Expertenbeitrag

Dr. Martin Klapdor

Dr. Martin Klapdor

Senior Solutions Architect, Netscout

Smart Data Analytics Digitale Finanzdienstleistungen: Bessere Performance dank Smart Data

Autor / Redakteur: Dr. Martin Klapdor / Sebastian Human

Technologien wie die Blockchain und das Internet der Dinge ermöglichen Finanzdienstleistern neue Geschäftsmodelle und bieten Potenziale für die Verbraucher. Allerdings stellen innovative Services auch komplexe Anforderungen an die IT-Infrastruktur.

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Blockchain und IoT verändern Geschäftsmodelle - auch im Finanzsektor.
Blockchain und IoT verändern Geschäftsmodelle - auch im Finanzsektor.
(Bild: Photo by Carlos Muza, Unsplash / CC0 )

Das Ticket bei der Schweizer Bahn SBB mit Bitcoin bezahlen. Oder per Smart Contract ein Auto mieten und automatisch abrechnen – digitale Finanzdienstleistungen wie diese in Anspruch zu nehmen, ist heute bereits durch das Internet der Dinge und die Blockchain möglich. Die verbauten Sensoren des IoT stellen die notwendigen Daten zur Verfügung und die Blockchain vereinfacht den Handel für den Endnutzer. Vor allem junge Finanz-Startups (FinTechs) nutzen die Technologien, um effizienter zu werden und um das Kundenerlebnis zu optimieren. Aber auch traditionelle Unternehmen liebäugeln mit der Distributed Ledger: Laut Hermes-Barometer sind Dreiviertel aller Unternehmen von der Blockchain überzeugt. Sie glauben daran, dass eine transparente Kundenkommunikation der Schlüssel zur Effizienzsteigerung ist. Doch es gibt ein Problem: Noch existiert wenig Vorzeigbares oder Alltagstaugliches. Eine aktuelle Umfrage unter 1.004 Unternehmen ab 50 Mitarbeitern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom zeigt, dass aus diesem Grund die Wirtschaft in Deutschland noch verhalten auf die neue Technologie reagiert. Neben fehlenden Anwendungsfällen spielen auch ein Mangel an Blockchain-Experten sowie rechtliche Unsicherheiten eine Rolle. Dennoch schätzt jeder zweite deutsche Finanzmanager die Blockchain-Technologie als zukünftig relevant ein. Zwei Drittel glauben, dass die Technologie ihr Geschäftsmodell in den kommenden zehn Jahren beeinflussen wird.

Blockchain und IoT verändern Geschäftsmodelle

Und nicht nur die Blockchain, auch andere Zukunftstechnologien beschäftigen Finanzdienstleister. So sprießen in diesem Zuge etwa vermehrt auf Künstlicher Intelligenz basierende Robo Advisor aus dem Boden. Diese Anwendungen erleichtern die Geldanlage, indem sie eine Vielzahl von Daten auswerten: In einem Online-Fragebogen erfassen sie, welches Risiko ein Anleger eingehen kann und will, empfehlen ihm eine Anlagestrategie und handeln dann ganz automatisch mit den passenden Wertpapieren. Damit sind die digitalen Vermögensverwalter ein echter Star. Die Beratung Oliver Wyman prophezeit ein „unbegrenztes Wachstum“ und schätzt, dass deutsche Anleger den Robo-Beratern im Jahr 2021 rund 35 Milliarden Euro anvertrauen werden. Das wäre mehr als 30-mal so viel wie noch 2017. Machen sich Finanzdienstleister die Vorteile dieser Technologien also zunutze, können neue rentable Geschäftsmodelle entstehen, in denen digitale und menschliche Finanzberatungsmodelle Hand in Hand gehen.

Komplexe IT-Infrastrukturen werden noch komplexer

Um dies zu erreichen, muss allerdings die Technik mitspielen. Wie bei allen neuen Technologien, können Kinderkrankheiten auftreten. Auch KI und Blockchain sind hiervon nicht ausgenommen. Beide Technologien hängen stark von der Daten- und Anwendungs-Verfügbarkeit ab. Ist auch nur die kleinste Information falsch oder nicht abrufbar, kann die Blockchain nachfolgende Transaktionen nicht ausführen. Eine KI wiederum trifft nur so gute Aussagen, wie es die ihr bereitgestellten Daten zulassen. Steht etwa eine Anwendung nicht zur Verfügung, die Daten liefern sollte, ist auch die KI beeinträchtigt.

Ein weiterer wesentlicher Faktor ist, dass Kunden die ständige Verfügbarkeit von Services verlangen - auch von Finanzdienstleistungen. Kanäle und Berührungspunkte müssen nahtlos integriert werden, von Web und Smartphone bis hin zum persönlichen Service. Doch die IT-Landschaft stellt das vor Herausforderungen: Anwendungen müssen in Echtzeit bereitstehen und stets zuverlässig funktionieren, sonst ist die Nutzererfahrung beeinträchtigt. Um also die Servicequalität den Nutzerbedürfnissen entsprechend hoch zu halten, gilt es, direkte Einsicht in das Anwendungsverhalten und die Serviceabhängigkeiten zu haben. Außerdem sollten Unternehmen in der Lage sein, drohende Ausfälle oder Beeinträchtigungen rechtzeitig zu verhindern. Dazu muss die Ursache des Problems schnell gefunden werden. Dies jedoch in Echtzeit umzusetzen, gestaltet sich als äußert schwierig. Denn dazu müssen aus unzähligen Daten genau die kritischen identifiziert und gesammelt werden, die Rückschlüsse auf die Servicequalität liefern. Sie können anzeigen, ob alles reibungslos funktioniert, oder ob aufgrund bestehender Abhängigkeiten von Komponenten im Netzwerk Fehlfunktionen auftauchen.

Automatisiertes Monitoring der kompletten Infrastruktur

Unterstützung kann hier ein automatisiertes Monitoring bieten, das Echtzeit-Feedback zur Performance aller Systeme und an das Netzwerk angeschlossenen Komponenten liefert. Denn ob ein System ausfällt, hängt unter anderem von der Reaktionsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit eines Services ab. Mit einer kontinuierlichen Überwachung können Störungen rechtzeitig erkannt werden, ehe sie Einbußen beim Nutzererlebnis verursachen. Ein Monitoring kann zudem dabei helfen, Leistung und Sicherheit der Anwendungen zu optimieren und die Produktivität zu verbessern.

Wichtig dabei: Das Monitoring muss wirklich jeden Aspekt der Bereitstellung, Integration und des Betriebs in der Produktionsumgebung abdecken. Auch der Zeitpunkt spielt eine Rolle. Unternehmen, die mit Blockchain oder KI-basierten Technologien planen, sollten in der kompletten Projektphase, von der Softwareentwicklung über die Integration, Validierung und Servicebereitstellung in der Produktionsumgebung Überwachungsmechanismen einsetzen. Nur so kann erfasst werden, welche Komponenten, Netzwerke, Server oder Datenbanken voneinander abhängig sind und so als mögliche Fehlerquelle in Betracht kommen.

Mit Smart Data Cyberbedrohungen rechtzeitig erkennen

Im Rahmen eines Monitorings spielen auch sogenannte intelligente Daten (Smart Data) eine große Rolle. Mit Smart Data wird die genaue Analyse von Anwendungen in virtualisierten, physischen, lokalen und Cloud-Umgebungen möglich. Algorithmen filtern wichtige Informationen aus IP-Verkehrsströmen, auch bekannt als Leitungsdaten, bereiten sie an einem zentralen Punkt auf und organisieren sie. Einfache Kabeldaten werden in intelligente Daten umgewandelt, die die Ursache einer Störung schneller aufzeigen können. Smart Data liefert Finanzdienstleistern also deutlich tiefere Einblicke in die Leistung ihrer Systeme.

Ein Monitoring hilft außerdem dabei, Bedrohungen zu identifizieren - zum Beispiel von außerhalb. Banken sind beliebte Ziele von Cyber-Kriminellen, die versuchen, den Betrieb zu stören oder aus finanziellen Gründen auf Kundendaten – oder direkt auf Konten – zuzugreifen. Gerade DDos-Angriffe zielen systematisch auf die IT-Systeme ab, indem sie das Netzwerk überlasten und einen Ausfall verursachen. Laut eines Sicherheitsberichts von Netscout Arbor gab es 2017 knapp 197.000 derartiger Cyber-Angriffe in der DACH-Region. Unternehmen mussten umgerechnet also 22 Attacken pro Stunde abwehren. Mehr als jedes zweite Unternehmen (56 Prozent) weltweit erlitt dadurch einen finanziellen Schaden zwischen 8.000 und 80.000 Euro.

Und Kunden, die einer Bank oder einem Robo-Advisor ihr Vermögen anvertrauen, wollen dieses in guten Händen wissen. Standard-Sicherheitsmaßnahmen wie Firewalls und Intrusion-Detection-Systeme reichen da alleine nicht aus. Um sicherzustellen, dass ihre Netzwerke und damit auch sensible Kundeninformationen geschützt sind, müssen Finanzinstitute zunächst ihre IT-Infrastruktur von innen und außen kennen. Vor allem gilt es, die Risiken zu verstehen, denen sie durch externe Bedrohungen wie etwa DDoS-Angriffe ausgesetzt sind. Nur dann sind Unternehmen in der Lage, die geeigneten Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz ihrer Netzwerke und Daten zu ergreifen.

Fazit

Es bedarf also einiger Vorbereitungen, bevor die neuen Technologien in den Alltag integriert werden können. Finanzdienstleister sollten sich zunächst überlegen, wie sie die angebotenen Dienstleistungen über alle möglichen Servicekanäle hinweg nahtlos, sicher und konform zur Verfügung stellen können. Auch müssen viele Transaktionen gleichzeitig ablaufen können und sensible Daten geschützt werden. Dafür brauchen Finanzinstitute durchgängige Transparenz, Smart Data und Echtzeit-Analysen des gesamten Netzwerkverkehrs. Wer ein entsprechendes Monitoring nicht von Beginn an mitdenkt, riskiert nicht nur verärgerte Kunden und Anwendungsausfälle, sondern auch Sicherheitslücken.

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