Mensch und "Sentroller" Im Internet der Dinge geht's gar nicht um Dinge

Autor / Redakteur: Cees Links / Jürgen Schreier

Für Cees Link geht es auch im IoT um den Menschen - nämlich darum, was dieser von den vielen neuen Dienstleistungen hat (oder auch nicht). Der Connectivity-Pionier wagt einen Blick über den technischen Tellerrand hinaus und stellt fest: Das IoT führt zu einem Wertewandel und zu gesellschaftlichen Veränderungen.

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Smart-Home-Lösungen benötigen Ultra-Low Power-Netzwerke. Basis dafür ist die IEEE 802.15.4 Wireless-Technologie (ZigBEE).
Smart-Home-Lösungen benötigen Ultra-Low Power-Netzwerke. Basis dafür ist die IEEE 802.15.4 Wireless-Technologie (ZigBEE).
(Bild: Qorvo)

Das Internet der Dinge (IoT) ist ein modernes Buzzword, das hohe Erwartungen weckt und mit Sicherheit erhebliche Auswirkungen auf das Leben der Menschen haben wird. Aber mit welchen Auswirkungen müssen wir konkret rechnen? Wird das IoT aufregend sein oder eher beängstigend? Wird es uns helfen und wobei? Wer wird durch die IoT-Revolution gewinnen, wer verlieren? Dies sind zweifellos wichtige Fragen, vor allem wenn man bedenkt, dass das IoT ebenso große gesellschaftliche Auswirkungen haben kann (dürfte?) wie der Computer und das Internet. Vielleicht sogar noch größere.

Beim Internet der Dinge geht es um Dienste

Beginnen wir mit dem Namen selbst, denn ist ein wenig verwirrend. Der Begriff "Internet der Dinge" wurde ursprünglich als Unterscheidungsmerkmal zum Internet, wie wir es heute kennen, benutzt, das manchmal auch als "Internet der Menschen" bezeichnet wird. Da aber das Internet der Dinge dasselbe Netzwerk wie das Internet der Menschen nutzt, bevorzugten einige Unternehmen den Ausdruck "Internet of Everything (IoE)", der wahrscheinlich eine genauere Beschreibung des Sachverhalts ist. Dieser Begriff hat konnte sich aber nicht durchsetzen - vielleicht, weil "Alles" einfach nicht spezifisch genug ist.

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass der Begriff "Internet der Dinge" nicht ganz korrekt, ja womöglich sogar irreführend ist. Vermutlich beschreibt man das Internet der Dinge am besten als Anwendung oder als Dienst, der die von Sensoren gesammelten Informationen (die "Dinge") nutzt, die Daten analysiert und dann irgendetwas damit macht (z. B. über Aktoren mehr "Dinge").

Dinge schaffen keine Werte

Der Dienst könnte zum Beispiel ein elektronischer Lifestyle-Coach - zum Beispiel in Form einer App - sein, der über ein Armband Daten sammelt, diese Daten (Trends) analysiert und den Träger des Armbands Tipps für gesünderes Leben gibt. Es könnte auch ein elektronischer "Wachmann" sein, der die Daten von Bewegungsmeldern oder Kameras analysiert und Alarme ausgibt. Oder ein elektronischer Butler, der das Licht und die Heizung oder Klimaanlage ausschaltet, wenn ein Raum nicht genutzt wird. Vielleicht würde Internet of Services den Nutzen besser beschreiben, der hinter IoT steht.

Welcher Name auch immer der beste sein mag, so ist und bleibt das IoT normalerweise eine Ansammlung von "Dingen", die über eine Cloud mit einem Server verbunden sind, der Daten speichert und analysiert (Trends, Alarme usw.) und dann mit einem Benutzer über eine Anwendung kommuniziert, die auf einem Computer, Tablet oder Smartphone läuft. Es sind also nicht die "Dinge", die mit dem Internet verbunden sind, die Werte schaffen.

Das Internet der Dinge ist älter als das Internet

Aus dieser Perspektive betrachtet - nämlich als Dienstleistung, die Daten sammelt, analysiert und überträgt - existiert das eigentlich IoT schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten. In den frühen Tagen der Mobiltelefonie (also lange, bevor in IoT die Rede war, "telefonierten" Verkaufsautomaten mit dem Versand-Center, wenn ein Produkt zur Neige ging und übermittelten zeitgleich die Bestandsinformationen. Der Dispatcher des Versand-Centers initiierte dann einen Nachfüllauftrag für den Automaten. Das war wesentlich effizienter, als wenn ein Fahrer von Hotel zu Hotel oder von Bürogebäude zu Bürogebäude kutschiert wäre, um die Verkaufsautomaten manuell zu kontrollieren.

Eine weitere "alte" IoT-Anwendung wäre das normale Haus- oder Gebäudesicherheitssystem mit einer Reihe von Bewegungsmeldern, die an ein Patchpanel angeschlossen sind, das wiederum via Telefonleitung mit einer Alarmzentrale verbunden ist. Ist das Haus "scharf geschaltet" und wird ein Sensor ausgelöst, so benachrichtigt die Alarmzentrale den hinterlegten Adressaten oder die Polizei. Vergessen Sie nicht: diese diese IoT-Anwendung (im Sinne von Internet of Services) ist ebenfalls vollständig vernetzt. Das Internet der Dinge muss also nicht kabellos sein. Diese spezielle IoT-Anwendung existierte bereits vor dem Internet. und macht das vor mehr als 140 Jahren als Telegrafenanstalt gegründete amerikanische Unternehmen ADT Security Services zu einer der ältesten IoT-Firmen, die es heute (noch) gibt.

Der IoT-Durchbruch - ist er schon da oder kommt er noch?

Warum also um ein so altes Konzept wie IoT in den letzten Jahren ein solcher Hype aufgetreten? Ein Zyniker könnte sagen, dass die Technologieunternehmen einfach etwas "Neues " brauchten, als die ersten Anzeichen für einen zunehmend gesättigten Smartphone-Markt nicht mehr zu übersehen waren. In Wirklichkeit haben sich jedoch einige grundlegende Dinge geändert, die neue Anwendungen unter dem "Dach" des IoT erst möglich machten - von Fitbits über "funkende" Thermostate bis hin zu zur intelligenten Straßenbeleuchtung oder intelligenten Parkgaragen.

Die erste Voraussetzung für den Durchbruch des IoT war, dass das Internet fast allgegenwärtig wurde. Verband diese anfangs nur Computer, so verbindet es heute Häuser und Gebäude. Mit dem Aufkommen moderner Funktechnologien wie Wi-Fi oder LTE änderte sich der Zugang zum Internet von einer Technologie zu einer Ware - und rangiert für viele Menschen heute ganz oben in der Maslowschen Bedürfnispyramide.

Die zweite grundlegende Änderung war im wesentlichen die Tatsache, dass gemäß dem Mooreschen Gesetz die Geräte zum "Datensammeln" immer kleiner und preisgünstiger wurden. Schließlich wurden Low-Power-Kommunikationstechnologien entwickelt, die die Akkulaufzeit solcher Geräte von wenigen Tagen auf einige Jahre verlängerten und diese dauerhaft und wartungsfrei mit dem Internet verbanden.

Leider hat das ursprüngliche Paradigma "Computer mit dem Internet verbinden" viele Unternehmen auf den falschen Fuß erwischt. So wie sich Computer, Laptops, Tablets, Smartphones über das Internet vernetzten, bestand die Illusion, dass die Verbindung von Sensor, Aktuator oder Controller ("Sentroller") mit dem Internet eine ähnliche Dynamik erzeugen würde. Die Illusion und die Missverständnisse des IoT waren geboren: Sentroller sind keine unabhängigen Plattformen wie Computer oder Telefone.

The Hype is over - jetzt wird über Sinnvolles nachgedacht

Wie viele Technologien erreicht nun auch das IoT nach Jahren mit hohen Erwartungen die Phase der "Desillusionierung" - jene ruhige Phase, in der die eher ernüchternde Realität Platz greift. Normalerweise ist dies auch die Zeit, in der sich Modeerscheinungen und verrückte Ideen von realistischeren und nützlicheren Anwendungen scheiden. Die gute Nachricht ist, dass wir heute uns kaum noch an die "noch nicht ganz richtigen" Jahre des Internet erinnern können, in denen die ersten Anwender daran gearbeitet haben, dieser Technologie zum Erfolg zu verhelfen. Dasselbe wird mit dem IoT geschehen.

Das Internet der Dinge leidet heute unter einem Mangel an Verständnis für die wirklichen Nutzenpotenziale dieser Technologie stiften kann. Gleichzeitig hemmt eine Vielzahl proprietärer und offener Kommunikationsstandards die Vernetzung, schafft Verwirrung bei den Verbrauchern und bei den Produktentwicklern selbst. Proprietäre Lösungen sorgen außerdem für überhöhte Produktpreise hoch und verzögern das Marktwachstum. Hinzu kommt, dass große Unternehmen offenbar entschlossen sind, selbst den heiligen Gral zu suchen (und ihre eigenen Ökosysteme zu fördern) als auf Interoperabilität und Zusammenarbeit zu setzen.

Und das ist wirklich der Kern der IoT-Illusion. "Dinge", das klingt so einfach. Aber das Internet der Dinge ist komplexer, als man erwartet hatte. Komplexer, aber auch vielversprechender. Es handelt sich nicht um eine einzelne Anwendung oder eine "Handvoll" Anwendungen. Es ist eine grundlegende Technologie, die alle Facetten des Lebens beeinflussen wird. Und man wird das IoT auch nicht aufhalten können, denn das Internet der Dinge macht schlicht Sinn.

Warum wächst die Wirtschaft?

Aber wie macht es Sinn? Nun, haben Sie sich jemals gefragt, woher das Wirtschaftswachstum kommt? Wir leben heute in der wirklich interessanten Zeit, in der erstaunliche Dinge geschehen. Bedenkt man, dass im Jahre 1820 90 Prozent der Bevölkerung in bitterer Armut lebten; 200 Jahre später ist dieser Prozentsatz auf unter 10 Prozent geschrumpft, obwohl sich die Bevölkerung vervielfacht hat. Dies ist die Folge der industriellen Revolution und viele anderer Dinge, die zusammengekommen sind. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Erfindung des Transistors fügte sich die industrielle Revolution nahtlos in die technologische Revolution ein, und man beschritt den Weg vom Computer hin zum Smartphone, vom Internet zum IoT.

Doch was hält die Dynamik des Wirtschaftswachstums aufrecht? Die industrielle Revolution basierte auf Innovation und Kreativität, individueller Freiheit und Organisation. Denken Sie daran, dass der Hoover Dam, der den Colorado River staut und als eines der technischen Wunder des zwanzigsten Jahrhunderts gilt, mit Linealen, Papier und Bleistiften entworfen wurde. Drei Jahrzehnte später schafften wir es, mit Computern, die nur einen Bruchteil der Leistung heutiger Smartphones hatten, Männer auf den Mond zu bringen.

Der "Markenkern" des IoT

Die Motivation, bessere Entscheidungen schneller zu treffen, ließ den Computer zum Bestandteil unseres Alltagslebens werden. Mal ehrlich: Wer wüsste heute noch, wie man ohne Computer Buchhaltung macht ? Oder eine Produktionsstätte betreibt? Mit der gleichen Motivation, nämlich bessere Entscheidungen schneller zu treffen, wurde das Internet ins Leben gerufen. Wann haben Sie das letzte Mal einen Brief geschrieben, statt einer E-Mail? Wann ist die letzte Ausgabe der Enzyklopädie Britannica erschienen, bevor Wikipedia's Echtzeit-Updates diese obsolet werden ließen?

Das IoT wird unser Privatleben komfortabler und sicherer machen. Wir werden weniger Energie verschwenden. Das Internet macht die Qualität unserer Produkte besser. Fabriken werden mit Rohstoffen und anderen Ressourcen effizienter arbeiten. Wir werden die Umwelt besser überwachen können und unseren Einfluss auf die Umwelt. Das Internet der Dinge ist kein Bruch mit der Vergangenheit, sondern ein natürlicher Fortschritt, wenn es darum geht, bessere Entscheidungen schneller zu treffen. Es wird ein Motor für unser Wirtschaftswachstum sein und die Schaffung von Wohlstand und die Beseitigung von Armut .

Während wir im "Tal der Ernüchterung" verweilen, sollten wir nicht vergessen, den wesentlich Wert des IoT anzuerkennen: Weniger Fehler, weniger Verschwendung, gesündere Lebensweise, keine Armut mehr. Wir haben einen langen Weg hinter uns gebracht, haben aber noch einen langen vor uns. Es gibt noch viel zu tun, um diese Ziele zu erreichen und das Internet der Dinge wird dafür von entscheidender Bedeutung sein.

Kurzer Exkurs über selbstfahrende Autos

"Bessere Entscheidungen schneller treffen": Was hat das mit selbstfahrenden Autos zu tun? Ziemlich viel. Denn sie sind Teil des Internets der Dinge. Grundsätzlich ist ein Auto eine Sache. Die die Verbindung des Autos mit dem Internet, die Ausrüstung mit Sensoren, sodass es autonom zu fahren kann, der Motor und die Lenkung als Aktoren - all das alles passt hervorragende zum IoT. Oder, wenn Sie das Bild vom Internet der Dienstleistungen bevorzugen: Jeder hat im autonomen Auto seinen eigenen Fahrer. Also nehmen Sie einfach Platz und genießen Sie die Fahrt!

Interessanterweise haben selbstfahrende Autos die Fähigkeit, sicherer zu fahren als der Mensch. Autonom fahren unterscheidet sich eigentlich gar so sehr vom autonomen Fliegen mittel Autopilot; das ist ist in der Regel sicherer als wenn ein Piloten das Flugzeug steuert. Allerdings ist die Marketingbotschaft im Zusammenhang mit selbstfahrenden Autos bis heute noch nicht so richtig klar. Ist es von Vorteil, wenn man sich während der Fahrt mit anderen Dingen befassen kann - wie das Lesen der Zeitung oder von E-Mails? Oder ist es besser, weil es sicherer ist, mit einem autonomen Auto unterwegs zu sein? Trotzdem: Selbstfahrende Autos sind ein Beispiel für das IoT und wie es unser Leben sicherer und komfortabler machen wird.

Frisst die digitale Revolution ihre Kinder?

Erinnern Sie sich daran, dass sich eine der ersten Fragen über das IoT auf Gewinner und Verlierer bezog? Es wird sicher beides geben. Die industrielle Revolution und die anschließende Rationalisierung der Produktion durch die Fließfertigung brachte ebenfalls Gewinner und Verlierer mit sich. Es gab große Umwälzungen und Unruhen, bis man die Veränderungen in den Griff bekam. Im letzten Jahrhundert brachten zwei Weltkriege unerhörte Leiden. Die ie abscheulichsten Kriegsverbrechen jenes Jahrhunderts wurden mit "Industrieller Präzision" ausgeführt.

Die technologische Revolution führte auch zu gesellschaftlichen Umwälzungen. Menschen wurden durch Computer ersetzt und verloren ihren Arbeitsplatz. Diese Frage stellen wir uns seit mehr als 40 Jahren und wir werden sie uns auch weiterhin stellen, da die nächste Welle Automatisierung bereits angerollt ist und Roboter immer komplexere Aufgaben übernehmen.

Dennoch scheint die Beschäftigung trotz des erheblichen Pessimismus, was den Verlust von Arbeitsplätzen durch die Automatisierung betrifft, nicht grundsätzlich zurückgegangen zu sein. Auch wenn fest steht, dass die Veränderungen für die Betroffenen sehr schmerzhaft waren. Summa summarum jedoch wurden dort, wo Arbeitsplätze verloren gingen, andere Arbeitsplätze geschaffen. Als Folge der "wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten" verschwanden Arbeitsplätze mit geringer Wertschöpfung und wurden durch Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung ersetzt. Wird das IoT besser sein?

Das nächste Level einer kreativen Kultur

Ich fürchte nicht. Die Fähigkeit, bessere Entscheidungen schneller treffen zu können, wird Veränderungen und Umwälzungen mit sich bringen. Sie wird Arbeitsplätze und Qualifikationen neu definieren. Es wird Gewinner und Verlierer geben. Es wird Leute geben, die Chancen erkennen und ergreifen werden. Und es "Opfer" geben - Menschen die mit dem "besser und schneller" nicht Schritt halten können. Mehr Wohlstand seinen Preis. Das wird für das Internet der Dinge ebenso gelten, wie für frühere technische Umwälzungen.

Das Internet der Dinge wird sich auf den gesamten Arbeitsmarkt und auf unser gesamtes unser Leben auswirken - ähnlich stark wie in der industriellen Revolution, während des Aufstiegs der Fließbandproduktion und in den ersten Wellen der Computer- und Internet-Revolution. Das Netzwerk aus mit dem IoT verbundenen Geräten wird viele, den Menschen belastende Arbeitsaufgaben übernehmen. Maschinen werden Routinetätigkeiten erledigen, wodurch die Menschen mehr Zeit haben, um anspruchsvollere Probleme zu lösen. Wird die nächste Ebene der post-industriellen Gesellschaft und die damit einhergehende höhere Wertschätzung des Wissens das nächste, höhere Level einer kreativen Kultur ermöglichen? Eine neue Generation von Weltraumforschern? Vielleicht eine neue Erleuchtung? Denkbar.

Die Maschine macht den Menschen zur Maschine

Doch hat das Internet der Dinge auch eine dunkle Seite. Denn ein wesentlicher Teil des Internet der Dinge besteht in der Datenanalyse mithilfe und "künstlicher Intelligenz". Dabei fungieren die Sensoren als Augen und Ohren. Künstliche Intelligenz kann über Aktoren und Controller aktiv werden - und plötzlich sind wir mitten in einem albtraumhaften Science-Fiction-Film, in dem Maschinen die Kontrolle über die Welt und unser Leben übernommen haben. Kann das IoT ein Monster werden, das sich gegen uns wenden wird?

Das selbstfahrende Auto ist ein interessantes Beispiel für die Dilemmata, denen wir im Internet der Dinge begegnen werden. Stellen Sie sich ein Szenario vor, in dem ein selbstfahrendes Auto in eine Verkehrssituation gerät: Entweder überfährt es den Fußgänger, der unvorsichtigerweise die Fahrbahn betreten hat, oder es ändert seinen Kurs, kollidiert mit einem Baum, der daraufhin umstürzt und einen anderen Fußgänger trifft. Zugegeben: Dies ist eine hypothetische Situation. Schließlich besteht die grundsätzliche Annahme ist, dass weniger Unfälle verursachen werden als ein vom Menschen gesteuertes Fahrzeug, weil es in der Regel bessere Entscheidungen schneller treffen wird. Daher ist dieses Beispiel im Grunde genommen eine Variante der Frage "wird sich das IoT gegen uns wenden?

Ist das Internet sicher? Die einfachste Antwort auf diese Frage ist wohl "nein". Das IoT ist so sicher wie das Internet, also nur bedingt. Es ist so sicher wie das Autofahren oder Fliegen eines Flugzeugs, also nicht völlig sicher. Betrachten Sie folglich die IoT-Sicherheitsrisiken in der gleichen Weise wie ein Fenster Ihres Hauses. Das ist ebenfalls ein Sicherheitsrisiko, schließlich könnte durch das Fenster ein Dieb ins Haus gelangen. Wenn Sie Ihr Haus maximal sih machen wollen, sollten Sie alle Fenster zumauern. Vielleicht sollte man besser fragen: Sind die Sicherheitsrisiken von IoT-Anwendungen akzeptabel im Vergleich zu den Vorteilen?

Alexa - oder wo bleibt der Datenschutz?

Das Internet der Dinge ist so privat wie das Internet, also nicht ganz privat. Und wieder kann es sinnvoller sein, nach einem Kompromiss zwischen der fragen des Datenschutzes und den Vorteilen des Internets IoT zu suchen. Es ist klar, dass verschiedene Menschen unterschiedliche Bedürfnisse in Sachen Privatsphäre haben. Es gibt Leute, die ihre Online-Informationen schützen, und andere, die ihr Innerstes über die sozialen Medien oder andere Internet-Anwendungen nach außen kehren.

Es gibt auch viel Unwissenheit über die Achtung der Privatsphäre, wenn es um die wachsende Zahl von Geräten geht, die man zuhause hat oder mit sich herumträgt: Smartphones, Tablets und intelligente Fernseher mit Kameras und Mikrofonen, die jeden im Raum unbemerkt "überwachen" können. Wir kaufen sogar Sprachsteuerungsgeräte, um sie im Wohnzimmer oder in der Küchenarbeitsplatte aufzustellen (Hey, Alexa!) - und sind der Meinung, dass Alexa den Rest der Zeit nicht zuhört. Stimmt's?

Die Privatsphäre ist also eindeutig ein Kompromiss zwischen dem Nutzen der Anwendung und den Auswirkungen, die sich aus dem Wegfall zumindest eines Teils der Privatsphäre ergeben. Entscheidend ist hier eine fundierte Entscheidung wie weit dieser Kompromiss gehen soll. Dies bedeutet auch, dass der Schutz der Privatsphäre und des Privatlebens immer mehr zu einem gesetzgeberischen Problem als zu einem Technologieproblem wird. Unter welchen Umständen dürfen Informationen gesammelt werden, wie und wo werden sie gespeichert und wie werden sie genutzt? Welche Sanktionen werden bei Verstößen verhängt? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um gesammelte personenbezogene Daten zu schützen, und welche Sanktionen werden verhängt, wenn dies nicht geschieht?

Es gibt zwar zahlreiche Rechtsvorschriften, die sich in der Entwicklung befinden, aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass diese Entwicklung stattfindet, nachdem der Zug bereits den Bahnhof verlassen hat.

Kann man Bots und KI wirklich vertrauen?

In der modernen Internet-Welt wird Integrität durch Fake News und Bots, die Tweets und Artikel generieren, die dann als "echte Nachrichten" interpretiert werden, zu einem echten Problem. Wenn das Internet der Dinge uns dabei hilft, Entscheidungen zu treffen, sollte es nicht verwundern, dass neben der Sicherheit und der Privatsphäre auch die Integrität zu einem echten Thema wird. Lassen Sie uns dies näher betrachten.

Integrität ist die Wahrscheinlichkeit eines Fehlalarms oder eines Systemausfalls. Falschalarme sind ärgerlich, da sie z.B. Ihren Schlaf stören; aber sie sind überschaubar. Ein System, das einen Notfall nicht erkennt, ist ein schwerwiegenderes Problem, weil Systemausfälle unser Vertrauen in das System beeinträchtigen oder zerstören können. Die Zuverlässigkeit solcher Systeme ist somit kritisch. Wenn die Sensoren das schwächste Glied im System sind, so führt (mehrfache) Redundanz dazu, dass der Ausfall eines Sensors nicht zum Totalausfall des Systems führt. Der Grund für die Verdreifachung der Sensoren liegt oft darin, dass bei widersprüchlichen Informationen zweier Sensoren der dritte Sensor die Rolle des Tiebreakers übernimmt.

Dies ist nur ein Beispiel für das inhärente Bedürfnis nach Integrität bei autonomen Systemen und künstlicher Intelligenz. Es gibt noch viel mehr und sie werden immer häufiger.

Das IoT ist mehr als ein smarter Stromzähler

Also, wo stehen wie mit dem IoT? Klar ist: Das IoT ist mehr als ein Smart Meter oder ähnliches. Es handelt sich um eine völlig neue Automatisierungstechnologie, die von allumfassender Sensorik bis zur künstlichen Intelligenz, von Smartphones bis zu Smart Homes und von Smart Factories Industries bis zu intelligenten Städten reicht. Es geht darum, besser informiert zu sein, um schneller und besser qualifizierte Entscheidungen treffen zu können. Es geht um Sicherheit, Privatsphäre und Integrität. Es geht auch darum, möglicherweise bestimmte Arbeitsplätze zu verlieren und neue zu finden. Es geht um Wirtschaftswachstum und Wohlstand, der auf einer besseren Entscheidungsfindung beruht.

Auch wenn wir uns aktuelle in einer Phase der Ernüchterung befinden, sollten wir uns davon nicht ablenken lassen. Wir haben noch viel zu lernen (vielleicht weniger Technologie und mehr Geschäftsmodelle zur Maximierung der Wertschöpfung), aber wir sind dabei, eine bessere Welt für die nächste Generation zu gestalten. Eine Welt mit weniger Armut, hoffentlich weniger Kriegen. Vielleicht ein neues Goldenes Zeitalter, eine erleuchtete Welt? Wir werden sehen, weil wir es können!

Über den Autor

Cees Links ist Gründer und war CEO von GreenPeak Technologies. Das Unternehmen ist heute heute Teil der Qorvo-Gruppe. Unter seiner Verantwortung wurden die ersten Wireless LANs entwickelt, die schließlich in PCs und Notebooks integriert wurden. Er war außerdem Vorreiter bei der Entwicklung von Access Points, Home-Networking-Routern und Hotspot-Basisstationen und an der Gründung des IEEE 802.11-Standardisierungskomitees und der Wi-Fi Alliance beteiligt. Links arbeitete maßgeblich an der Einrichtung des IEEE-802.15-Standardisierungskomitees mit, das die Basis für die ZigBee-Vernetzung legte.

Seit der Übernahme von GreenPeak durch Qorvo ist Cees Links General Manager der Wireless Connectivity Business Unit in Qorvo. Vor kurzem wurde er als Wi-Fi-Pionier mit dem Golden Mousetrap Lifetime Achievement Award ausgezeichnet. Qorvo entwickelt innovative RF-Bauelemente und Connectivity-Lösungen für das Internet der Dinge.

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