Intel Atom E3900 und A3900 Comeback für Atom: IoT statt Smartphone

Autor Klaus Länger

Nach der Schlappe im Smartphone-Sektor soll der Atom nun im Internet der Dinge Karriere machen. Laut Intel haben die Atoms aus der Apollo-Lake-Familie auch das Zeug dazu.

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Intel hat die Atom-Prozessoren der E3900-Baureihe speziell für die Anforderungen des IoT-Einsatzes angespasst. Mit dem A3900 gibt es noch eine eigene Automotive-Variante.
Intel hat die Atom-Prozessoren der E3900-Baureihe speziell für die Anforderungen des IoT-Einsatzes angespasst. Mit dem A3900 gibt es noch eine eigene Automotive-Variante.
(Bild: Intel)

Der IoT Solutions World Congress 2016 ist für Intel die passende Bühne, um die Atom-Prozessoren der E3900- und A3900-Serie der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die potentiellen Kunden aus der Industrie kennen die neuen Apollo-Lake-IoT-Prozessoren natürlich schon länger und Jonathan Luse, General Manager für Planning and Product Line Management bei Intels IoT-Group, kann schon jetzt vermelden, dass sie die erfolgreichsten Atom-Prozessoren bisher sein werden. Allein für die Automotive-Variante A3900 erwartet der Prozessorhersteller für die kommenden Jahre mehr als 50 Millionen verkaufte Prozessoren. Sie sollen nicht nur für das Infotainment sorgen, sondern auch die Basis für digitale Armaturenbretter und sogar Assistenzsysteme bilden. Auch für den Atom E3900 gibt es laut Luse bereits Vorbestellungen in erheblichem Umfang. Anwendungsbereiche sind hier etwa Industrie-PCs, Steuereinheiten für Roboter, Überwachungskameras oder Netzwerk-Videorekorder. Auch im sogenannten Fog-Computing sollen die IoT-Atoms eine Heimat finden. Der Begriff bezeichnet eine Schicht aus dezentralisierten Rechnern wie IoT-Gateways oder Videoservern für Überwachungskameras, die zwischen den eigentlichen IoT-Geräten und der Cloud angesiedelt sind. Teilweise ist hier auch von Edge-Computing die Rede.

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Familienbande

Die IoT-Prozessoren der Atom-E3900-Serie und die Automative-Variante A3900 gehören zur Apollo-Lake-Familie. Weitere Apollo-Lake-Prozessoren sind als Celeron oder Pentium für günstige Notebooks, Windows-Tablets oder Mini-PCs bestimmt. Auch die 4-Watt-IoT-Plattform Joule für kleinere IoT-Geräte oder Drohnen gehört zur Familie. Später sollen auch noch Apollo-Lake-Varianten für Netzwerk- und Storage-Geräte folgen. Aufgegeben hat Intel dagegen die SoCs für Smartphones und Android-Tablets, die als Broxton und Sofia entwickelt wurden. Hyperthreading unterstützen die Apollo-Lake-Prozessoren nicht.

Gegenüber den direkten Vorgängern aus der Atom-E3800-Familie auf Bay-Trail-Basis sollen die E3900-Prozessoren bei der Rechenleistung um den Faktor 1,7 zugelegt haben. Pro Takt verspricht Intel eine Leistungssteigerung um rund 50 Prozent (IPC). Bei der 3D-Leistung sollen sie eine bis zu 2,9fache Geschwindigkeit liefern. Der E3800 verwendet noch 22-Nanometer-Silvermont-Kerne.

Im Kern unterscheidet sich ein Atom E3950, das aktuelle Flaggschiff der Baureihe, kaum von einem Desktop-Apollo-Lake-Prozessor wie dem Pentium J4205: Beide verfügen über vier Kerne, einer integrierte GPU mit 18 Ausführungseinheiten (EUs), sechs PCIe-2.0-Lanes und unterstützen acht GB DDR3- oder DDR4-Speicher. Dem IoT-Atom fehlt lediglich der für diesen Sektor eher hinderliche Turbo-Boost zur Taktsteigerung. Neben dem x7-E3950 gibt es noch den x5-3940 mit vier Cores und zwölf EUs sowie den x5-E3930 mit zwei Cores und 12 EUs. Die maximale Leistungsaufnahme liegt zwischen 6,5 und 12 Prozent. Allerdings wird dieser Maximalwert laut Jonathan Luse in der Praxis nie erreicht. Je nach Anwendung sollen die Prozessoren zwischen 1,5 und fünf Watt benötigen.

IoT-Spezialitäten

Gegenüber ihren PC-Geschwistern verfügen die IoT-Prozessoren aber doch über einige Spezialitäten und sie sind vor allem für andere Umweltbedingungen spezifiziert.So sollen sie bei Temperaturen zwischen -40 und +85 Grad Celsius arbeiten, die Automotive-Version sogar bei 125 Grad Celsius. Hier gibt es auch einen A3900 mit höherer Taktfrequenz für CPU und GPU.

Zusätzliche Hardware gibt es bei Atom E3900 und A3900 in Form der Time Coordinated Computing Technology (TCCT) und mit vier Vektoreinheiten für das Image-Processing bei Videos. Intel TCCT soll für eine sehr exakte Zeitsynchronisierung zwischen dem Prozessor und über PCI-Express oder Netzwerk angebundenen Geräten sorgen. Intel verspricht hier eine Genauigkeit von einer Millisekunde.

Die Vektoreinheiten können für die Bildverbesserung bei Überwachungsvideos genutzt werden, etwa das Entrauschen bei Aufnahmen in der Dämmerung. Der Prozessor soll dabei nicht nur in Kameras direkt eingesetzt werden, sondern auch in Netzwerk-Videorekordern, die auch gleich die Aufbereitung der Videodaten übernehmen.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen PC- und IoT-Prozessoren liegt auch noch in der garantierten Lieferbarkeit. Die liegt bei den Atom-E3900-Modellen bei mindestens sieben Jahren, die Automotive-Modelle sollen sogar mehr als zehn Jahre verfügbar sein.

Dieser Beitrag ist auf unserem Partnerportal IT-Business erschienen.

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