Remote Work Home Office forever - die Büroetagen bleiben leer
Die Welt ist größtenteils im Home Office. Und in vielen Unternehmen dürfte das auch so bleiben. Zum Beispiel bei Tata Consultancy Service. 25 Prozent ihrer Zeit werden die Mitarbeiter im Jahr 2025 noch im Büro verbringen, so die Prognose von Frank Karcher, Personalleiter des IT-Beratungsunternehmens.
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Sie galten als Ikonen des globalen Kapitalismus - die riesigen Bürotürme in Metropolen der Welt. Dann kam Corona und die Beschäftigtem die bisher hinter den glitzernden Fassaden ihr Tagwerk verrichteten, wurden ins Home Office geschickt. Ganze Wolkenkratzer stehen nun leer - vielleicht sogar für immer. Denn viele Bosse haben gemerkt, dass die digitale Heimarbeit durchaus funktioniert. Schöner Nebeneffekt: Man kann sich die Büromiete sparten.
Sicher: Jahrelang wurde über flexiblere Arbeitsformen diskutiert; herausgekommen ist nicht viel. Schon gar nicht hierzulande, wo viele Chefs bislang ihre Hauptaufgabe sahen, ihre "Mitarbeiter" zu beaufsichtigen. Außerdem hielt sich hartnäckig die Vorstellung, dass zielführende Kommunikation nur face to face möglich sei. Videokonferenzlösungen wie Zoom oder Teams (von Microsoft) waren vor der Corona-Krise für zahlreiche Unternehmen wahrscheinlich "böhmische Dörfer".
Doch dann das Virus Fakten geschaffen und viele Unternehmen haben innerhalb weniger Tage Fakten ins Homeoffice geschickt bzw. schicken müssen. Inzwischen kehrt nach und nach ein Teil der Beschäftigten in die Büros zurück, wo Arbeitsschutzkonzepte umgesetzt werden müssen, die kaum geeignet sind, die Arbeitsproduktivität wieder zu voller Blüte zu bringen.
Das "klassische" Büro - ein Auslaufmodell?
Und so ist die Frage legitim: Wird das Büro in der bisherigen Form wirklich noch gebraucht? Schließlich haben auch Chefs, die bis dato aus den genannten Motiven heraus neuartigen Arbeitsformen wenig abgewinnen konnten, plötzlich festgestellt: Es klappt! Die Arbeitsabläufe funktionieren - halbwegs brauchbare Technik vorausgesetzt - weitgehend problemlos auch aus dem Homeoffice. Bedenken der Unternehmen gegen mangelnde Produktivität sind entkräftet, die Zufriedenheit der Mitarbeiter gestiegen. Daher überlegen Firmen, die derzeitigen Arbeitsweisen auch langfristig zu übernehmen.
Dazu gehört auch Tata Consultancy Service (TCS). „Mitarbeiter und Kunden sind zufrieden mit der mobilen Arbeitsweise“, sagt Frank Karcher, Personalleiter des IT-Beratungsunternehmens. „Wir haben zudem einen Produktivitätszuwachs erlebt und wollen auch künftig ortsunabhängig arbeiten.“
Nur 25 Prozent der Zeit werden die eigenen Mitarbeiter im Jahr 2025 noch im Büro verbringen, so die Prognose von TCS. Derzeit sind weit mehr Beschäftigte des Unternehmens im Home Office – mehr als 90 Prozent der weltweit fast 450.000 Beschäftigten.
Die Kunden ziehen mit
Die technischen Voraussetzungen waren vorhanden, Cloud-Infrastruktur, Kollaborationsplattformen, Sicherheitsvorkehrungen und die Mitarbeiter sind mit Mobiltelefonen sowie Laptops ausgestattet. TCS nennt das Konzept ‚Secure Borderless Workspaces‘ (SBWS), eine sichere, ortsunabhängige Arbeitsumgebung, in der Mitarbeiter mit den Systemen von TCS oder denen der Kunden verbunden sind.
Damit die TCS-Mitarbeiter von Zuhause arbeiten konnten, musste allerdings erst die Zustimmung der Kunden eingeholt werden. TCS betreut geschäftskritische Prozesse bei vielen Kunden wie Banken, Versicherungen, Chemie- und Pharmaunternehmen, aber auch Einzelhändlern und Unternehmen anderer Branchen. Für mehr als 100 Unternehmen arbeitet der Dienstleister, darunter 18 DAX-Konzerne. Der IT-Betrieb der Kunden muss auch aus dem Homeoffice funktionieren. „Nachdem wir die Sicherheitsvorkehrungen erklärt haben, erfolgten die benötigten Freigaben sehr schnell“, sagt Karcher. „Insgesamt bekommen wir ausgesprochen positives Feedback von Kunden“
Am häufigsten vermisst: Das Plausch an der Kaffeemaschine
Und auch in anderen Branchen sieht das Beratungsunternehmen keine vollständige Rückkehr der Mitarbeiter in die Büros: „Wir werden nach der Krise eine flexiblere Arbeitswelt sehen, das mobile Arbeiten wird vielen Arbeitnehmern zumindest teilweise erhalten bleiben“, sagt Karcher.
Dazu sei man bereits mit mehreren Kunden in Kontakt. Unternehmen wie der Personaldienstleister ManowerGroup oder der niederländische Versicherungskonzern VIVAT haben das von TCS entworfene Modell für sichere, ortsunabhängige Arbeitsumgebungen ihrer Mitarbeiter inzwischen eingeführt. „Viele weitere Unternehmen diskutieren das Vorgehen nach der Krise noch.“
Derzeit bleiben die TCS-Mitarbeiter aber weiter im Homeoffice. Auch das Onboarding erfolgt virtuell: Seit April erfolgt die Einarbeitung neuer Mitarbeiter mittels Videokonferenz. Denn das Unternehmen will weiter einstellen – rund 100 neue Mitarbeiter in Deutschland. Das Feedback der neuen Mitarbeiter sei sehr gut. Was allerdings zu kurz komme, sei der persönliche Austausch an den ersten Tagen: „Eine Videokonferenz mit vorher unbekannten Gesprächspartnern kann den Austausch an der Kaffeemaschine im Büro nicht ersetzen“, sagt Frank Karcher.
Bei TCS erfolgt der soziale Austausch virtuell
Daher sieht Karcher bei TCS auch keine verwaisten Büros nach der Krise. „Nicht alle Aufgaben lassen sich aus dem Homeoffice erledigen. Team-Meetings, Kundentermine oder andere Besprechungen werden künftig wieder im Büro stattfinden. Zusammen mit dem Frauenhofer Institut haben wir frühzeitig auf diese Formen der Zusammenarbeit vorbereitet. Wir sind kein Verbund von Freelancern. TCS hat eine ausgeprägte Unternehmenskultur. Wie Mitarbeiter miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten ist enorm wichtig, auch auf persönlicher Ebene. Das fehlt in der momentanen Situation.“
TCS sorgt daher momentan virtuell für sozialen Austausch. Dazu zählen Live-Streams mit dem ehemaligen Schachweltmeister „Vishy“ Anand oder dem US-amerikanischen Astronauten Ron Garan. Denn auf der Raumstation ISS ist das Leben noch abgeschiedener als im Home Office. Sein Wunsch während des Aufenthalts im All: Eine Pizza bestellen. Wer nach anderen kulinarischen Inspirationen sucht, findet bei TCS virtuelle Kochkurse, Yoga-Stunden oder Ideen zur Kinderbetreuung. Selbst Bollywood-Tanzkurse gibt es.
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