Use Case Datengesteuertes Ökosystem für die Bauindustrie

Von Helmut Scherer*

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Die Digitalisierung verändert auch bodenständige Branchen wie das Baugewerbe. So hat das finnische Bauunternehmen Fira ein datengesteuertes Ökosystem aufgebaut. Mit diesem können Fachleute in Echtzeit proaktiv Problempunkte bei Bauprojekten beseitigen.

Eine zentrale Sicht auf alle relevanten Informationen ist auch für die Baubranche relevant.
Eine zentrale Sicht auf alle relevanten Informationen ist auch für die Baubranche relevant.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

So manches Bauunternehmen hat bereits leidvolle Erfahrungen damit gemacht: Bauprojekte verzögern sich; die Kosten steigen und die Kunden und Kundinnen sind unzufrieden. Solche Effekte treten vor allem dann auf, wenn die Prozess- und Informationskette Lücken aufweist – dazu gehören Architektinnen und Architekten, die Bauunternehmen und deren Partnerfirmen.

Um dieses Problem zu lösen, reicht es nicht aus, Planungs- und Analyse-Tools sowie Business-Intelligence-Lösungen (BI) zu implementieren und die Fachkräfte vor Ort mit Industrie-Tablets und Baustellen-Smartphones auszustatten. Damit alle Projektbeteiligten in Echtzeit denselben Blick auf alle relevanten Informationen haben, ist ein datenorientiertes Ökosystem erforderlich. Zusammen mit der Digital- und Innovationberatung Futurice entwickelte Fira einen solchen Ansatz. Er bildet die Basis von Firas Lösung Sitedrive, die über die Cloud als Software-as-a-Service-Angebot (SaaS) verfügbar ist.

Dashboard als Informationszentrale

Die Mitarbeitenden, der an einem Projekt beteiligten Unternehmen, können nicht nur im Büro, sondern auch auf der Baustelle auf die Software zugreifen, etwa von einem Tablet oder Smartphone aus. Mobile Apps stehen dazu für iOS- und Android-Mobilgeräte zur Verfügung. Die Lösung stellt auf einem zentralen Dashboard situationsbezogene Informationen in Echtzeit bereit. Die Grundlage hierfür bilden Daten aus diversen Quellen, etwa Termininformationen, Daten über die Materialqualität sowie Informationen über die Kostenentwicklung.

Diese Angaben stammen von Subunternehmen, Ingenieurbüros, Baumanagement-Fachleuten und Materiallieferanten. Die Software ist mit Funktionen ausgestattet, die den Import und die Konsolidierung von unterschiedlichen Datenformaten erlauben, etwa von Excel-Spreadsheets und Gantt-Charts. Für die Anbindung an vorhandene Planungstools stehen Schnittstellen, sogenannte Application Programming Interfaces, bereit.

Problempunkte erkennen – proaktiv agieren

Die Informationen lassen sich mit übergeordneten Kriterien wie Zeitplänen in Beziehung setzen. Das Ergebnis ist eine visuelle Echtzeit-Darstellung des Status aller Aktivitäten, die mit einem Bauprojekt verknüpft sind. Die Projektbeteiligten sind somit immer auf dem gleichen Informationsstand. Gibt beispielsweise die Fachkraft eines Dienstleisters auf dem Smartphone ein Statusupdate zu einem Bauabschnitt ein, ist die Information umgehend auch für die Projektleiter, die Mitarbeitenden von Partnerfirmen und die Geschäftsführung sichtbar.

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Ein Vorteil des datenorientierten Ansatzes ist, dass sich potenzielle Problempunkte im Vorfeld erkennen und beseitigen lassen.

Ein Beispiel: Das Dashboard zeigt an, dass ein Subunternehmen wegen Personalmangels Schwierigkeiten hat, die gewünschte Zahl von Sanitäreinrichtungen zeitgerecht zu montieren. Die Projektleitung kann dann proaktiv bei anderen Partnerunternehmen anfragen oder Ressourcen von anderen Baustellen umschichten. In der Praxis führte dies dazu, dass die Laufzeiten von Projekten um bis zu 30 Prozent reduziert werden konnten.

Künstliche Intelligenz auf der Baustelle

In die Entwicklung von Sitedrive floss zudem die Expertise von Futurice auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz mit ein. KI-Algorithmen werten die Daten aus, die im Rahmen von Bauprojekten anfallen. Auf Basis dieser Informationen ermitteln die KI-Funktionen die Wahrscheinlichkeit, mit der bereits bekannte Problempunkte bei ähnlich gelagerten Vorhaben auftreten können. Diese "Klippen" kann ein Unternehmen dann bereits im Vorfeld umschiffen.

Ebenso wichtig ist der strategische Aspekt der Lösung: Der Baukonzern kann damit neue digitale Geschäftsmodelle erschließen. So stellt Fira die Software anderen Industrieunternehmen und Dienstleistern im Baugewerbe zur Verfügung. Zudem können Interessenten die Daten, die Sitedrive erfasst und auswertet, in anonymisierter Form erwerben und dazu nutzen, um eigene Services zu entwickeln oder ihre Produkte zu optimieren.

* Helmut Scherer arbeitet als Managing Director bei der Futurice GmbH.

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