Kommentar Der Hype um Chat-GPT ist erst der Anfang einer gewaltigen KI-Welle

Ein Gastkommentar von Edward Lenssen*

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Computersysteme, die mit Menschen alltagstaugliche Dialoge führen können, sind nur die Vorläufer einer gigantischen Welle von Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz. Im Kommentar skizziert Edward Lenssen, CEO von Beech IT, warum er Chat-GPT als Weckruf sieht.

Mit Chat-GPT erfährt das breite Feld der Künstlichen Intelligenz aktuell wieder ein Aufmerksamkeitshoch, das weit über die IT-Welt hinausreicht.
Mit Chat-GPT erfährt das breite Feld der Künstlichen Intelligenz aktuell wieder ein Aufmerksamkeitshoch, das weit über die IT-Welt hinausreicht.
(Bild: frei lizenziert / Unsplash)

Das US-amerikanische Start-up Open AI hat seinen Chatbot Chat-GPT – das GPT steht für Generative Pre-Trained Transformer – über das Internet frei zugänglich gemacht und damit einen Hype ausgelöst. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Das größte Potenzial der KI-Anwendungen liegt noch im Verborgenen – aber sicherlich nicht mehr lange.

Chat-GPT ist wie ein Weckruf

Chat-GPT ist deswegen so aufregend, weil die Software erstens ein bemerkenswert breites Spektrum an Fragen im Dialog beantworten kann und zweitens in zahlreichen Sprachen, darunter auch Deutsch, funktioniert. Bei Chat-GPT handelt es sich weniger um einen wissenschaftlichen Durchbruch als vielmehr um eine Demonstration des aktuellen Stands in der KI-Forschung. Das System zeigt öffentlich, was heutzutage möglich ist, wenn Deep Learning mit gewaltigen Rechnerressourcen und gigantischen Datenmengen über das Wissen der Welt ausgestattet wird.

Laut einer aktuellen Expertenumfrage unserer Software-Entwicklungsfirma sind 85 von 100 Fachleuten davon überzeugt, dass die intelligente Auswertung immer größerer Datenberge zu innovativen und lukrativen Geschäftsmodellen führen wird. Darunter werden sich zahlreiche disruptive Geschäftsmodelle befinden, die ganze Wirtschaftszweige auf den Kopf stellen, sind sich 47 Prozent der Fachleute sicher. Wer in der Wirtschaft Verantwortung trägt, ist daher gut beraten, sich über mögliche Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf seine Branche im Klaren zu werden.

KI wird in vielen Branchen eine Implosion auslösen

Das alte Sprichwort, dass nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird, gilt in Bezug auf Künstliche Intelligenz nicht. Ganz im Gegenteil wird KI immer heißer werden und in vielen Branchen geradezu eine Implosion auslösen. Dialogsysteme wie Chat-GPT sind heute schon in der Lage, die Kommunikation zwischen Firmen und Kunden weitgehend automatisiert zu übernehmen. Dank moderner Stimmerkennung und Sprachsynthese funktioniert die Mensch-Maschine-Schnittstelle auch am Telefon immer besser; 80 Prozent der Deutschen nehmen am liebsten per Telefon Kontakt zu einem Kundenservice auf.

Der Einsatz von KI-Systemen wird nicht auf die Dialogführung begrenzt bleiben. Bei Banken und Versicherungen, im Gesundheitswesen, der Logistik, dem produzierenden Gewerbe, im Dienstleistungssektor, dem Öffentlichen Dienst und generell überall dort, wo Menschen vor Bildschirmen sitzen, wird sich Künstliche Intelligenz auf die eine oder andere Weise bemerkbar machen. Die Auswirkungen werden für die Unternehmen beziehungsweise Behörden selbst wie auch auf der Arbeitsplatzseite spürbar werden. Die derzeitigen Diskussionen über den Wert von KI-Kunst, nachdem 2022 ein KI-generiertes Bild als Sieger aus einem Kunstwettbewerb in den USA hervorgegangen war, stehen nach Einschätzung des Experten exemplarisch dafür, wie Branchen vom KI-Trend überrascht werden können.

In erster Linie ist KI eine Frage der Software

Firmenchefs, die Künstliche Intelligenz als eine Entwicklung der fernen Zukunft ohne Bezug zu ihrem heutigen Geschäft einordnen, werden sich eines Besseren belehren lassen müssen. Ganz im Gegenteil ist es längst höchste Zeit, Know-how über Künstliche Intelligenz ins Unternehmen zu holen.

Dabei muss man den KI-Einsatz auf mehreren Ebenen berücksichtigen: die Weiterentwicklung des eigenen Angebots, der Wettbewerb auch durch branchenfremde Quereinsteiger und nicht zuletzt der Aufbau von Programmierkapazitäten. Denn am Ende ist Künstliche Intelligenz in erster Linie eine Frage der Software.

* Edward Lenssen ist CEO bei Beech IT.

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