Forschung Embodied Intelligence: Motor für die nächste industrielle Revolution?
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Neue Technologien eröffnen immer mehr neue digitale Geschäftsmodelle wie etwa die Plattformökonomie. Forscher gehen davon aus, dass verkörperte Intelligenzen als Nutzer dieser Plattformen der zukünftige Wachstumstreiber für Unternehmen sein könnten.

Embodied Intelligence könnte der Motor für die digitale Transformation 2.0 sein. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Landesforschungsinstitut des Freistaats Bayern für softwareintensive Systeme (Fortiss). Doch was hat es mit Embodied Intelligence auf sich?
Bei Maschinen mit verkörperter Intelligenz handelt es sich um Systeme, die sich selbst regulieren können. Dafür nehmen sie die direkte Umgebung sowie den eigenen Körper wahr und können auf Veränderungen adäquat reagieren. Dies gelingt ihnen ohne menschliches Eingreifen, also völlig autonom. Sie können demnach eigenständig wahrnehmen, entscheiden und handeln. Aus Sicht der Studienautoren sind Maschinen mit verkörperter Intelligenz in Kombination mit einer Plattformökonomie der Schlüssel zur Zukunft, da beide Technologien gemeinsam für niedrige Transaktionskosten sowie für geringe Funktionskosten sorgen.
Die sinkenden Kosten könnten in der Zukunft dazu führen, dass die frei gewordenen Ressourcen besser und effizienter eingesetzt werden. Die Forscher nennen als Beispiel ein selbstfahrendes Auto, das eine digitale Mobilitätsplattform nutzt, um Fahrgäste zu transportieren. Das Auto, ausgestattet mit Embodied Intelligence, kann gemeinsam mit der Plattform sowohl die Auslastung als auch die Belegung von Fahrzeugen deutlich steigern und unnötige Standzeiten minimieren. Das reduziere die Anzahl der benötigten Fahrzeuge und den Flächenbedarf für die Mobilität, heißt es in der Studie.
Die Wissenschaftler zeigen sich davon überzeugt, dass künstliche Intelligenz einen Körper wie etwa ein Auto benötigt, um sich in einer dynamischen Welt zu entwickeln und um sich an diese anzupassen. Daher würde sich der Sektor rund um autonome Fahrzeuge zur Leitindustrie für Embodied Intelligence entwickeln. Bis 2030 stünden auch Technologiefelder wie Halbleiterbauelemente, Software, Plattformen oder Energiespeicherung im Fokus. Ab 2040 würde auch Quantentechnologie eine entscheidende Rolle einnehmen.
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Bausteine der Embodied Intelligence
Eine Maschine mit verkörperter Intelligenz braucht laut den Forschern einen physischen Körper, ein technisches Nervensystem und künstliche Gehirnfunktionen. Die wesentliche Aufgabe des physischen Körpers liegt in der Durchführung von Handlungen einschließlich der Erfassung von Informationen, so die Wissenschaftler. Dies gelingt ihm mit Sensoren, die das System mit Informationen zur Position, Orientierung und Geschwindigkeit sowie zu Drehmomenten und Kräften versorgen. Visuelle Sensoren in Form von Kameras, Laser und Infrarottechnik erfassen Bilder und Tiefeninformationen in unterschiedlichen Spektren, wodurch sie das menschliche Auge übertreffen würden.
Das technische Nervensystem habe die Aufgabe, Informationen aus dem Körper und der Umwelt weiterzuleiten und zu verarbeiten. Dabei gehe es analog um die Halbleitertechnologie, die aus Prozessoren, Speichern, Bus-Systemen und weiteren Komponenten aus der Mikroelektronik besteht. KI und Machine Learning sollen als künstliches Gehirn dafür sorgen, dass der Nutzer nur die Aufgabe vorgibt, die dann ohne weiteres Zutun erledigt wird. In der ferneren Zukunft falle auch das Formulieren der Aufgaben durch den Menschen weg, was zu einer weiteren Steigerung der Autonomie führe.
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Welches Potenzial hat die Kombination von KI und physikalischen Modellen?
EU wird abgehängt
Unternehmen in Europa müssen sich laut den Forschern anstrengen, um nicht abgehängt zu werden. Die Plattformökonomie werde dringend gebraucht, wird aber von vielen noch nicht vollständig verstanden, so die Autoren der Studie. Es sei kein großer europäischer Technologieanbieter, kein digital transformiertes, etabliertes Unternehmen als zukünftiger Marktführer in Sicht. Im Vergleich zu den USA würden Firmen in der EU meist ein „Sanierungsprofil“ aufweisen.
Die Wissenschaft müsse mehr über Embodied-Intelligence-Systeme herausfinden und beantworten, wie diese Systeme gebaut, überprüft und gewartet werden können. Deren Handlungen sollten für Menschen verständlich und nachvollziehbar sein. Zertifizierung und rechtliche Fragen seien hierbei ebenfalls zu beantworten. Aus diesem Grund empfehlen die Autoren der Studie einen europäischen Ansatz zum Aufbau eines gemeinsamen Plattformökosystems als Voraussetzung für Embodied Intelligence. Auch die Politik sei hier gefragt.
Die vollständige Studie ist hier abrufbar.
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