App-Entwicklung Ein IoT-Projekt in einer Stunde? Google zeigt, dass es geht

Redakteur: Jürgen Schreier

Mit einem spektakulären Live-Experiment haben Google-Entwickler ihr Publikum verblüfft. In einer knappen Stunde entwickelten sie auf offener Bühne eine Cloud-basierte Applikation zur Stressüberwachung - nicht restlos perfekt, aber immerhin.

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Stress ist ein Ausdruck für Belastung und Anspannung des ganzen Organismus. Stress ist in Deutschland weit verbreitet. Fast sechs von zehn Deutschen empfinden regelmäßig Stress.
Stress ist ein Ausdruck für Belastung und Anspannung des ganzen Organismus. Stress ist in Deutschland weit verbreitet. Fast sechs von zehn Deutschen empfinden regelmäßig Stress.
(Bild: gemeinfrei / CC0 )

Was ist die typische Eigenschaft des deutschen Ingenieurs? Sein Hang zur Perfektion. Und der ist manchmal gut: Deutsche funktionieren, viele Jahre lang. Und deutsche Autos laufen und laufen und laufen - selbst wenn "Dieselgate" für ein paar heftige Kratzer an der glänzenden Oberfläche gesorgt hat. Denn leistungsstarke Dieselfahrzeuge zu echten Ökomobilen umzustylen, hat man auf redliche Weise dann doch nicht hingekriegt.

Perfektionismus ist nicht immer gut

Doch manchmal ist die Neigung alles perfekt machen zu wollen auch weniger gut: zum Beispiel im IoT-Bereich. Denn oft hat der (amerikanische) Wettbewerb das neue Produkt bereits auf dem Markt, während sich vergleichbare Projekte hierzulande noch immer im Stadium des "Pilotpurgatoriums" befinden, um einen einen Begriff von McKinsey zu verwenden. So ist die vierte "industrielle Revolution", die ich hinter Label Industrie 4.0 verbirgt, eher eine Evolution, wie Brian Buntz vom amerikanischen Newsdienst IoTI Informer mit sanfter Ironie anmerkt.

Dass es aber auch anders geht, dass die Entwicklung einer IoT-Anwendung keineswegs so schwer sein muss, wie sich sich diese manche machen .- das demonstrierte kürzlich Gabe Weiss im Rahmen einer Sitzung bei Google Cloud Next. Laut IoTI Informer führte Weiss, unterstützt von vier Kollegen, das Publikum durch die Entwicklung einer IoT-Anwendung zur Stressüberwachung, die in weniger als einer Stunde einsatzbereit war. "Ja, wir werden heute auf der Bühne eine End-to-End-App entwickeln", verkündete der Senior Developer Advocate bei Google - auch wenn er ehrlicherweise zugab, dass viele der projektbezogenen Fragen von den Entwicklern bereits im Vorfeld der Sitzung geklärt worden waren. Zudem sei es eine Übertreibung zu erwarten, so Weiss, dass in einer derart kurzen Zeit ein serienreifes IoT-Projekt realisiert werden könne.

Mit klarer Strategie und Technik-Know-how schnell zur IoT-Applikation

Dennoch zeigte die Präsentation, dass es mit einer guten Strategie und Vertrautheit mit einer Technologie wie der Google Cloud Platform durchaus möglich sein kann, eine "experimentelle" IoT-Anwendung in relativ kurzem Zeitraum (hier waren es 50 Minuten) zu entwickeln. "Was man in dieser kurzen Zeit zusammenstellen kann, ist sofort nützlich", so der Senior Developer Advocate. "Die Daten, die die solche einfache Anwendungen liefern, können Sie sofort einsehen und nutzen, um einen ROI für Ihr Unternehmen zu erzielen."

Der erste Schritt bei der Erstellung einer Anwendung besteht laut Weiss darin, eine Idee zu identifizieren, die dann die Art der erforderlichen Technologien vorgibt. "Die Frage, die ich beantworten wollte, war: Wer von uns hier oben ist der Coolste auf der Bühne? Wer ist der Nervöseste, der Ängstlichste vor allen". Ein zuverlässiger Indikator, um Stress zu erkennen, wäre das Hormon Cortisol, das in Körperflüssigkeiten wie Blut und Speichel enthalten ist. Da die Organisatoren der Session solche Analysen auf der Bühne aber nicht erlaubten, beschränkte sich Weiss darauf, den Blutdruck zu messen. "Wie hoch dieser ist, wird Ihnen sagen, wie gestresst Sie sind", so sein Argument. Mit der passenden Technik und IoT-Applikation sei das machbar.

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