Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder Gefährden Mobilfunk und Stromtrassen die Gesundheit?

Redakteur: Jürgen Schreier

Welche Auswirkungen hat das neue Mobilfunknetz 5G? Beeinträchtigen neue Stromtrassen die Gesundheit? Im Internet gibt es dazu viele Antworten - darunter jede Menge Mythen, Gerüchte und Fake. Das neue Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder soll frühzeitig und fachlich kompetent informieren.

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Bei Einhaltung bestehender Grenzwerte sind nach dem derzeitigen Kenntnisstand keine gesundheitsschädigenden Auswirkungen durch elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder wissenschaftlich belegt.
Bei Einhaltung bestehender Grenzwerte sind nach dem derzeitigen Kenntnisstand keine gesundheitsschädigenden Auswirkungen durch elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder wissenschaftlich belegt.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay )

Gesellschaftliche Entwicklungen wie die zunehmende Digitalisierung und die Energiewende führen dazu, dass die Bevölkerung inzwischen tagtäglich mit Strahlenschutzthemen in Berührung kommen. Um die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig und verlässlich zu informieren, richtet das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) das neue Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder ein. Das Zentrum ist in Cottbus angesiedelt.

Mit seiner Aufklärungs- und Forschungsarbeit will das Kompetenzzentrum zu mehr Akzeptanz der Energiewende beitragen und eine nachhaltige Digitalisierung stärken. Das Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder soll auf lebensnahe Fragen der Bevölkerung wissenschaftlich fundierte Antworten finden und diese öffentlich vermitteln. Um dem steigenden Informationsbedarf von Bürgerinnen und Bürgern, aber auch Behörden Rechnung zu tragen, werden mit dem Kompetenzzentrum die Forschung sowie die Schulungs- und Dialogangebote des BfS weiter ausgebaut. Auf einer eigens eingerichteten Website können sich Bürgerinnen und Bürger informieren und einem Expertenteam ihre Fragen stellen.

Energiewende und Digitalisierung bestimmen Zukunftsfähigkeit

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Sowohl die Energiewende als auch die Digitalisierung sind entscheidende Projekte für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Wenn es hier Bedenken gibt, müssen wir diese ernst nehmen und Fragen von Bürgerinnen und Bürgern aufgreifen. Das Bundesamt für Strahlenschutz als wissenschaftlich unabhängige Institution ist dabei eine kompetente und glaubwürdige Stimme.“

Die Präsidentin des Bundesamtes für Strahlenschutz Inge Paulini sagt dazu: „Wir begrüßen die Initiative der Bundesregierung, dem Strahlenschutz beim Stromnetzausbau sowie beim Mobilfunk eine wichtige Rolle zuzuschreiben. Eine Umfrage aus dem letzten Jahr hat deutlich gezeigt, dass es in der Bevölkerung großen Bedarf an Informationen zum Thema Strahlenschutz gibt. In Zukunft wollen wir daher noch gezielter und breiter über die gesundheitlichen Wirkungen elektromagnetischer Felder informieren. Das neue Kompetenzzentrum soll die erste Anlaufstelle für alle sein, die Fragen hierzu haben.“

Die Gründung des Kompetenzzentrums geht zurück auf den Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD, um den Stromnetzausbau zu begleiten. Mit ihrer Mobilfunkstrategie hat die Bundesregierung den Anspruch vertiefter Forschung und Kommunikation im November 2019 auch in diesem Bereich zum Ausdruck gebracht.

Mobilfunk in Sachen Gesundheitsgefahren gut erforscht

Bei Einhaltung bestehender Grenzwerte sind nach dem derzeitigen Kenntnisstand keine gesundheitsschädigenden Auswirkungen durch elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder wissenschaftlich belegt. Als besonders gut erforscht gilt der Mobilfunk: Zahlreiche Fragen konnten bereits im Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramm (DMF), das von 2002 bis 2008 unter Federführung des BfS durchgeführt wurde, beantwortet werden.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BfS arbeiten im Kompetenzzentrum Elektromagnetische Felder daran, die verbliebenen wissenschaftlichen Unsicherheiten – die es in der Wissenschaft immer gibt – weiter zu reduzieren. Ein Baustein hierfür ist auch das begleitende Forschungsprogramm zum Stromnetzausbau, das 2017 gestartet wurde. Erste Ergebnisse und Stand der Vorhaben wurden nach der Gründungsfeier vorgestellt und diskutiert.

Elektromagnetische Felder - 5G

Viele technische Aspekte von 5G sind mit denen bisheriger Mobilfunkstandards vergleichbar: So soll 5G zunächst in Frequenzbereichen eingesetzt werden, in denen bereits heute Mobilfunk betrieben wird (2-GHz Band), die für vergleichbare Nutzungen vergeben sind (3,6-GHz-Band) oder die solchen Frequenzbändern benachbart sind (700-MHz-Band).

Erkenntnisse aus Studien, in denen mögliche Gesundheitswirkungen elektromagnetischer Felder des Mobilfunks untersucht wurden, können folglich zu einem großen Teil auf 5G übertragen werden. So war beispielsweise das Deutsche Mobilfunkforschungsprogramm (DMF) so angelegt, dass dessen Erkenntnisse auch Aussagekraft für zukünftige technische Entwicklungen haben sollten. Der Frequenzbereich wurde bewusst breit gefasst und ging in einigen Studien über die aktuell für den Mobilfunk genutzten Bereiche hinaus. Innerhalb der gültigen Grenzwerte für Mobilfunksendeanlagen und bei Einhaltung der im Rahmen der Produktsicherheit an Mobiltelefone gestellten Anforderungen gibt es demnach keine bestätigten Belege für eine schädigende Wirkung des Mobilfunks.

In einem weiteren Ausbauschritt sind für 5G auch höhere Frequenzbänder im Milli- oder Zentimeterwellenbereich vorgesehen (zum Beispiel im 26 GHz-, 40 GHz-Band oder bei bis zu 86 GHz). Das Bundesamt für Strahlenschutz geht davon aus, dass auch in diesen Bereichen unterhalb der bestehenden Grenzwerte keine gesundheitlichen Auswirkungen zu erwarten sind. Allerdings lägen für diesen Bereich bislang nur wenige Untersuchungsergebnisse vor, weshalb hier noch Forschungsbedarf bestehe.

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