IoT-Start-ups „Die Zukunft der Produktion kann nicht ohne den Menschen gedacht werden“
Was gibt es Neues aus der Start-up-Szene? Was tun die jungen Unternehmen, die im Umfeld von Industrie 4.0 ihr Geld verdienen und wer sind die Köpfe dahinter? Heute stellen wir Workerbase vor und haben uns hierzu mit Thorsten Krüger, einem der Gründer unterhalten.
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Bei Workerbase dreht sich alles darum, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens zu vernetzen, um so zu mehr betrieblicher Flexibilität beizutragen, effizienter zu arbeiten und so schlussendlich auch die Produktivität zu steigern. Im Kern steht eine agile Fertigungssoftware, die Aufgaben dynamisch zuweist und deren Fortschritt verfolgt.
Was macht ihr genau?
Mit unserer Lösung kann die Produktivität in Fabriken gesteigert werden ohne Menschen durch Roboter zu ersetzen. Die Workerbase Software vernetzt die Mitarbeiter mit Hilfe von Smartphone, Tablet und Smartwatch. Die Lösung bindet Menschen optimal in die Produktionsprozesse ein. Informationen werden schneller verfügbar und Abweichungen vom Planbetrieb werden automatisch erkannt. Eine KI-basierte Logik optimiert die Abläufe und ermöglicht flexible Fertigungsprozesse. Unternehmen können so effizient auch kleine Losgrößen produzieren und schnell auf sich ändernde Kundenanforderungen reagieren.
Was macht ihr besser als andere?
Mit gängigen System wie ERP oder MES wird die Produktion üblicherweise mit einem Horizont von Wochen oder Tagen geplant. Im Gegensatz dazu setzen wir auf Koordination in Echtzeit. Wir können uns zu bestehenden Systemen verbinden und dann Produktionsprozesse flexibler organisieren. Statt Papier nutzen Mitarbeiter und MItarbeiterinnen durchgängig digitale Workflows auf mobilen Geräten. Alle menschlichen Arbeitsaufgaben werden dabei durch unsere Software kontextbezogen automatisch koordiniert. Die Menschen erhalten nur solche Aufgaben zugewiesen, für die sie auch die notwendigen Kompetenzen haben. Alle Workflows lassen sich über einen web-basierten Editor ohne Programmieraufwand konfigurieren und bei Bedarf anpassen. Die Lösung lässt sich innerhalb weniger Wochen einführen und erlaubt so einen einfachen Start in die Digitalisierung.
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Wie läuft das Geschäft?
Das Geschäft läuft sehr gut. Viele Unternehmen haben erkannt, dass sie nur dann zukunftsfähig bleiben, wenn sie ihre “Lean Produktion” durch digitale Lösungen erweitern. Jede und jeder Produktionsverantwortliche kennt unnötige Wartezeiten, Rückstaus, Qualitätsfehler oder lange ungeplante Maschinenstillstände. Die Ursache dieser Probleme ist zumeist, dass menschliche Arbeitsprozesse nur spärlich digitalisiert sind. Papierbasierte Prozesse erlauben kein akkurates Abbild des aktuellen Zustands. Das ändert unsere Lösung und wir merken, dass sie als notwendige Erweiterung zu vorhandenen Systemen wie ERP oder MES wahrgenommen wird.
Wo seht ihr euch in 10 Jahren?
Wir glauben, dass der Mensch auch noch in 10 Jahren ein wesentlicher Bestandteil in der industriellen Produktion sein wird. Dabei wird sich die Art der Arbeit ändern und der Mensch wird andere Tätigkeiten durchführen. Wir sehen uns als integralen Bestandteil eines industriellen Produktionssystems, das Mensch, Maschine und Material optimal koordiniert und effiziente, flexible und nachhaltige Fertigung ermöglicht.
Sitzen oder stehen? Also eher Schreibtisch oder eher Produktionsband?
Weder sitzen noch stehen. Sondern immer in Bewegung bleiben und die Arbeit flexibel verrichten. Dort wo Probleme anfallen, schnelle Lösungen finden und in kürzerer Zeit mehr produzieren.
Wie steht die Industrie dem Konzept des Connected Workers nach eurem Empfinden aktuell gegenüber?
Die Industrie ist für das Konzept sehr aufgeschlossen. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass flexible Arbeitskonzepte notwendig sind. Wenn kurzfristig umgeplant wird, wenn effizient in kleineren Stückzahlen produziert werden muss, dann helfen digitale Lösungen. Und wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dann noch auf Distanz arbeiten müssen, dann geht an der digitalen Vernetzung der Menschen kein Weg vorbei.
In zunehmend vernetzten Arbeitsumgebungen wird der Ruf danach laut, den Menschen in den Mittelpunkt aller Digitalisierungsinitiativen zu stellen. Ist der Ansatz des Connected Workers mit diesem Anspruch vereinbar oder wird er dabei nicht viel mehr zum Statisten?
Wir stellen den Menschen in den Mittelpunkt der Digitalisierung. Bei allen mensch-gebundenen Arbeitsprozessen fallen Daten an. Diese Daten können datenschutzkonform ausgewertet werden und dienen als Grundlage für Prozessoptimierungen. Dabei geht es nicht darum, den Menschen zu überwachen, ihn zu ersetzen oder als Statisten zu degradieren. Vielmehr müssen Produktionsprozesse so gestalten werden, dass die menschliche Arbeit effizient und wirtschaftlich organisiert werden kann.
Kann das Konzept auch dabei helfen, individuelle Entwicklungspotenziale der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu fördern? Falls ja, wie soll das gelingen?
Umfragen von McKinsey zeigen, dass 90 Prozent der Managerinnen und Manager aus produzierenden Unternehmen spätestens 2024 einen “Skill Gap” in der Produktion erwarten. Durch Automatisierung und Digitalisierung werden Produktionsmethoden umgestellt und die Tätigkeiten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werden sich ändern. Aus unserer Sicht ist es wichtig, den Menschen auf dieser Reise mitzunehmen. Digitale Technologie sollte die Belegschaft nicht nur vernetzen, sondern auch anleiten. Durch Smartphone und Smartwatch können Kolleginnen und Kollegen personalisierte Instruktionen erhalten. Aufgaben können so zeitnah und in bester Qualität durchgeführt werden. Kurze Video-Trainings können über das Smartphone abgerufen werden, so dass sich Menschen bei Bedarf sogar während der Arbeit auf dem Shopfloor weiterbilden können und digitale Unterstützung erhalten.
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Digital Transformation
Kollaboration zwischen Mensch und Maschine muss effizienter werden
Wie sieht die Zukunft aus? Wohin entwickelt sich das Konzept des Connected Workers?
Menschen und Maschinen in der Fabrik der Zukunft werden in einem digitalen Ökosystem verbunden sein und miteinander interagieren. Maschinen übernehmen dabei alle Tätigkeiten, die automatisierbar sind. Menschen werden die Maschinen überwachen, Prozesse gestalten, Probleme lösen und wenn nötig: improvisieren. Die Zukunft der Produktion kann nicht ohne den Menschen gedacht werden.
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