Daten im Internet der Dinge „Edge Computing und die Cloud ergänzen sich bei Rechenleistung und Speicher“

Das Gespräch führte Dipl.-Ing. (FH) Hendrik Härter

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Edge- und Cloud-Computing können sich ergänzen. Doch werden die Daten in der Cloud und damit in einem Rechenzentrum verarbeitet, ist Energie notwendig. Sind Rechenzentren nachhaltig und wie geht die Branche mit dem Personalmangel um?

Daten verarbeiten: Entweder direkt an der Edge oder in der Cloud und damit in einem Rechenzentrum. Edge Computing und die Cloud ergänzen sich insbesondere durch die hohe Rechenleistung und hohen Speicherplatzkapazitäten (Cloud Computing).
Daten verarbeiten: Entweder direkt an der Edge oder in der Cloud und damit in einem Rechenzentrum. Edge Computing und die Cloud ergänzen sich insbesondere durch die hohe Rechenleistung und hohen Speicherplatzkapazitäten (Cloud Computing).
(Bild: Beyond.pl)

Der Markt der Edge-Anwendungen soll nach einem Report bis zum Jahr 2023 die Marke von 1,94 Mrd. US-Dollar erreichen.

Dabei fordert die Industrie für ihre IoT-Anwendungen schnelle Datenübertragung bei gleichzeitig schneller Verarbeitung der Daten. Getrieben wird die schnelle Datenverarbeitung vor Ort vor allem durch den Mobilfunkstandard 5G. Hieße das eine Abkehr vom Cloud-Geschäft? Und wie sieht es mit der notwendigen Energie für die Rechenzentren aus? Dazu ein Gespräch mit Muzaffer Ege, Director Sales DACH Region, des polnischen IT-Dienstleisters Beyond.pl.

Wie genau ergänzen sich Edge-Computing und die Cloud? Gibt es bereits Beispiele?

Muzaffer Ege von Beyond.pl: „Edge Computing und die Cloud ergänzen sich insbesondere durch die hohe Rechenleistung und hohen Speicherplatzkapazitäten (Cloud Computing).“
Muzaffer Ege von Beyond.pl: „Edge Computing und die Cloud ergänzen sich insbesondere durch die hohe Rechenleistung und hohen Speicherplatzkapazitäten (Cloud Computing).“
(Bild: Beyond.pl)

Bei der digitalen Transformation, insbesondere von Branchen und Organisationen, spielt das IoT (Internet of Things) vermehrt eine wesentliche Rolle. Von smarten Endgeräten werden immer mehr Daten in Terabyte erzeugt, die wiederum die Notwendigkeit mit sich bringen, diese zuverlässig und schnell zu verarbeiten. Edge Computing und die Cloud ergänzen sich insbesondere durch die hohe Rechenleistung und hohen Speicherplatzkapazitäten (Cloud Computing).

Hinzu kommt die schnelle, sichere und lokale Verarbeitung auf Gateways, die sich in der Nähe der Geräte (Edge Computing) befinden.

Edge Computing ist ein inhärentes Merkmal einer Smart City. Ein Beispiel ist die polnische Stadt Posen. Die städtische City App wird in einer Cloud-Umgebung gehostet, liegt aber physisch in einem Rechenzentrum im Stadtzentrum. So wurde die Geschwindigkeit des Informationszugangs für die Bürger optimiert.

Rechenzentren gelten als Energiefresser: Wie können moderne Rechenzentren dem entgegenwirken?

Moderne Rechenzentren bieten die gleichen Funktionen und Möglichkeiten wie herkömmliche Rechenzentren. Allerdings benötigen sie aufgrund ihrer hohen Energieeffizienz weniger Energie. Sie verfügen über ein besseres Lastmanagement, energieeffiziente Stromversorgungssysteme, hocheffiziente HLK-Systeme (Heizung, Lüftung und Klimatechnik) und LED-Beleuchtung.

Bei der Rechenzentrumsplanung werden unter anderem die Umweltauswirkungen der für den Bau verwendeten Materialien, die Wiederverwertung von Abfällen und die Nutzung der natürlichen Umgebung und des Geländes berücksichtigt.

Es gibt zum Beispiel Einrichtungen wie die unsere, die mit einem adiabatischen Kühlsystem arbeiten, das die traditionelle Methode der Kühlung von Racks mit energieintensiven Geräten überflüssig macht. Die von den Servern und anderen Geräten in den Räumen des Rechenzentrums erzeugte Wärme wird wiederverwendet. Entweder um Gebäude auf dem Gelände, den angrenzenden Grundstücken oder um ganze Städte zu beheizen.

Die Energiepreise werden weiter steigen. Gibt es von Ihrer Meinung nach weitere Aspekte?

Ja definitiv. Vor den weiter steigenden Energiepreisen können sich Unternehmen schützen, indem sie auf mehrere Faktoren achten. Der erste ist der PUE-Wert. Dieser Power Usage Effectiveness (PUE) ist eine technische Kennzahl, mit der sich die Energie-Effizienz eines Rechenzentrums darstellen lässt. Der PUE-Wert setzt die insgesamt in einem Rechenzentrum verbrauchte Energie ins Verhältnis mit der Energieaufnahme der IT-Infrastruktur.

Je näher sich der Wert an 1,0 annähert, desto energieeffizienter arbeitet das Rechenzentrum und desto besser ist seine Energiebilanz. Modernste Rechenzentren wie unsere zwei in Posen weisen einen PUE-Wert von 1,2 oder niedriger auf. Das bedeutet, dass für jedes Kilowatt, das direkt für die Stromversorgung der Server verbraucht wird, weitere 20 Prozent an Energie für die Technologien benötigt werden, die die IT-Infrastruktur unterstützen, wie die Kühlsysteme.

Der durchschnittliche PUE-Wert in der EU liegt bei 1,5 bis 1,6 in Rechenzentren. Bei Serverräumen in Unternehmen vor Ort erreicht dieser Faktor einen Wert von 2,5 bis 3,0. In dem Fall werden weitere 150 bis 200 Prozent an Energie benötigt. Ein immenser Unterschied, was die Energieeffizienz angeht.

Wie sieht es mit den Energiepreisen für Rechenzentren außerhalb von Deutschland aus, beispielsweise Polen oder Österreich?

Moderne Rechenzentren werden zudem zu 100 Prozent mit Ökostrom betrieben – und das ohne Aufpreis für den Kunden. In dem Fall verringern Unternehmen nicht nur ihren CO2 Fußabdruck, sondern sparen auch Kosten beim Energieverbrauch.

Liegt das Rechenzentrum in einem anderen Land, spart das Unternehmen sogar noch durch die landesspezifischen Energiepreise, die unter den deutschen liegen. So beträgt der Preis für Ökostrom in Polen 0,16 Euro/kWh, während er in Deutschland bei etwa 0,40 Euro/kWh und in Österreich bei etwa 0,35 Euro/kWh liegt – abhängig vom PUE des Rechenzentrumsbetreibers. Und dass bei denselben Voraussetzungen, was geringe Latenzzeiten, DSGVO- und Compliance-Anforderungen und Sicherheitsmaßnahmen angeht.

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Wie sehen die Nachhaltigkeitsstandards konkret aus?

Die Branche der Rechenzentren und Cloud-Anbieter sind noch nicht verpflichtet, erneuerbare Energiequellen und Technologien zu nutzen, um CO2-Emissionen zu senken. Es gibt keine Vorschriften, die einen nachhaltigen Betrieb festlegen.

Unternehmen sollten ihren Rechenzentrumsanbieter genau prüfen, wie ernst er es meint: Wie wichtig sind ihm die Themen Klima und Nachhaltigkeit? In welchen Organisationen oder Partnerprogrammen wie beispielsweise dem „Pakt für klimaneutrale Rechenzentren“ oder der „European Green Digital Coalition“ ist er Mitglied? Inwieweit kommt er seiner sozialen, ökologischen und unternehmerischen Verantwortung nach? Setzt er beispielsweise die 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs, Sustainable Development Goals) um? Ist das Rechenzentrum energieeffizient und nutzt es erneuerbare Energiequellen für den Betrieb der Anlagen? Hat es eine aktuelle ISO 14001-Zertifizierung für Umweltmanagement?

Wie will die Branche den Personalengpässen entgegentreten?

In Deutschland herrscht Personalmangel, vor allem an hochqualifizierten Mitarbeitern. Daher ist es wichtig, zu prüfen, wie viel Personal der Rechenzentrumsanbieter vorhält und wie gut es ausgebildet sowie qualifiziert ist. Gibt es zum Beispiel regelmäßig Schulungen zu angebotenen Services, neuer IT-Infrastruktur oder Sicherheitsmaßnahmen? Über welche Zertifikate verfügen die Mitarbeiter, die die Qualität ihrer Leistungen belegen?

Polen zum Beispiel schneidet im weltweiten Vergleich beim IT-Personal überdurchschnittlich gut ab. Es gilt als eines der besten weltweit. Polnische Mitarbeiter zählen zu den besten Software-Entwicklern. Je qualifizierter das Personal ist, desto besser kann es die angebotenen Services umsetzen, Unternehmen beratend zur Seite stehen sowie Sicherheitslücken entdecken, diese schließen und Empfehlungen für Veränderungen der IT-Infrastruktur zum Schutz oder verbesserter Leistungsfähigkeit geben.

Fachpersonal bekommt man aus meiner Erfahrung vordergründig durch einen hohen Garanten als interessanter Arbeitgeber, der innovative Themen vorantreibt, und einer Unternehmenskultur, die Mitarbeitende wertschätzt und ihnen erfüllende Aufgabenstellungen mit Entscheidungs- und Entfaltungsfreiheiten bietet.

Zur Person: Muzaffer Ege

Muzaffer Ege ist Ingenieur der Elektrotechnik und hat mehr als 22 Jahre Erfahrung im internationalen Data Center Business. Er durchlief mit Interxion Deutschland, Telehouse Deutschland und NTT Global Data Centers EMEA GmbH renommierte Data Center Provider in Deutschland und betreute von Kleinstkunden bis hin zu Hyperscalern viele namhafte nationale sowie internationale Kunden.
Ege war sowohl operativ in der Kundenimplementierung als auch in der Kundenakquise tätig. Derzeit ist er als Director Sales DACH Region bei Beyond.pl zuständig für die Kundenakquise für das erste Rated-4 Data Center in der EU.

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