Telekommunikation Die SMS ist tot, lang lebe die SMS
In diesem Jahr feiert die SMS einen runden Geburtstag: 30 Jahre alt wird der Telekommunikationsdienst. Welche Rolle der Short Message Service im Zeitalter von digitalen Messengerdiensten spielt und was der Mann, der die erste SMS jemals versendete, heute über sie denkt.
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Kein Zweifel: Die Konkurrenz ist groß und bis an die Zähne bewaffnet. Geht es um die textbasierte Mobilkommunikation, bescherte das digitale Zeitalter der guten alten SMS einiges an potenten Mitbewerbern. Egal ob E-Mail oder Messengerdienste wie Whatsapp, Signal oder Threema, sie alle können das, was die SMS kann – und teils noch mehr.
Und dennoch glaubt der IT-Spezialist Neil Papworth an eine Zukunft für das Kommunikationsmittel, mit den drei Buchstaben, die für „Short Message Service“ stehen. Der heute 51-Jährige erklärte gegenüber der dpa: „Die SMS wurde schon vor 20 Jahren für tot erklärt, aber es gibt sie immer noch − und das dürfte in Zukunft auch noch so sein.“ Nachdem der Programmierer im Dezember 1992 die erste SMS an einen Vodafone-Mitarbeiter sendete, avancierte die Kurznachricht im Verlauf der 1990er Jahre und mit zunehmender Verbreitung von Mobiltelefonen mehr und mehr zum Massenphänomen.
Kommunikationsmittel ist auch Geschmackssache
Dass die Nachfrage nach SMS in den vergangenen Jahren gesunken ist und viele Menschen inzwischen Messaging-Apps wie Whatsapp, Facebook Messenger, Signal oder Threema den Vorzug geben, hat verschiedene Gründe. Zum einen ist hier sicher die Möglichkeit, nicht nur Text-, sondern auch Sprachnachrichten, Fotos, Videos oder Musik schicken zu können, ein entscheidender Treiber dieser Entwicklung. Doch auch die potenzielle Unabhängigkeit vom Mobilfunknetz dürfte ihr Übriges dazu tun, dass Menschen vermehrt zu entsprechenden Alternativen greifen, die im Zweifelsfalle lediglich eine WLAN-Verbindung benötigen. Der Kostenfaktor dürfte hingegen keinen nennenswerten Einfluss auf die gesunkene Popularität haben, schließlich bieten nahezu alle Netzbetreiber inzwischen entsprechende Flatrates an.
Einiges deutet außerdem darauf hin, dass die Wahl des Kommunikationsmittels schlichtweg auch eine Frage des persönlichen Geschmacks ist. „Wenn ich manchen Freunden von mir etwas über Facebook Messenger schicke, kriege ich nach zwei Wochen eine Antwort − schicke ich ihnen eine SMS, antworten sie sofort.“ Bei anderen Freunden sei es umgekehrt − die antworteten sofort über Messenger und benutzten SMS gar nicht mehr. „Ich weiß, welches Medium ich für welche Leute nutzen muss“, so Papworth.
Der Brite arbeitete in den 90ern in England für den Dienstleister Sema Group, der Vodafone beim SMS-Start unterstützte. Inzwischen lebt Papworth in Kanada, wo er für eine andere IT-Firma tätig ist.
Bereits vor 20 Jahren totgesagt und doch noch da
Der Programmierer erinnert sich, dass manche Branchenexperten die SMS schon vor zwei Jahrzehnten zum Auslaufmodell erklärt hätten. „Es kamen Handys mit E-Mail-Funktion auf den Markt und es wurde gesagt: Warum eine SMS, wenn man unterwegs Mails schreiben und Fotos mitschicken kann.“ Später kamen Smartphones und Messaging-Apps heraus und die SMS-Totenglocken wurden abermals geläutet. Zwar habe die Nachfrage nachgelassen, aber die SMS „spielt immer noch eine große Rolle bei den Telekommunikationsdiensten“, so der Experte.
Ende des Jahres 2021 wurde die erste SMS der Welt sogar in Paris als sogenanntes NFT (Non-Fungible Token), also eine nicht austauschbare Wertmarke, versteigert. Es ist ein Echtheitszertifikat, das mit der Blockchain abgesichert ist. Damit bekommt die Kurznachricht, die Papworth 1992 verschickt hat, gewissermaßen ein Abbild in der digitalen Welt. Den Erlös will Vodafone an das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) spenden.
Im Dezember 2022 dann „hat die SMS 30. Geburtstag, und ihren 40. Geburtstag dürften wir auch noch feiern“, ist sich Papworth sicher.
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