IDC-Studie Deutsche Unternehmen treten beim Industrial IoT auf der Stelle
Unternehmen weltweit werden mit Krisen und Kriegen konfrontiert: Lieferketten brechen ab und Märkte ändern sich rasend schnell. Doch Firmen nutzen wenig bis kaum die Möglichkeiten des IIoT mit seinen datenbasierten Entscheidungen und agilen Produktionsprozessen.
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Dank des industriellen Internet der Dinge (IIoT) sind Firmen in der Lage, datenbasierte Entscheidungen zu treffen oder ihre Produktionsprozesse agiler zu gestalten. Gerade in unsicheren Zeiten mit fehlenden Lieferketten oder wirtschaftlichen Krisen sind datenbasierte Analysen äußerst hilfreich. Doch sind es gerade einmal 29 Prozent der befragten Unternehmen, die aktiv IIoT-Projekte umsetzen. Das sagt eine aktuelle IDC-Studie, in der im Januar und Februar 2022 in Deutschland 250 industrielle und industrienahe Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern zum Thema IIoT befragt wurden.
Deutsche Firmen sind in Sachen IIoT noch eher zurückhaltend. Das bestätigt auch Marco Becker, Senior Consultant bei IDC. „Der Gesamteindruck unserer Studie ist eher ernüchternd, denn die Adaption von IIoT hat sich in den letzten Jahren verlangsamt und verharrt auf der Stelle“, gibt Becker zu bedenken. Zwar hat sich seiner Meinung nach das Thema IIoT inhaltlich weiterentwickelt und Industrieunternehmen mit ihrem wachsenden Wissen über IIoT werden selbstkritischer bei der Beurteilung ihrer eigenen Fortschritte.
Nach wie vor stehen aber zu viele Unternehmen an der Seitenlinie, 20 Prozent recherchieren, 30 Prozent evaluieren und wiederum 20 Prozent planen, sie kommen aber nicht ins Handeln. Im schlimmsten Fall werden die Unternehmen abgehängt.
Wie IIoT Firmen hilft, global zu agieren
Vor allem in den letzten zwei Jahren sind die Firmen bei der Adaption von IIoT ins Stocken geraten. Gründe sind gestörte Lieferketten, hohe Frachtkosten, steigende Energiekosten und seit Februar der Ukrainekrieg. Die deutsche Wirtschaft ist im Alarmmodus. Budget für strategische Maßnahmen werden belastet. Im Vordergrund stehen betriebswirtschaftliche Kennzahlen wie Gewinn und Kosten, Produktivität und Kundenbindung. Auf der operativen Seite stehen eine stabile Produktion, weniger Energie- und Ressourcenkosten sowie auch weniger Ausschussraten.
Doch genau bei diesen Zahlen kann IIoT ansetzen, um flexibler auf Krisen zu reagieren. Denn IIoT und eine datenzentrierte Unternehmenskultur bieten potenziell den optimalen Werkzeugkasten, um Unsicherheiten und kurzfristigen Veränderungen möglichst effektiv zu begegnen und mit neuen datenbasierten Produkten, Services und Geschäftsmodellen auf diese zu reagieren.
Das Problem vieler Unternehmen ist eine erfolgreiche Adaption von IIoT. Denn IIoT und eine datenzentrierte Unternehmenskultur bieten potenziell den optimalen Werkzeugkasten, um Unsicherheiten und kurzfristigen Veränderungen zu begegnen und mit datenbasierten Produkten, Services und Geschäftsmodellen auf Unsicherheiten zu reagieren.
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Erfolg von IIoT-Projekten messen
Eine weitere Schwachstelle erkennt Becker in der mangelnden Kontrolle, wenn IIoT-Projekte umgesetzt werden. Hat ein Unternehmen IIoT implementiert, dann erfasst lediglich ein Drittel mit geeigneten Metriken den Erfolg. Somit können nur wenige Unternehmen überhaupt feststellen, ob die IIoT-Projekte das gewünschte Ziel erreichen. Falls das Unternehmen klare Ziele definiert wurden. Ähnlich ist es bei der Projektsteuerung: Also welche Projekte intensiviert, angepasst, optimiert oder eingestellt wurden. Lediglich 24 Prozent der befragten Unternehmen hat objektive Entscheidungsregeln. Hier besteht laut Becker „deutlicher Nachholbedarf, damit IIoT-Projekte nicht versanden.“
Erst wenn Daten aus der OT und dem Business in einer holistischen Plattform verlässlich aggregiert sind und je nach Anforderungen des IIoT-Anwendungsszenarios zur richtigen Zeit am richtigen Ort verarbeitet werden können, kann eine stimmige IIoT-Strategie definiert und erfolgreich umgesetzt werden.
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Fehlende Integration von IT und OT
Eine saubere Datenstrategie und daraus abgeleitete technologische Maßnahmen könnten die Probleme deutlich verringern. Die Defizite sind auch ein Grund, warum unter den 37 Prozent der befragten Unternehmen, die bereits mit künstlicher Intelligenz und den Methoden des maschinellen Lernens für ihre IIoT-Projekte nutzen, nur jedes Dritte dies auch umfangreich und im Einklang mit seinen Geschäftszielen macht. Moderne Anwendungen wie den digitalen Zwilling werden am seltensten umgesetzt. Diese virtuellen Abbilder realer Produkte und Prozesse haben zwar großes Potenzial in industriellen Anwendungsszenarien, sind allerdings auch besonders abhängig von ganzheitlichen und verlässlichen Daten.
Wesentlich für IIoT-Projekte ist die Integration von IT und OT. Dabei stieg die optimale Zusammenarbeit von IT und OT auf 33 Prozent. Bei mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen muss die IT noch Aufgaben wie Absicherung von IIoT- und OT-Umgebungen wahrnehmen. Deshalb werden klassische IT-Security-Ansätze wie VPN und Firewalls für die Absicherung von IIoT genutzt. also zweckentfremdete IT-Lösungen, die nicht für OT oder IIoT optimiert sind und damit ein Sicherheitsrisiko darstellen können.
Eine häufige Sorge ist die mangelnde Kommunikation zwischen IT und OT über gemeinsame Gefahren. „Umso wichtiger ist es, dass auch wirklich umgesetzt wird, was viele Unternehmen aktuell planen: die Verantwortung stärker auf IT und OT zu verteilen oder beiden die gemeinsame Verantwortung für die gesamte IT/OT-Umgebung zu übertragen, damit Fachwissen beider Seiten in die ganzheitliche Absicherung der Umgebungen fließt“, kommentiert Becker.
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Große Kluft bei den Firmen
Die Studie macht deutlich, dass die Kluft zwischen Vorreiter mit fortschrittlicher und strategischer Adaption auf der einen Seite und diejenigen Firmen, welche sehr isolierte Initiativen beim Thema IIoT angehen, noch sehr groß ist. Laut Becker müssen die Firmen endlich das Thema angehen, denn der globale Wettbewerb schläft nicht. Deutsche Firmen droht nicht nur bei der Massenfertigung abgehangen zu werden, sondern auch bei Produkten und Dienstleistungen, die sich über IIoT ergeben.
Die Transformation bei der Mobilität hat eindrücklich gezeigt, dass deutsche Firmen die Verfolgten im globalen Wettbewerb sind. Datenbasierte Geschäftsmodelle und eine agile sowie resiliente Wertschöpfung sind Grundlagen des Wirtschaftens.
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