Digitalisierung Für schnelleren Glasfaser-Ausbau: Regierung beschließt neue Gigabitstrategie
Überall in Deutschland soll in Zukunft schnelles Internet verfügbar sein. Damit dies gelingt, soll nun verstärkt Infrastruktur ausgebaut werden. Verbände äußern jedoch Kritik an der neuen Gigabitstrategie.

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch eine Gigabitstrategie beschlossen, die ein Maßnahmenbündel zu unterschiedlichen Ausbauaspekten enthält. So sollen etwa Genehmigungsverfahren für Mobilfunk-Masten, die nur für eine begrenzte Zeit an einem Ort sind, gar nicht mehr nötig sein. An anderen Standorten soll das Behördenprozedere beschleunigt werden.
Für die zügigere Verlegung von Glasfaser enthält das Papier Verbesserungsvorschläge: Dank simpler Verlegetechniken soll es schneller gehen und mancherorts soll Glasfaser überirdisch an Holzmasten aufgehängt werden. Dadurch entfalle zeitraubende Buddelei. Zudem soll ein „Gigabit-Grundbuch“ eine bessere Übersicht über die aktuelle Versorgung und künftige Vorhaben bieten. Die Strategie hat teilweise eher den Charakter eines Appells, da Kompetenzen bei den Ländern und Kommunen liegen.
Ausbau schneller und effizienter machen
„Mit unserer Gigabitstrategie wollen wir den digitalen Aufbruch für Deutschland erreichen“, erklärte Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) nach dem Kabinettsbeschluss. „Home-Office, Streaming im ICE und Empfang auf der Berghütte müssen endlich problemlos möglich sein.“ Dafür würden überall leistungsfähige digitale Infrastrukturen gebraucht. „Das heißt Glasfaser bis ins Haus und den neuesten Mobilfunkstandard“, sagte der Freidemokrat. Nun schaffe man die Bedingungen, um den Ausbau schneller und effizienter zu machen.
Umstritten ist das in der Strategie ebenfalls enthaltene Thema Glasfaser-Ausbauförderung. Ende 2022 entfällt eine Schwelle von 100 Megabit pro Sekunde. Nur in Gegenden mit schlechteren Werten dürfen bisher mit staatlichem Geld neue Kabel verlegt werden. Künftig sind Fördervorhaben in viel größeren Gebieten möglich.
Die Telekommunikationsbranche sieht das mit Sorgenfalten: Sie warnt davor, dass dann viel zu viele Förderprojekte gestartet würden. Baufirmen wären völlig überlastet und der Ausbau fände auch dort statt, wo nur wenige Haushalte sind - anstatt andernorts mehr Wirkung zu erzielen. Der Ausbau würde ausgebremst, auch weil geförderter Ausbau zwei bis drei Mal so lange dauere wie eigenwirtschaftlicher Ausbau, warnte zum Beispiel Stephan Albers vom Glasfaser-Verband Breko. Dem Strategiepapier zufolge bleibt es beim Wegfall der 100-Megabit-Schwelle. Allerdings soll erarbeitet werden, wo das größte Ausbaupotenzial ist - das soll als Wegweiser dienen.
Brauchen 10-Gigabit-Ready-Glasfasernetze
Dem Verband der Internetwirtschaft Eco geht der Beschluss nicht weit genug. „Perspektivisch brauchen wir nicht 1-Gigabit-Netze, sondern 10-Gigabit-Ready-Glasfasernetze. Sie sollten zum eigentlichen Standard für alle zu bauenden TK-Netze gemacht werden, damit unsere Version der Gigabitgesellschaft dann auch wettbewerbsfähig ist“, sagte Eco-Vorstand Klaus Landefeld. Ansätze wie das Gigabit-Grundbuch und konkrete Meilensteine zu flächendeckenden Glasfaserausbau 2030 wird von dem Verband hingegen begrüßt.
Bitkom-Präsident Achim Berg fordert, dass alle Beteiligten nun an einem Strang ziehen müssen, um eine erfolgreiche Gigabitstrategie umsetzen zu können. „Die Gigabitstrategie des Bundes kann ihre Ziele nur erfüllen, wenn Bund und Länder gemeinsam mit den Netzbetreibern an einem Strang ziehen. Wir sehen drei große Hebel, die jetzt umgelegt werden müssen: die Digitalisierung und Beschleunigung der Genehmigungsverfahren, die Konzentration der Förderpolitik auf echte Bedarfsbereiche und den Abbau bürokratischer Hürden“, so Berg.
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