Perspektiven Business-Modelle im Raum der digitalen Möglichkeiten

Autor / Redakteur: Marten Lucas* / Georgina Bott |

Für gewachsene Unternehmen ist die Digitalisierung oft wenig greifbar: Welche Technologien machen Sinn und welches Geschäftsmodell lohnt sich? Es ist an der Zeit, den „Raum der digitalen Möglichkeiten“ auszuloten.

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Wo sich Optimierungen vormals meist auf Produktverbesserungen, Absatzförderung und Kostenreduktion beschränkten, weitet sich der digitale Raum und führt auf bisher unbekanntes Terrain.
Wo sich Optimierungen vormals meist auf Produktverbesserungen, Absatzförderung und Kostenreduktion beschränkten, weitet sich der digitale Raum und führt auf bisher unbekanntes Terrain.
(Bild: gemeinfrei / Unsplash)

Laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom stellen deutlich mehr Unternehmen einen steigenden Wettbewerbsdruck infolge von Digitalisierung fest. Konkurrenz hat das Geschäft schon immer belebt. Das zeigt sich auch im Zeitalter der vierten industriellen Revolution. Denn als Reaktion auf die Konkurrenz verändern zahlreiche Unternehmen ihr Angebot. So haben der Studie zufolge rund drei Viertel der 606 befragten Firmen bestehende Produkte und Dienstleistungen angepasst und mehr als die Hälfte bieten gänzlich neue Varianten an.

Die Reaktionen belegen, mit welcher Macht die Digitalisierung auf die Wirtschaft einwirkt. Allerdings offenbart die Studie auch, dass deren Potenzial nicht annähernd ausgeschöpft wird, obwohl das Tor zum digitalen Raum weit und barrierefrei offen steht. Denn zahlreiche Unternehmen wagen sich noch nicht an innovative Technologien wie Big Data, Internet of Things, 3D-Druck oder Virtual- beziehungsweise Augmented Reality heran. Laut Studie nutzen lediglich 59 Prozent der Unternehmen Big Data, planen den Einsatz oder diskutieren darüber. Noch geringer falle das Interesse bei Internet of Things (44 Prozent) und 3D-Druck (43 Prozent) sowie Virtual- und Augmented Reality (32 Prozent) aus.

Das Modell vom Raum der digitalen Möglichkeiten zeigt, dass Erfolg viele Facetten hat: Produktverbesserungen, Kostenreduktion und Absatzförderung machen ein Unternehmen erfolgreicher. Wer jedoch die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt, erhöht die Erfolgsaussichten um ein Vielfaches.
Das Modell vom Raum der digitalen Möglichkeiten zeigt, dass Erfolg viele Facetten hat: Produktverbesserungen, Kostenreduktion und Absatzförderung machen ein Unternehmen erfolgreicher. Wer jedoch die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt, erhöht die Erfolgsaussichten um ein Vielfaches.
(Bild: ByteConsult)

Digitale Technologien versprechen den größten Erfolg

Dabei werden es vor allem digitale Technologien sein, die künftig den größten Erfolg im Wettbewerb um Marktanteile versprechen. Und das aus einem schlichten Grund: Produktverbesserungen, Kostenreduktion und Absatzförderung können ein Unternehmen zwar effizienter machen, mit den Mitteln der Digitalisierung lässt sich jedoch die Effektivität erhöhen, wodurch die Aussichten auf höhere Renditen um ein Vielfaches steigen. Dies veranschaulicht unser Modell vom Raum der digitalen Möglichkeiten (siehe Grafik 1) und gilt für viele Bereiche des Wirtschaftslebens, zum Beispiel den Handel, wo sich mit der Digitalisierung des Alltags die Kundenerwartungen radikal verändert haben. Auch im produzierenden Gewerbe erhöht die Digitalisierung die Produktivität, weil Maschinen, Systeme und Menschen besser miteinander vernetzt sind.

Möglich wird dies vor allem, weil im digitalen Raum die Beschränkungen der analogen Welt nicht existent sind. Wo sich Optimierungen vormals meist auf Produktverbesserungen, Absatzförderung und Kostenreduktion beschränkten, weitet sich der digitale Raum und führt auf bisher unbekanntes Terrain. Er unterstützt den Aufbau agiler Unternehmenskulturen, ebnet den Weg zu neuen Geschäftsmodellen und schafft Voraussetzungen für die Gestaltung neuer Prozesse sowie Kundenerlebnisse.

Welche Perspektiven sich für Firmen im digitalen Raum zur Erfüllung ihres Unternehmenszwecks auftun, lässt sich gut am Einzug des 3D-Drucks in die Automobilindustrie ablesen. Die Technologie hat dort in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erfahren und wird bereits intensiv genutzt – ursprünglich um Prototypen herzustellen, mittlerweile jedoch auch in anderen Bereichen. Die Vorteile der Technologie liegen zum einen in der werkzeuglosen Produktion und daraus resultierender Kostenvorteile. Zum anderen ist es die Kombination aus Materialeigenschaften und Geometrien, die auf die Produktqualität einwirkt und die Verwendbarkeit eines Produkts erweitert.

Es verwundert insofern nicht, dass dem Einsatz des 3D-Drucks in der Automobilindustrie glänzende Perspektiven bescheinigt werden. So prognostiziert eine Analyse von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, dem 3D-Druck in der die Automobilindustrie jährliche Wachstumsraten von 15 Prozent. Neue Potenziale lägen unter anderem in der Produktion, weil sich Ersatzteile künftig nach Bedarf vor Ort fertigen ließen. Die Option der flexiblen Verlagerung des Produktionsortes von Ersatzteilen dürfte sich auf die komplette Branche auswirken und das Geschäft von Zulieferern und Herstellern massiv verändern. Es steht zu vermuten, dass auch branchenfremde Player den 3D-Druck nutzen, um im Markt Fuß zu fassen. Sie profitieren von der Digitalisierung, weil große Produktionshallen verzichtbar werden und damit Logistik- und Lagerkosten minimierbar.

Mit neuen Business-Modellen das volle digitale Potenzial ausschöpfen

Unter anderem für Unternehmen der Automobilwirtschaft sind die Aussichten also glänzend, wenn sie bereits mit 3D-Druck arbeiten. Ihr Umsatz mit Teilen ließe sich jedoch ohne großen Aufwand steigern, indem sie zusätzlich weitere Werkstoffe, Teilegruppen und Geometrien per 3D-Druck produzieren. Angesichts der Möglichkeiten, die der digitale Raum bietet, wäre diese klassische Art der Umsatzsteigerung allerdings zu wenig.

Erfolgreich oder noch erfolgreicher: In der Automobilindustrie können viele Firmen bereits wählen, ob sie mittels 3D-Druck erzielte Verbesserungen perfektionieren oder neue, lukrativere Geschäftsfelder betreten wollen.
Erfolgreich oder noch erfolgreicher: In der Automobilindustrie können viele Firmen bereits wählen, ob sie mittels 3D-Druck erzielte Verbesserungen perfektionieren oder neue, lukrativere Geschäftsfelder betreten wollen.
(Bild: ByteConsult)

Denn deutlich lukrativer ist die Entwicklung neuer Business-Modelle. Diese entstehen, wenn Firmen aufgebautes und damit vorhandenes technisches Wissen mit digitalen Möglichkeiten verbinden. Eine lukrative Einsatzmöglichkeit ist die Verwendung von Daten, um den Druck von Ersatzteilen direkt vor Ort in den Service-Betrieben durchzuführen und die Nutzung der Druckdaten zu lizensieren. Weil Produktionskosten bei gleichzeitig wachsendem Kundenkreis entfielen, ließe sich so der Ertrag des Geschäftsmodells erhöhen. Unternehmen, die dagegen auf die klassische Art der Umsatzsteigerung setzen, bewegen sich nur auf der unteren Ebene des digitalen Raums und schöpfen ihr vorhandenes Potenzial nicht voll aus (siehe Grafik 2).

Der 3D-Druck ist nur ein Beispiel für die vielen Optionen, die im Raum der digitalen Möglichkeiten angesiedelt sind. Wer die richtigen Fragen stellt, kommt schnell auf weitere Ideen – etwa die Entwicklung von KI-Modellen mit kostenlosen Tools wie TensorFlow oder PyTorch. Auch für das B2B-Marketing auf der Videoplattform YouTube liegt die Einstiegsschwelle im Vergleich zur Produktion klassischer Printformate wie Flyer, Broschüren oder Magazinen sehr niedrig. Es gibt zwar schon lang die Möglichkeit, gute Videos zu produzieren – vorausgesetzt, man ist mit dem nötigen Equipment ausgestattet. Mittlerweile genügt jedoch mit dem Smartphone bereits ein einziges Gerät, um Videos komfortabel aufzunehmen, zu bearbeiten und anschließend zu publizieren.

Die Takeaways des Beitrags zusammengefasst.
Die Takeaways des Beitrags zusammengefasst.
(Bild: ByteConsult)

Überzeugend ist vor allem die Bandbreite an Themen, die sich in einem Video inszenieren lassen, um Marke, Unternehmenswerte sowie Leistungsangebot bekannt zu machen. Sie reicht von Produkt- und Erklär-Videos zur Inbetriebnahme beziehungsweise Fehlerbehebung über Online-Seminare, Pressekonferenzen und Messeauftritte bis hin zu Firmenporträts. Zudem bieten gerade Social-Media-Kanäle wie Twitter und Facebook ideale Voraussetzungen, um mit wenigen Mitteln eine hohe Reichweite für Videos zu erzielen. Es braucht – das zeigt auch dieses Beispiel – meist nicht viel, um den digitalen Raum für den eigenen Unternehmenszweck nutzbar zu machen. Probieren Sie es aus, falls Sie nicht ohnehin schon längst den Raum der digitalen Möglichkeiten ausgelotet haben.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partnerportal marconomy.de erschienen.

* Marten Lucas ist Consultant – Marketing Strategies & Customer Relationship bei ByteConsult.

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