Jobmotor 3-D-Druck Ingenieure in Bestform

Autor / Redakteur: Oliver Kowalski / Joscha Riemann |

Durch viele Medienberichte und die Vorstellung von neuen Produkten sitzt man häufig dem Glauben auf, die deutsche Industrie sei schon in der digitalen Welt angekommen. Dieses Bild trügt.

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Zukunft zum Anfassen
Zukunft zum Anfassen
(Bild: Hays 2017)

Nicht nur Märkte ändern sich

Zwar haben die meisten Industrieunternehmen erkannt, dass sich ihre Märkte ändern und sie ihre Geschäftsmodelle und Jobanforderungen entsprechend anpassen müssen. Allerdings handeln sie noch nicht danach. Das belegt auch eine sehr interessante Studie von Ernst & Young, die 2017 erhoben wurde.

Demnach wollen rund 44 Prozent der Unternehmen ins Digitale investieren, aber – und jetzt das Erstaunliche – nicht mehr als 0,8 Prozent ihres Umsatzes dafür ausgeben. Das ist viel zu wenig, wenn man bedenkt, wie viele Menschen im Hinblick auf digitale Kompetenzen erst einmal fit gemacht werden müssen. Als einen Grund für diese Zurückhaltung geben die Berater zu wenig Know-how an. Aber da wird klar am falschen Ende gespart, denn gerade der Produktionsstandort Deutschland steigt jetzt in neue Tätigkeitsfelder ein, die neue Kompetenzen mit sich bringen.

Beispielsweise forscht man in der additiven Fertigung, besser bekannt als 3-D-Druck, bereits ganz aktiv an der Zukunft und bringt neue Produkte auf den Markt. Nehmen wir individuelle Konsumprodukte (z. B. Turnschuhe) oder auch die Ersatzteilfertigung bei der Deutschen Bahn, alles wird heute bereits vom 3-D-Drucker ausgespuckt. Und die Fertigungsmöglichkeiten scheinen schier unbegrenzt. Daher wird hier auch weiterhin viel investiert.

Zukunft zum Anfassen: 3-D-Druck

Die US-Marktforscher sagen dem 3-D-Druck bis 2020 sogar einen Umsatzanstieg von 35 Mrd. US-Dollar voraus. Denn der 3-D-Druck hilft Unternehmen nicht nur dabei, kleine Stückzahlen wie eben Ersatzteile zu wettbewerbsfähigen Preisen zu produzieren. Vor allem erzielen Firmen über 3-D-Druck mächtige Einsparpotenziale bei der Lagerhaltung und können Produkte viel schneller an den Markt bringen als zuvor.

Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Nachfrage nach additiv gefertigten Produkten, sondern auch auf die Nachfrage nach Fertigungsingenieuren.

Von einem klassischen Fertigungsingenieur zum Gesamtverantwortlichen für additive Fertigung

Die Jobtransformation von einem klassischen Fertigungsingenieur zu einem Gesamtverantwortlichen für additive Fertigung findet dabei im laufenden Betrieb statt. Der Ingenieur, der sich mit additiver Fertigung auskennt, punktet dort, wo ein klassischer Fertigungsingenieur naturgemäß an seine Grenzen geraten würde. Denn für die Produktentwicklung für den 3-D-Druck braucht er Projekterfahrung im Austausch mit anderen Disziplinen wie dem Produktdesign, der Softwareentwicklung, aber auch dem Management.

Für sein Jobprofil bedeutet das: Ein Fertigungsingenieur für die additive Fertigung sollte neben seiner fachlichen Ausbildung ebenso generalistische Fähigkeiten mitbringen, um seine zukünftige Aufgabe erfolgreich meistern zu können. Er braucht nicht nur die Fähigkeit, in formalisierten digitalen Systemen und Abläufen zu denken, sondern muss auch dafür Sorge tragen, dass die Spezialisten innerhalb der Fertigungskette entsprechend miteinander arbeiten. Schließlich muss er am Ende des Tages die Resultate ihrer Arbeit für die Eignung zum 3-D-Druck prüfen und bewerten.

Denn was nutzt der schönste Adidas-Schuh oder das individualisierteste Bauteil in 3-D, wenn beispielsweise Material und Fertigungsmethodik nicht zusammenpassen. Das zeigt: Es geht beim zusätzlichen Kompetenzaufbau ebenfalls um Materialkunde und um die Frage, ob sich ein bestimmter Grundstoff überhaupt für den 3-D-Druck eignet.

Aneignung der Kompetenzen der Zukunft

So weit die Wunschvorstellung. In der Realität gestaltet sich die Suche nach Personen mit diesen Qualifikationsprofilen allerdings ungleich schwerer. Denn für einen Ingenieur für die additive Fertigung gibt es keine Ausbildung und keinen Studiengang. Die Unternehmen müssen daher selbst überlegen, wie sie das nötige Know-how auch im eigenen Haus aufbauen. Oder aber, ob sie sich dafür besser externe Spezialisten einkaufen.

Wichtig für eine gute Analyse des Bedarfs ist ein realistischer Blick seitens der Personalabteilungen auf die neue Aufgabenstellung. Sie sollten wissen, welche Fachabteilung, zum Beispiel Forschung und Entwicklung, diese Kompetenzen künftig aufbauen muss, und auch, welche Ziele diese Fachabteilung mit dem 3-D-Druck erfüllen muss. Wichtig zu wissen wäre für sie ebenfalls, welche Anforderungen an den Fertigungsingenieur gestellt werden, zum Beispiel an welchen Entscheidungen aus den Fachbereichen er mitwirken darf. Daraus können sie möglicherweise schon bestimmte Qualifikationen und Fähigkeiten ableiten. Denn gerade bei stark nachgefragten Jobprofilen wie im Bereich 3-D-Druck braucht man ein einheitliches Verständnis der Anforderungen.

Alternativ können Unternehmen im Umfeld des 3-D-Drucks auch mit externen Spezialisten zusammenarbeiten. Diese sind meist schnell verfügbar und haben bereits Erfahrungen aus unterschiedlichen Projekten im Bereich der additiven Fertigung im Gepäck. Außerdem erzeugen externe Mitarbeiter immer einen guten Wissenstransfer – und das kommt wiederum den internen Fachkräften zugute.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partnerportal Industry of Things erschienen.

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