Expertenbeitrag

 Johannes Lutz

Johannes Lutz

CEO, 3D Industrie GmbH

3D-Druck-Kolumne // Dezember Die firmeninterne 3D-Druck Abteilung performt nicht

Von Johannes Lutz |

Anbieter zum Thema

Unternehmen haben in den letzten Jahren eigene 3D-Druck-Competence-Center oder Innovationsabteilungen aufgebaut und viel darin investiert. Doch die ersehnte Erfolgsquote bleibt aus und der Umgang mit Widerstand gegenüber der Veränderung mit 3D-Druck im Unternehmen ist schwierig. Was tun?

Kommunikation ist das A und O, wenn in Unternehmen neue 3D-Druck-Abteilungen eingeführt werden.
Kommunikation ist das A und O, wenn in Unternehmen neue 3D-Druck-Abteilungen eingeführt werden.
(Bild: 3D Industrie GmbH)

In den vergangen acht Jahren, in denen ich in der Branche tätig bin, habe ich viele interne 3D-Druck Abteilungen aus dem Boden schießen sehen. Es wird von der Geschäftsleitung, dem Vorstand oder den Gesellschaftern beschlossen, in die Additive Fertigung zu investieren, um die Innovationskraft im Unternehmen zu stärken. Dabei werden schnell Summen größer einer Million Euro bereitgestellt oder sogar ein separater Gebäudetrakt dafür gebaut.

Doch spätestens, wenn alle Fertigungsanlagen bereitstehen und die Nachbearbeitungsschritte installiert sowie das Personal geschult wurden, herrscht Stillstand oder 3D-Drucker sind nur gering ausgelastet. Nach mindestens zwei Monaten frustriert das auch das dafür eingestellte Personal, da die Technologie bereitsteht, aber einfach nicht so genutzt wird, wie geplant. Die Enttäuschung ist groß und man weiß nicht, woran es liegt, dabei hat die Technologie doch so viele Vorteile. Warum wird die Abteilung nicht mit 3D-Druck Aufträgen und Anwendungen überrannt?

Kaum effiziente Online-Schulungen

Hat die Nachricht, dass im eigenen Unternehmen eine spezielle Abteilung für 3D-Druck eröffnet wurde, die Runde gemacht, steht das Personal meist mit Schulungen, Online-Trainings, Präsentationen und interaktiven Online-Lerninhalten parat. Dann steht die Wissensvermittlung an, weil man denkt, die anderen Kolleginnen und Kollegen wissen nichts von 3D-Drucktechnologien und -anwendungen.

Wer also denkt, es sei nur mit einer Online-Teams- oder Zoom-Schulung getan, wird schnell frustriert und enttäuscht sein. Zu oft habe ich von internen Online-Präsentationen gehört, dass circa 20 bis 30 Teilnehmende aus unterschiedlichen Abteilungen alle Ihre Kamera ausgeschaltet und zum Schluss keine Frage gestellt hatten. Auch eine Anwendung wurde nicht mitgebracht, dabei hatte man sich mit der Präsentation so viel Mühe gegeben.

Auch das Onlinetraining sowie der Onlinekalkulator für Teile wird nicht genutzt. Ständig versucht man zu überzeugen und missionieren. Dabei trifft man zwar auf Interesse, aber ohne Erfolg und wenn eine Anwendung gefunden ist, auf Widerstand, diese umzusetzen.

Fehlende Relevanz und Akzeptanz

Antworten wie „Ich habe da gerade keine Anwendung“; „Ich müsste mal nachschauen“; „Da fällt mir gerade nichts Konkretes ein“; „Für die Serienfertigung ist es eh nicht geeignet“; oder „Das passende Material ist für uns nicht verfügbar“ sind dabei normal.

Zu oft wird 3D-Druck als irrelevant angesehen oder noch nicht akzeptiert. Das liegt nicht an der Technik, sondern an der Herangehensweise, wie es in die einzelnen Abteilungen kommuniziert wird. Dabei ist es verständlich, dass Personen der Ingenieursbranche, Techniker und Technikerinnen sowie Facharbeitende nicht die besten Überzeugungskünste besitzen. Das wird auch nicht verlangt, aber es sollten wenigstens keine offensichtlichen Fehler in der Kommunikation gemacht werden.

Fehler, warum es oft nicht funktioniert:

1. Die Abteilung wird nur mit „3D-Druck Technikinhalten“ über alle möglichen Technologien beschallt, die vorerst unwichtig sind.
2. Es werden Anwendungen gezeigt, die nicht zur jeweiligen Abteilung passen.
3. Die Abteilung wird überlagert mit Vorteilen der Technologie, ohne zu wissen, welches Problem damit gelöst werden kann.
4. Es wird nur über 3D-Druck an sich gesprochen, anstatt über den Weg, wie Anwendungen zu finden sind und welche mentalen Blockaden Kollegen und Kolleginnen noch daran hindern.

Dass die neue Abteilung 3D-Druck kann, das ist allen klar. Bei welchen Problemen 3D-Druck wirklich zum Einsatz kommen muss, ist oft auch der 3D-Druck Abteilung nicht bekannt. Diese hat sich meist nur mit 3D-Druck beschäftigt, anstatt mit den Herausforderungen der anderen Abteilung. Meine klare Empfehlung als Berater für 3D-Druck in der Anwendungsfindung: 3D-Druck ist ein Werkzeug, dessen Anwendung dringend erlernt werden muss.

Richtige Kommunikation der Abteilungen

Bei mittelständischen bis großen Unternehmen liegt die Herausforderung nicht darin, die Kompetenz aufzubauen, Bauteile zu drucken. Stattdessen sollte richtig kommuniziert werden, damit die Abteilungen auch sinnvoll mit 3D-gedruckten Bauteilen versorgt werden. Um genau aus Problemen wieder eine innovative Lösung zu schaffen, wurde die Kompetenz- oder Innovationsabteilung gegründet.

Wenn also die Umsetzung von Innovationen im Unternehmen zusätzlich Kosten und Zeit einsparen soll und die Geschäftsleitung nach wenigen Monaten etwas sehen will, braucht es einen guten Plan, der mit kleinen Änderungen kompatibel für nahezu jede Abteilung ist. Besonders gut funktioniert die Kommunikation, wenn kein Druck auf die Personen der anderen Abteilung ausgeübt wird, sondern ein Sogeffekt entsteht. Indem Sie konkrete Problem lösen und nicht mit Mühe und Not irgendwelche Anwendungen (er)finden müssen, können Sie die Genialität von 3D-Druck demonstrieren.

(ID:48744870)

Jetzt Newsletter abonnieren

Verpassen Sie nicht unsere besten Inhalte

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung