Distributed-Ledger-Technologie Deutsche Wirtschaft zögert bei der Blockchain
Eine aktuelle Studie zeigt: Die deutsche Wirtschaft gibt sich in Sachen Blockchain weiterhin zögerlich. Demnach laufen Blockchain-Prozesse derzeit nur bei etwa zwei Prozent der deutschen Unternehmen; bei vier Prozent sollen sie in Arbeit sein.
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Glaubt man einer aktuellen Studie des Digitalverbands Bitkom, sieht die deutsche Wirtschaft zwar große Chancen in der Blockchain, zögert aber noch, die Technologie im eigenen Unternehmen einzusetzen. So hat sich laut der Studie die Mehrheit der Unternehmen (60 Prozent) überhaupt noch nicht mit dem Thema beschäftigt.
Gründe hierfür seien vor allem fehlende Anwendungsfälle, der Mangel an Experten sowie rechtliche Unsicherheiten. Zudem beklagen sechs von zehn Unternehmen, die Blockchain-Technologie sei noch nicht ausgereift; jedes dritte Unternehmen (37 Prozent) soll die Investitionskosten für zu hoch einschätzen. „Haben die Unternehmen mit ihrer Einschätzung Recht, wirft das kein gutes Bild auf Deutschland“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.
Skepsis und fehlende Praxis
Gerade einmal jedes achte Unternehmen (zwölf Prozent) steht dem Thema Blockchain aufgeschlossen gegenüber, jedes Elfte (neun Prozent) ist kritisch und ablehnend eingestellt. Entsprechend zögerlich sind die Unternehmen auch beim Praxis-Einsatz der Technologie. Laut Bitkom haben neun von zehn Unternehmen (86 Prozent) noch nicht einmal darüber nachgedacht, ob und wie Blockchain genutzt werden könnte. Gerade einmal zwei Prozent diskutieren aktuell den Einsatz, vier Prozent sind in der Planungs- oder Testphase und bei weiteren zwei Prozent laufen bereits Projekte. Allen voran stehen hier die Großunternehmen mit 500 und mehr Beschäftigten: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) hat sich bereits mit dem Blockchain-Einsatz befasst.
„Rund um die Blockchain gibt es weltweit viele Pilotprojekte, die die Möglichkeiten der Technologie erahnen lassen – aber noch wenig Vorzeigbares oder Alltagstaugliches“, so Berg. Deutschland könne bei der Entwicklung von Blockchain-Lösungen vorne mit dabei sein, wenn die Weichen richtig gestellt würden. „Ich sehe Deutschland aktuell bei Weitem nicht vorne“.
Potenzial als dezentrale Handelsplattform und Transaktionssystem
Dabei sehen die Unternehmen durchaus Potenzial für die Technologie: 70 Prozent sehen das größte Potenzial der Blockchain beim Einsatz als dezentrale Handelsplattform oder dezentrales Transaktionssystem. Rund zwei Drittel (63 Prozent) nennen die Möglichkeit, die Aktivitäten aller Partner einer Wertschöpfungskette nachvollziehbar zu gestalten. Rund jedes zweite Unternehmen geht davon aus, dass mit Blockchain die sichere und transparente Übertragung von Nachweisen über Eigentumsrechte möglich wird (57 Prozent).
Den Weg in die Blockchain-Welt will nur eine Minderheit alleine beschreiten. Rund zwei Drittel (63 Prozent) gehen die Implementierung der Blockchain mit Partnern an. Jedes vierte Unternehmen (27 Prozent) tauscht sich in Branchen- oder Interessenverbänden aus oder hat ein IT-Beratungsunternehmen (25 Prozent) an Bord. Verwunderlich ist, dass gerade einmal acht Prozent mit Startups zusammenarbeiten. Berg rät: „Unternehmen sollten bei der Blockchain die Zusammenarbeit mit Startups suchen, die bei der Technologie-Entwicklung häufig weit vorne mit dabei sind. Hier sollten gerade auch mittelständische Unternehmen ihre Chancen nutzen.“
Bitkom: Deutschland muss Vorreiter werden
Berg forderte, „Deutschland zum Vorreiter bei Blockchain-Anwendungen zu machen“. Dazu seien neben einem verstärkten Einsatz der Unternehmen auch flankierende Maßnahmen der Politik notwendig. Dazu gehöre es, die Technologie ein Teil von Ausbildung und Studiengeboten werden zu lassen. Darüber hinaus müsse die Forschung zur Blockchain massiv gefördert werden, etwa durch anwendungsbasierte Forschungscluster zwischen Industrie und Hochschulen, aber auch durch Förderprogramme. Zusätzlich sollten Bund, Länder und Kommunen vorangehen und Blockchain-Pilotprojekte in der öffentlichen Verwaltung etablieren, etwa für öffentliche Register. Damit aus diesen Projekten auch marktfähige Anwendungen werden können, müssen nach Ansicht des Bitkom die rechtlichen Rahmenbedingungen überprüft und, wo nötig, angepasst werden.
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