DigiLocker Indische Regierung setzt auf ownCloud
Im Rahmen des Projekts DigiLocker der indischen Regierung erhält jeder Bürger 1 GB Cloud-Speicherplatz für persönliche Dokumente – technisch realisiert auf Basis von ownCloud.
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Indien ist mit rund 1,3 Milliarden Menschen auf Platz 2 der bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Davon nutzen bereits über eine Milliarde Mobilfunk, etwa ein Viertel davon (rund 250 Millionen) verwenden dazu ein Smartphone (Quelle: www.indienheute.de). Die indische Regierung hat das Potential der digitalen Medien früh erkannt und die Initiative „Digital India” an den Start gebracht, die alle digitalen Projekte der Regierung zusammenfasst.
Bereits 2009 wurde die Unique Identification Authority of India (UIDAI) als Behörde ins Leben gerufen, um jedem Bürger eine eindeutige, zwölfstellige Identifikationsnummer namens „Aadhaar” zuzuweisen. Dabei handelt es sich um das weltweit größte, nationale ID-Nummernprojekt weltweit. Aadhaar entwickelt sich mit Online-Authentifizierung in Echtzeit und KYC-Services (Know Your Customer) auf Basis biometrischer und mobiler Identitäten zum Rückgrat aller Regierungsprojekte in Indien.
Immer und überall auf amtliche Dokumente zugreifen
Als eines der wichtigsten Projekte von Digital India wurde 2016 „DigiLocker” ins Leben gerufen, das jedem indischen Bürger die Möglichkeit geben soll, amtliche Dokumente an einem zentralen Ort zu empfangen und abzulegen. Aktuell liegen fast alle ausgegebenen amtlichen Dokumente in Indien noch in Papierform vor. Jedesmal, wenn ein Bürger ein Dokument bei einer Behörde vorlegen muss, ist dazu eine beglaubigte Kopie auf Papier oder digital als Scan notwendig.
Kopien auf Papier bedeuten einen Riesenaufwand für manuelle Verifizierung, Ablage, etc., sie verursachen hohe Kosten – und sind einfach lästig. Hinzu kommt, viele Behörden haben Probleme, die Echtheit dieser Dokumente nachzuweisen. Mit gefälschten Dokumenten, Zeugnissen und Zertifikaten wird versucht, die Schwachstellen auszunutzen. Da diese Dokumente nicht mit einer starken Identität behaftet sind, kann praktisch auch jede Person gleichen Namens die Dokumente von jemand anderem missbrauchen. All diese Probleme geht man nun mit dem Projekt DigiLocker an.
„Mit DigiLocker kann jeder indische Bürger, unabhängig von Bildung und Status, die wichtigsten Dokumente sein Leben betreffend sicher und zentral empfangen und aufbewahren. Durch die Kombination mit unserem Aadhaar-System haben wir eine Plattform für die Erbringung papierloser Verwaltungsservices geschaffen”, kommentiert Debabrata Nayak von der National eGovernance Division, die vom Ministerium für Elektronik & Informationstechnologie den Auftrag zum Aufbau von DigiLocker und zum Betrieb der Plattform erhalten hat.
Jedem Inder seine ownCloud
Von Anfang an war klar, dass DigiLocker sowohl in Bezug auf die Nutzer als auch für die ausgebenden Stellen ein freiwilliges Angebot sein sollte. Seit dem Start des Services im Juli 2015 musste dazu interne Überzeugungsarbeit geleistet und extern für den Dienst geworben werden. Mit großem Erfolg. Aktuell sind rund vier Millionen Inder angemeldet und 20 ausgebende Stellen haben sich bereits angeschlossen. Die aktuell mit Abstand am häufigsten abgerufenen Dokumente sind Fahrzeugregistrierungen und Führerscheine.
Bei DigiLocker wird das Dokument im individuellen und durch die Aadhaar-ID geschützten Bereich elektronisch zur Verfügung gestellt. Falls an einer anderen Stelle die Vorlage des Führerscheins erforderlich ist, reicht die Angabe einer für jedes Dokument einzigartigen Kennziffer (URI). Es ist auch möglich, das Dokument als elektronisch signiertes PDF herunterzuladen und dann per E-Mail weiterzuleiten. Über praktisch jedes internetfähige Gerät kann auf die Dokumente zugegriffen werden. Für Android-Geräte wird über den Google-Play-Store sogar eine App angeboten.
DigiLocker stellt die Dokumente aber nicht selbst zur Verfügung, sondern ermöglicht lediglich den sicheren und autorisierten Zugriff auf angeschlossene Repositories, beispielsweise beim Ministry of Road Transport and Highways für Führerscheine und Fahrzeugzulassungen. Um DigiLocker zu einem vollständigen Online-Speicher für alle amtlichen Dokumente zu machen, sollte eine zusätzliche Komponente jedem Bürger die Möglichkeit bieten, bereits vorhandene Papiere einzuscannen und elektronisch zu signieren. Hierzu wurde eine eigene Speichermöglichkeit benötigt.
„Wir haben, wo es möglich ist, Open-Source-Technologie genutzt, um selbst Herr über den Code zu sein und keine Abhängigkeiten zu einzelnen Anbietern einzugehen”, kommentiert Debabrata Nayak. „Für die Ergänzung von DigiLocker um individuellen Cloud-Speicher fiel unsere Wahl auf ownCloud, weil die Plattform nicht nur Open Source ist, sondern auch ihre Leistungsfähigkeit und Skalierbarkeit in zahlreichen Projekten unter Beweis gestellt hat. ownCloud ist eine wichtige Komponente, weil es die Ergänzung bereits bestehender Unterlagen ermöglicht – nur so kann DigiLocker zur einzigen, umfassenden Sammelstelle für persönliche Unterlagen werden.”
Ausblick: Von Null auf 50 Millionen in drei Jahren
Das anvisierte Wachstum von DigiLocker bedeutet auch für ownCloud eine ganz neue Dimension. Innerhalb von drei Jahren nach dem Start hat sich das Projektteam die Marke von 50 Millionen Usern als Ziel gesetzt. Jeder Anwender soll ein Gigabyte Online-Speicher für seine persönlichen Dokumente erhalten. Eine Installation in dieser Größenordnung ist bisher weltweit einmalig. Aktuell (Stand Februar 2017) sind bei rund 4,4 Millionen registrierten Nutzern insgesamt über 1,6 Milliarden Dokumente verfügbar. Aktuelle Zahlen liefert ein Dashboard bei DigiLocker im Internet. In die ownCloud Infrastruktur wurden bereits mehr fast sechs Millionen Dokumente eingescannt und manuell hochgeladen. Dabei besteht die Möglichkeit, jedes Dokument über einen Dienst namens „eSign” effizient und sicher mit der eigenen Aadhaar-ID digital zu signieren und damit selbst die Echtheit zu bestätigen. Bei etwa 370.000 Dokumenten wurde diese Art der elektronischen Signatur bereits angewendet. Bei DigiLocker hat die Plattform eindrucksvoll ihre Skalierbarkeit unter Beweis gestellt. Und bei den aktuell knapp über vier Millionen Anwendern ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.
Dieser Beitrag ist auf unserem Partnerportal CloudComputing-Insider erschienen.
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