Zukunft des IoT Die 5 größten Einflussbereiche des Internets der Dinge
Unfassbare 7,1 Billionen Dollar sollen 2020 rund um IoT erwirtschaftet werden. Clevere Nutzung der Daten aus vernetzten Dingen wird den Status Quo vieler Märkte erschüttern. Hier die 5 Bereiche mit den größten Auswirkungen.
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2020 wird ein wichtiges Jahr für den technologischen Fortschritt: Das Mooresche Gesetz verliert seine Gültigkeit; Produktion und Speicherung von Solarenergie kommen ins Gleichgewicht; autonome Elektroautos bestimmen in zunehmendem Maße Transport und Verkehr.[1] Welche Bedeutung jenem Jahr zukommt, spiegelt sich auch in den Voraussagen vieler Analysten wider.
So werden im Internet der Dinge bis zu 50 Milliarden Geräte miteinander verbunden sein, wenn Cisco[2] mit seiner Schätzung richtig liegt. Darunter befinden sich dann laut Gartner über 250 Millionen[3] vernetzte Fahrzeuge. Mit einem geschätzten jährlichen Wachstum von 20 Prozent und einer Wertschöpfung von ungefähr 7,1 Billionen Dollar[4] kündigt sich hier eine Revolution an, die den Status Quo erschüttern wird. Die vielen Möglichkeiten und vor allem die clevere Nutzung der Daten aus vernetzten Dingen treiben diese Veränderungen voran. Hier sind die fünf Bereiche, in denen sich meiner Meinung nach die größten Auswirkungen zeigen werden.
1- Prädiktive Instandhaltung
Gerade anlagen- und ausrüstungslastige Organisationen, etwa in den Branchen Fertigung, Bergbau, Öl und Gas, wissen, wie wichtig eine ordnungsgemäße Wartung und Pflege der Maschinen ist. Doch eine solche Wartung beruht auf Erfahrungswerten der Vergangenheit; sie ist reaktiv, bringt unnötige Arbeiten und Kosten mit sich und kann trotzdem Maschinenausfälle nicht vermeiden. So schätzen Autohersteller die Kosten für ungeplante Auszeiten in Fertigungsanlagen pro Minute auf bis zu 22.000 Dollar bei einer Gesamthöhe mehrerer Millionen Dollar pro Vorfall.[5]
Vernetzte und mit Sensoren ausgestattete Maschinen ermöglichen es, den Zustand der Ausrüstung kontinuierlich zu überwachen und mit Hilfe von Data Science- und Machine Learning-Modellen Hinweise auf Funktionsstörungen aufzuspüren, bevor der Schadensfall eintritt. So lassen sich nicht nur Ausfallzeiten um bis zu 50% reduzieren[6], sondern auch Ersatzteilbestellungen und -auslieferungen sowie die Verteilung von Personal und Ressourcen effizienter und effektiver gestalten.
2 - Vernetzte Fahrzeuge
Neben den oben erwähnten 250 Millionen vernetzten Autos auf den Straßen werden 2020 auch 75 Prozent aller produzierten Neuwagen über Internetkonnektivität verfügen.[7] Die Anzahl der Sensoren an einem Auto wird sich von derzeit 60 bis 100 auf 200 verdoppeln.
Neben der oben genannten prädiktiven Instandhaltung wird es daher noch viel mehr Anwendungsfälle auf dem Gebiet vernetzter Fahrzeuge geben, etwa soziale Navi-Tools wie Waze, die Informationen über den Verkehr in Echtzeit, bis hin zur Hilfe bei der Suche nach einem freien Parkplatz, liefern. Auch zum Thema Sicherheit, etwa Kollisionsvermeidung, Notruffunktionen und Vorwarnung bei Gefahr, gibt es bereits heute schon Ansätze.
Aber die Anwendungsfälle beschränken sich nicht auf das Fahrzeug selbst: Versicherungsgesellschaften können kontinuierliche Telematik nutzen, um auf der Grundlage des Fahrverhaltens und der individuellen Bedürfnissen des Fahrers eine maßgeschneiderte Absicherung und in hohem Maße personalisierte Produkte anzubieten. Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben können Fahrzeugdaten in Verbindung mit anderen Informationen nutzen, um Verkehrsmuster zu verstehen, Risiken zu erkennen und diese Einsichten in die Stadtplanung miteinzubeziehen.
Die Firma Navistar[8] überwacht mit mittels IoT Schlüsseldaten von Tausenden Speditionslastwagen. Dadurch kann Navistar nicht nur die Anzahl außerplanmäßiger Reparaturen und Ausfallzeiten ihrer Fahrzeuge um 30 bis 40 Prozent reduzieren, sondern den Spediteuren auch zu geringeren Wartungskosten verhelfen: Diese betragen 0,03 Dollar pro Meile statt der branchenüblichen 0,12 bis 0,15 Dollar pro Meile.
3 - Smarte Infrastruktur
Ob als Smart City, Smart Lighting, Smarte Entsorgung oder ähnliches, im Bereich Infrastruktur geht es grundsätzlich um die Integration von Sensordaten mit Informationen aus der vernetzten Infrastruktur und anderen, oft externen, Datenquellen, wie Wetter oder Verkehrsdaten. Großstädte wie Barcelona, London, Singapur oder San Francisco sowie große Flughäfen testen bereits die Grenzen des Machbaren aus.
Aber auch im kleineren Rahmen gibt es erfindungsreiche Neuerungen. Milton Keynes[9], eine der am schnellsten wachsenden Städte im Vereinigten Königreich, hat zusammen mit BT Global Services eine Lösung entwickelt, die Verkehrsteilnehmer auf der Suche nach einer Parkmöglichkeit zu einem freien Platz leitet. Das spart der Stadt nicht nur Millionen Pfund, weil keine neuen Parkplätze gebaut und instand gehalten werden müssen, sondern verringert auch die Emissionen, weil die Parkplatzsuchenden gezielt zu einem Parkplatz geleitet werden.
4 - Vernetztes Gesundheitswesen
Die Hauptursache für Tod und Invalidität in den Vereinigten Staaten sind chronische Krankheiten wie Herzerkrankungen, Krebs, Typ-2-Diabetes oder Arthritis. Diese Krankheiten und ihre Begleiterscheinungen sind die am weitesten verbreiteten und vor allem kostenintensivsten Gesundheitsprobleme, die es zu lösen gilt. Eine der entscheidenden Maßnahmen für eine erfolgreiche Behandlung ist die häufige Überwachung der wichtigsten Gesundheitswerte eines Patienten. Das Problem ist, dass vermehrte Besuche von Krankenhäusern oder Testzentren den Lebensalltag des Patienten beeinträchtigen und die Kosten der Behandlung in die Höhe treiben.
Genau an dieser Stelle setzten IoT-Lösungen an. Ein chronisch kranker Patient könnte mit mehreren vernetzten IoT-Geräten, etwa einer Waage, einer Blutdruckmanschette und einem Armband, ausgestattet werden. Diese zeichnen kontinuierlich die wichtigsten Gesundheitswerte auf und senden die an eine auswertende Software-Lösung. Diese sammelt Daten von Tausenden Patienten und kann daher gefährliche Abweichungen durch Machine Learning selber entdecken und den zuständigen Arzt sowie den Patienten in Echtzeit warnen.
Bei der Parkinson-Krankheit standen der Forschung lange Zeit nur begrenzte Daten aus Feldstudien zur Verfügung. Klinische Untersuchungen lagen mehrere Monate auseinander, und Daten waren nicht objektiv, sondern basierten auf der Einschätzung bestimmter Symptome durch Einzelpersonen. Die Michael J. Fox Foundation hat mit Intel daran gearbeitet[10], Tausende von Parkinson-Patienten mit Wearables auszustatten, die über ein Mobiltelefon mehr als 300 Beobachtungen pro Sekunde zu Symptomen wie Bewegungsverlangsamung, Zittern oder Schlafqualität in die Cloud hochladen können. Diese steigende Datenmenge bietet Forschern die Möglichkeit, Muster zu erkennen und so eines Tages ein Heilmittel gegen die Krankheit zu entdecken.
5 - Vernetzte Produkte & Analysemethoden
Wie nutzen Kunden Produkte? Die Antwort auf diese Frage ist goldwert, denn sie hilft Unternehmen Produkte und Dienstleistungen zu verbessern und neue zu entwickeln. Doch diese Informationen zu sammeln und zeitnah darauf zu reagieren, stellt Unternehmen vor eine gewaltige Herausforderung. Bei den klassischen Umfragen werden Daten durch kostspielige und manchmal unzuverlässige, subjektive Interaktion gesammelt. Bis die Daten ausgewertet sind, ist es meist zu spät, die erlangten Einsichten noch in die laufenden Produktionszyklen einfließen zu lassen.
IoT-fähige Anwendungen und -Produkte dagegen verfügen über integrierte Analysefähigkeiten, mit deren Hilfe Organisationen erschließen können, wie ihre Kunden ihre Produkte nutzen. So können Unternehmen schnell auf aktuelle Probleme reagieren, neue oder zusätzliche Funktionen in die Produkte integrieren sowie letztendlich das Kundenerlebnis positiv beeinflussen.
Die Firma GoPro[11] kann beispielsweise in Echtzeit herausfinden, welche Kunden welches Modell und welche Version ihrer Kameras zu welchem Zweck (Video, Standbild, Teilen auf Sozialen Medien, etc.) einsetzen. Das erlaubt ihnen, gezielt und zeitnah Produktverbesserungen und neue Produktfunktionen zu entwickeln.
Fazit
Dies sind nur fünf Bereiche, in denen das Internet der Dinge die Gesellschaft in den kommenden Jahren prägen wird. Aber damit ist das Potential von IoT noch nicht ausgeschöpft. Unternehmen sind sich über den Nutzen der IoT-Integration und der entsprechenden Daten einig: erhöhte Effizienz, verbesserte Produkte und Kundenerfahrungen, Entwicklung und Erschließung neuer Dienstleistungen und Geschäftsmodelle. Um davon profitieren zu können, reicht es nicht, IoT-Sensoren einfach nur zu verwenden, denn das würde lediglich eine Datenflut herbeiführen; viel wichtiger ist die Kontextualisierung der IoT-Daten, denn darin liegt der Schlüssel zu deren enormem Geschäftswert.
Was meinen Sie? Wo werden wir bis 2020 noch weitere einschneidende Veränderungen durch das Internet der Dinge sehen?
[7] Giesecke & Devrient analysis as quote on IT Web