzwerk schneller gefunden und behoben werden. Ebenso lassen sich DNS-Performance und mögliche Cyberattacken durch ein Netzwerk-Monitoring eher erkennen und beheben.

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