Projekt Digiscouts Azubis digitalisieren ihren Ausbildungsbetrieb
Warum nicht das Interesse der Jugendlichen an Digitalisierung nutzen, um die duale Ausbildung im Betrieb attraktiver zu gestalten und zugleich für das Unternehmen Nutzen gewinnen? Diese Idee steckt hinter dem Projekt, Digiscouts. Im Rahmen eines virtuellen Round-Tables am 1. Deutschen Digitaltag wurde darüber diskutiert.
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„Kleine Digiscouts-Projekte haben oft eine große Wirkung“. Dies machte ein virtueller Round-Table deutlich, zu dem das RKW Kompetenzzentrum anlässlich des 1. Digitaltags eingeladen hatte. Am 19. Juni diskutierten neben Ministerialdirigent Boris Petschulat und Vertretern der beiden Digiscouts-Betriebe auch Stefanie Klemmt, Geschäftsführerin Berufsbildung der IHK Magdeburg und Armin Barbalata, CDO und Mitglied der Hauptgeschäftsführung der IHK für München und Oberbayern.
Im Fokus dieser Gesprächsrunde standen die Umsetzung digitaler Azubi-Projekte sowie aktuelle Maßnahmen zur Unterstützung kleiner und mittelständischer Unternehmen, damit diese weiterhin dual ausbilden können.
Die Auszubildenden sind Digital Natives
Boris Petschulat, Leiter der Unterabteilung Handwerk, Gewerberecht, Bildungspolitik und Freie Berufe im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: „Der digitale Wandel stellt Unternehmen und Beschäftigte vor wachsende Herausforderungen. Berufliches Wissen zur Vernetzung und Digitalisierung muss daher bereits in der dualen Ausbildung vermittelt und gestärkt werden. Das RKW-Projekt Digiscouts bietet die doppelte Chance, digitale Innovationen im Betrieb umzusetzen und die digitalen und sozialen Kompetenzen der Auszubildenden zu steigern. Nicht selten bringen die kleineren Projekte der Auszubildenden umfassende digitale Veränderungen im Betrieb mit sich. “
Die Idee hinter dem Projekt Digiscouts: Das Interesse der Jugendlichen an Digitalisierung nutzen, um die duale Ausbildung im Betrieb attraktiver zu gestalten und zugleich für das Unternehmen Nutzen gewinnen. Jeweils mindestens zwei Azubis in einem Unternehmen finden im Rahmen eines Azubiprojekts heraus, wo im Betrieb Potenzial für Digitalisierung steckt. Dabei geht es um digitale Lösungen, die beispielsweise Abläufe und Prozesse effizienter, schneller, kundenfreundlicher oder wirtschaftlicher machen.
Begleitet werden die Digiscouts und die Betriebe durch das RKW Kompetenzzentrum, das das Projekt deutschlandweit initiiert und eine elektronische Lernplattform sowie die nötigen Wissensbausteine und Tools für die Projektarbeit zur Verfügung stellt. Professionelle Coaches prüfen, ob das Projekt mit überschaubarem Aufwand sinnvoll umsetzbar ist. Sie berücksichtigen dabei die „normalen“ Anforderungen an die Auszubildenden in Schule und Betrieb. Die Ausbildungsverantwortlichen sind in alle Projektphasen eingebunden und jederzeit auf dem aktuellsten Stand.
Am konkreten Fall Projektmanagement lernen
In welcher Weise Unternehmen von digitalen Azubi-Projekten profitieren, darüber sprachen Madelaine Giehre von der B.T. innovation GmbH aus Magdeburg und Sebastian Binderberger von der Leicher Engineering GmbH aus München. Der größte Benefit für die Auszubildenden und die Unternehmen sei neben der Förderung digitaler Kompetenzen vor allem die schrittweise Digitalisierung des Betriebes.
Dazu Sebastian Binderberger von der Leicher Engineering GmbH: „Durch das Digiscouts-Projekt haben die Azubis die Bedeutung des Projektmanagements verstanden und gelernt, damit umzugehen. Die laufende interne Abstimmung und die Präsentation von Zwischenergebnissen, teilweise vor einem großen Publikum, wirken sich positiv auf die Kommunikationsfähigkeit der Auszubildenden aus. Unsere Azubis werden den Erfolg ihres Projektes Ende des Monats im Unternehmen sehen, wenn es vollständig ausgerollt wurde. Das fördert die Identifikation und Verbundenheit mit unserem Betrieb und macht den Azubialltag abwechslungsreich. Wir als Unternehmen profitieren außerdem von der hohen Motivation unserer Azubis und ihrer digitalen Kompetenz.“
Beispiel: Digitale Ablage für Schulungsnachweise
Welcher Benefit mit überschaubaren Mitteln und überschaubarem Zeiteinsatz möglich ist, zeigt das Beispiel der Zahoransky Automation & Molds GmbH aus Freiburg. Das Unternehmen stellt Formen und Automatisierungssysteme für die Kunststoffverarbeitung her.
Ziel: den Nachweis der Sicherheitsunterweisung digitalisieren. Bisher wurde diese dezentral und analog dokumentiert, was teilweise zu Wiederholungen führte, die gar nicht nötig gewesen wäre, wenn jedem der Status bekannt gewesen wäre. Das Konzept der Digiscouts, um dieses Problem zu lösen: eine digitale Ablage, in der abteilungsübergreifend eine Übersicht über die Sicherheitsunterweisung jedes Mitarbeiters herrscht. Der Abteilungsleiter kann somit bei seinen Mitarbeitern sehen, ob sie noch aktuell geschult sind oder ob eine Sicherheitsunterweisung abgelaufen ist und somit nachgeschult werden muss. Die Vorteile? Die lagen unmittelbar auf der Hand:
- Erhöhung der Sicherheit im Betrieb
- Arbeitserleichterung für die Abteilungsleiter
- Bessere Übersicht für die Führungsebene
- Weniger „Zettelwirtschaft“ für die Sicherheitsfachkraft
Stets im Hintergrund: der Ausbilder, der aber aber immer zur Stelle war, wenn Unterstützung nötig wurde.
Soweit zur Idee. Etwas weniger einhellig waren die Meinungen der Mitarbeitenden in den einzelnen Abteilungen. Sie fielen sehr unterschiedlich aus: Von Zuspruch, ja Begeisterung bis zur grundsätzlichen Ablehnung von Digitalisierung im Allgemeinen war alles vertreten. Die größte Herausforderung, so beschrieb es das Team, lag allerdings in den fest eingeplanten gemeinsamen Treffen und im Zeitmanagement. Beides wurde jedoch letzten Endes gelöst und das Projekt termingerecht umgesetzt.
Auch der Spaß kam dabei nicht zu kurz. „Am meisten Spaß und Freude hatten wir bei der Umsetzung unserer Ideen in das gestaltete Programm, die Feinheiten darin und zum Schluss zu sehen, dass alles funktioniert“, so die Digiscouts. Entsprechend positiv fiek denn auch das Fazit aus: „Es war eine interessante Zeit, in der das ganze Team etwas gelernt hat und ein solches Projekt gerne nochmals angehen würde.“
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