Studie Europa holt beim Rennen um Quantentechnologie auf

Von Sandro Kipar

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Die Investitionen in Quantencomputing-Startups steigen weiter. Allein im Jahr 2021 übersteigen die angekündigten Investitionen 1,7 Milliarden US-Dollar. Die meisten davon wurden bisher in den USA, Großbritannien und Kanada getätigt, doch Europa holt auf und auch Deutschland spielt mittlerweile oben mit.

Die Investitionen in Forschung und Entwicklung der Quantentechnologie steigen in den Industrienationen stark an.
Die Investitionen in Forschung und Entwicklung der Quantentechnologie steigen in den Industrienationen stark an.
(Bild: ©syafak - stock.adobe.com)

McKinsey & Company, eine weltweit tätige Unternehmensberatung, hat in einer aktuellen Studie den Stand der Quantentechnologie näher beleuchtet. In einem Bericht hat das Unternehmen aktuelle Trends zusammengefasst und Länder benannt, die Markt und Forschung aktuell besonders prägen.

McKinsey unterscheidet in seinem Quantencomputing-Report zwischen Quantencomputing, Kommunikation und Sensoren. Bei Quantencomputing stehe die Leistungsverbesserung für verschiedene Anwendungen im Fokus. Bei Quanten-Kommunikation gehe es vor allem um die Verschlüsselung und bei Quanten-Sensoren um eine völlig neue Generation an Sensoren, die deutlich empfindlicher seien als aktuelle Modelle. Am vielversprechendsten seien aktuell die Entwicklungen rund um Quantencomputing.

Europa und China holen auf

Dominiert wird der Markt aktuell noch von Nordamerika. Laut McKinsey sind hier 40 Prozent der aktuellen Player rund um die Quanten-Technologie angesiedelt. Zudem finden hier 60 Prozent der Startup-Investitionen rund um Quanten-Technologie weltweit statt. Und diese Investitionen steigen schnell: weltweit hat McKinsey für 2020 eine Summe von 700 Millionen US-Dollar an Investitionen in die Quanten-Technologie erfasst. 2021 lag diese Summe schon bei 2,1 Milliarden US-Dollar.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Auch in der Europäischen Union und in China wird immer mehr Geld für die Forschung und Entwicklung von Quanten-Technologie bereitgestellt. Laut McKinsey will China innerhalb von fünf Jahren insgesamt 15 Milliarden US-Dollar hier investieren. Die EU plant mit 7,2 Milliarden US-Dollar, wovon Deutschland 42 Prozent ausmacht.

Allerdings hat die USA nicht nur auf finanzieller Seite aktuell noch die Nase vorn. Hier sind laut McKinsey auch die meisten Quantum-Computing-Startups angesiedelt (59). Weit abgeschlagen sind davon Kanada mit 23 Startups und Großbritannien mit 19 Startups. Deutschland ist im weltweiten Vergleich mit sieben Startups auf dem sechsten Platz. Fasst man die Startups in der EU jedoch zusammen, ergibt sich ein anderes Bild: so stieg hier die Zahl von 9 im Jahr 2015 auf 53 im Jahr 2021.

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Niko Mohr, Co-Autor der Studie, erklärt vor allem den Vorsprung Großbritanniens so: "Großbritannien gründet deutlich mehr Startups, was unter anderem mit der natürlichen Nähe zu den USA und auch den dort ansässigen Risikokapitalgebern zusammenhängt." Deutschland könne sich daran ein Vorbild nehmen, indem man den Zugang zu Risikokapital verstärke. "Blicken wir auf die gesamte deutsche Startup-Landschaft, erreichen hiesige Gründungen im Vergleich zu den USA deutlich weniger oft die späteren Finanzierungsrunden. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein US-Startup einen langfristig stabilen Zustand erreicht, 1,5-mal so hoch wie für Startups aus Deutschland." Mit Blick auf die geplante Investitionssumme der EU und Deutschland gibt sich Mohr jedoch optimistisch. "Die Dynamik nimmt zu und Deutschland hat zumindest den Anspruch bei der Entwicklung von Quantentechnologien oben mitzuspielen."

Big Player dominieren

Die meisten Player gibt es laut McKinsey aktuell im Segment Quantum-Computing. Vor allem große Unternehmen sollen hier aktiv sein. Sie seien diejenigen, die Know-How und finanzielle Mittel dafür haben. Bei Quantum-Kommunikation sind es 111 Player, bei Quantum-Sensoren 58. Laut der Studie wird sich der Markt rund um Quantum-Computing bis 2040 am besten entwickeln im Vergleich zu Kommunikation und Sensoren.

Von diesen Playern soll der größte Teil zur Komponentenfertigung gehören, gefolgt von Anwendungssoftware-Entwicklern. Komponenten sind laut McKinsey aktuell das einzige Segment, das im Bereich Quantum-Computing Umsatz generieren kann. Im Hardware- oder Software-Bereich gebe es schlicht noch keine kommerziellen Produkte. Dies liege vor allem an der komplexen Technologie: im Hardware-Segment gebe es deswegen viele Risiken für Unternehmen und eine lange Entwicklungszeit.

Frühzeitig eine Strategie entwickeln

Laut dem Report seien in der Industrie bereits erste Partnerschaften für Fortschritte in der Quanten-Technologie geschlossen worden, um das Potenzial der Technologie zu erforschen. Lediglich Automotive und Fertigung seien schon einen Schritt weiter und unterstützen bereits mehrere Aktivitäten rund um Quanten-Technologie.

Pharmaunternehmen werden laut Niko Mohr wahrscheinlich die ersten sein, die von den neuen Technologien profitieren. Bis Quantencomputer die restliche Wirtschaftswelt wesentlich verändern und wirklich kommerzialisierbar sind, werde es allerdings noch mindestens zehn Jahr dauern. "Die ersten praktischen Anwendungen sind jedoch schon heute absehbar", so Mohr. "Entscheidungsträger in Unternehmen, für die rechenintensive Anwendungen eine große Rolle spielen, sollten die technische Entwicklung deshalb genau verfolgen und frühzeitig eine geeignete Strategie entwickeln, nicht zuletzt mit Blick auf den bereits heute heiß umkämpften Arbeitsmarkt. Denn schon jetzt übersteigt die Nachfrage nach Quantenspezialisten das Angebot und vielen Vorhersagen zufolge dürfte diese Lücke sich in den nächsten Jahren noch vergrößern."

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