Schulcloud Corona-Pandemie - Thüringens Schüler lernen jetzt online

Redakteur: Jürgen Schreier

Hurra, die Schule fällt aus! Nein das tut sie nicht. Trotz Corona-bedingter Schulschließungen hat der hoffnungsvolle Nachwuchs keineswegs vorgezogene Ferien. In Thüringen erfolgt der Unterricht jetzt per Schulcloud. In Bayern hatte man eine ähnliche Idee, wobei der Start nicht ganz so reibungslos verlief wie im Nachbarland.

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Von wegen schulfrei! Das Lernen geht weiter, digital und übers Netz.
Von wegen schulfrei! Das Lernen geht weiter, digital und übers Netz.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay )

Die Schule soll digital werden, wobei es keineswegs nur um den Einsatz von Laptops oder Tablets im Unterricht geht. In Bayern verlief die Bewährungsprobe nicht ganz so geschmeidig wie geplant. Die Online-Lernplattform Mebis, die den Pandemie-bedingten Schul-Lock-Down wenigstens teilweise kompensieren sollte, brach am vergangenen Montag aufgrund einer DDoS-Attacke komplett zusammen. Schülerinnen und Schülern, die sich mit den eiligst verteilten Passwörtern einloggen wollten, wurde eine "aktuelle Überlastung" signalisiert. Selbst am Dienstag war es Presseberichten zufolge bisweilen nicht ganz einfach, das Wissen über Mebis zu mehren.

2019 fiel der Startschuss für erste digitale Pilotschulen

Auch Bayerns Nachbar Thüringen treibt die digitale Bildung weiter voran. Bereits 2019 fiel der Startschuss für erste digitale Pilotschulen. Diese nutzen die Thüringer Schulcloud als landesspezifische Variante der HPI Schul-Cloud.

Angesichts der landesweiten Schulschließungen wird das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM) im Auftrag des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport nun mit dem Hasso-Plattner-Institut (HPI) die Einführung der Thüringer Schulcloud an weiteren Schulen stark beschleunigen. Ab sofort steht die Thüringer Schulcloud auch allen anderen Thüringer Schulen, die teilnehmen möchten, zur Verfügung.

Die HPI Schul-Cloud ist eine intuitiv bedienbare digitale Lehr- und Lernumgebung, die für die Nutzer:innen von jedem Ort, zu jeder Zeit und unabhängig vom Endgerät erreichbar ist. Mithilfe der Cloud können digitale Inhalte einfach und sicher in der Schule genutzt werden.

Die Besonderheit in Thüringen ist der Zugang zur Thüringer Schulcloud über das bereits seit vielen Jahren etablierte digitale Schulportal. Die Thüringer Schulcloud kann während der Schulschließungen als die zentrale digitale Informations- und Arbeitsplattform genutzt werden. Dabei können sich Lehrpersonen und Schüler:innen sowie Lehrer:innenteams oder Schülerlerngruppen bilden und Lernmaterialien kollaborativ erarbeiten, teilen, weiterentwickeln, feedbacken und auch für externe Teammitglieder (z.B. schulübergreifend) freigeben.

Thüringen treibt Innovationen bei digitaler Bildung voran

"Die Besonderheit der Einbindung der Schulcloud in das Thüringer Schulportal liegt in der konsequenten Vernetzung aller für die Thüringer Schullandschaft angebotenen Unterstützungsleistungen auf einer Plattform und mit einem Zugang", erläutert Dr. Andreas Jantowski, Direktor des ThILLM.

"Die Schulcloud ist über eine Wabe im Startbereich des Thüringer Schulportals leicht erkennbar. Über das Fragezeichen in der Kopfzeile neben dem angezeigten Dienststellennamen kommt man in einen umfangreichen Hilfebereich, zum Teil mit Selbstlernvideos, mit denen sich Lehrkräfte in einem ersten Schritt selbst mit den Grundfunktionalitäten vertraut machen können, auch Supportleistungen werden Schritt für Schritt weiter ausgebaut.", so Jantowski weiter.

"Wir sind bereits dabei, Einführungen und Nutzungsszenarien der Schulcloud multimedial zu beschreiben und in Kürze interessierten Lehrkräften auf der Plattform Lernen.cloud zur Verfügung zu stellen. Damit kann das Onboarding-Verfahren der Thüringer Schulen deutlich verkürzt werden", so Prof. Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts und Leiter des Schulcloud-Projekts. "Thüringen verschafft der digitalen Bildung einen starken Innovationsschub, der gerade in Krisenzeiten einzigartig ist", betont Meinel.

Kostenlose Onlinekurse speziell für den Unterricht konzipiert

Auch die offenen und kostenlosen Onlinekurse auf seiner Lernplattform openHPI des Hasso-Plattner-Instituts können trotz Schulschließungen für jegliche Form virtuellen Unterrichts genutzt werden. Für Schülerinnen und Schüler, die wegen der Eindämmung der Infektionsgefahr zu Hause bleiben sollen, bietet die openHPI-Plattform zahlreiche kostenlose Kurse, fokussiert auf das Fach Informatik. Themen sind zum Beispiel Programmierung, Webseitengestaltung und Internetnutzung.

"Die Corona-Pandemie stellt Schulleiter, Lehrkräfte, Eltern und Kinder vor noch nie dagewesene Herausforderungen. Da helfen wir gern, damit die Wissensvermittlung trotz Schulschließungen weitergehen kann", sagt Institutsdirektor Prof. Meinel.

openHPI-Kurse unterliegen Creative Commons-Lizenz

Die Schulpädagogen im deutschsprachigen Raum ermunterte der Wissenschaftler, die openHPI-Kurse für ihre eigenen Zwecke einzusetzen und anzupassen: "Die entsprechende Creative Commons-Lizenz erlaubt es, die Inhalte mit anderen zu verbinden, zu verbessern und darauf aufzubauen".

Meinel betonte, das dürfe allerdings nur nichtkommerziell geschehen und unter Nennung der Lernplattform openHPI als Urheber. Einige der Onlinekurse seien sogar in enger Zusammenarbeit mit Lehrkräften speziell für den Unterricht konzipiert.

Der Potsdamer Informatiker verwies in diesem Zusammenhang auf die kostenlosen Kurse "Java - Objektorientierte Programmierung für Schüler" und "Python - Spielend Programmieren lernen". Beide sollen Jugendlichen erste Grundkenntnisse vermitteln. Die jeweils zehnwöchigen Kurse starten gemeinsam am 23. März 2019.

Teilnehmen kann prinzipiell jeder. Einzige Voraussetzung ist ein Internetanschluss. Der Kurs "Python - Spielend Programmieren lernen" wird für die Mittelstufe (von der 7. Klasse an) empfohlen, der Java-Kurs richtet sich an die Oberstufe (ab Klasse 10).

Auch die folgenden HPI-Kurse eignen sich für den Einsatz im schulischen Bereich:

  • Tatort Internet - Angriffsvektoren und Schutzmaßnahmen
  • Sicher per E-Mail kommunizieren - Mitleser unerwünscht
  • Datensicherheit im Netz - Einführung in die Informationssicherheit
  • Wie funktioniert eine Suchmaschine
  • Digitale Identitäten - Wer bin ich im Netz

tele-TASK-Technologie kann jeder für Veranstaltungen nutzen

Als Deutschlands Vorreiter im Bereich flexiblen digitalen Lernens nutzen die Potsdamer E-Learning-Fachleute für ihre Plattform eine selbst entwickelte, tele-TASK genannte Technologie. Mit ihr kann man leicht Schulungen, Präsentationen und Events aufzeichnen und weltweit für den Online-Zugriff bereitstellen - sowohl als Live-Übertragung als auch in archivierter Form.

"Diese komfortable Technologie stellen wir gern jedem Veranstalter zur Verfügung. Vor allem da, wo gerade viele kleine Veranstaltungen ohne Zuschauer und Zuhörer auskommen müssen, aber übers Internet weiterhin ein großes Publikum verdienen, ist sie sinnvoll eingesetzt", unterstreicht Meinel.

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