Praxisbeitrag zur Digitalisierung Aufzughersteller Osma: Industrie 4.0 im Mittelstand ist ein langes Projekt
Auch Mittelständler kommen an Industrie 4.0 nicht mehr vorbei. Dies wird am Beispiel des Osnabrücker Unternehmens Osma Aufzüge deutlich. Doch ganz gleich, welche Größe das Unternehmen hat: Industrie 4.0 gibt es nicht fertig zu kaufen, und die Umsetzung geht nicht per Knopfdruck.
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Dabei hat sich Osma dem Thema Industrie 4.0 zunächst gar nicht bewusst angenähert. „Ganz ehrlich: Wir waren plötzlich mittendrin“, berichtet Rudolf Meyknecht, Produktionsleiter des Aufzugsherstellers mit 650 Mitarbeitern. Denn der Ausgangspunkt war ursprünglich ein ganz anderer: Es ging darum, den Biegeprozess für die allgemeine Blechfertigung zu optimieren und die Qualität zu verbessern. Für das Biegen selbst setzt Osma unter anderem eine Easy-Form-Abkantpresse des belgischen Herstellers LVD ein. Die laserbasierte, verfahrbare Winkelmesseinheit erlaubt eine automatisierte Winkelkorrektur während des Biegevorgangs.
Software bringt Transparenz in den Fertigungsprozess
Effiziente und produktive Produktion bedeutet für Osma transparente Fertigungsprozesse. Die integrierte, datenbankgesteuerte Cadman-Software von LVD unterstützt Osma dabei. Cadman ist ein vollständiges Programmiersystem für Entwürfe, Produktionsplanung, sowie die automatische Erstellung und Verwaltung von Programmen zur Entfaltung für das Stanzen, Biegen und Laserschneiden von Blechteilen.
Hat die Maschine zukünftig ihren Job erledigt, kann sie später direkt in das ERP-System eine Fertigmeldung mit einigen auch kostenrelevanten Prozessdaten senden. Eine händische Rückmeldung kann entfallen. „Das sind erste Schritte Richtung Fabrik 4.0. Hierdurch erhalte ich dann in Echtzeit einen Überblick über den Fertigungsstand und kann bei Bedarf kurzfristig eingreifen“, sagt der Osma-Produktionsleiter, und weiter: „Für uns war nicht entscheidend, dass die reine Maschinenprozesszeit verkürzt wird. Wir sehen den größten Vorteil in der Automatisierung der logistischen Prozesse 'vor und hinter' der Maschine.“ Dieses Vorhaben ist noch nicht komplett umgesetzt. „Die Bestandsmaschinen können wegen fehlender Schnittstellen nicht direkt ins ERP-System eine Rückmeldung ‚ich bin fertig‘ geben“, sagt Meyknecht.
Für eine Zwischenlösung bietet LVD ein auf Windows basierendes Industrietablet namens Touch-i4. Damit können die Aufträge aus der Cadman-Datenbank direkt und drahtlos an die älteren Maschinen, deren Steuerungen nicht Industrie-4.0-tauglich sind, so angezeigt werden, als wenn sie integriert wären. Weiter kann das Tablet als Meldeportal für Auftragsstatus, Qualitätsmeldungen oder Zeiten in das Cadman-Job-Programm genutzt werden. Das Tablet bildet zum Beispiel den kompletten Schachtelplan ab und unterstützt mit optischer Darstellung die Sortierung unterschiedlicher Aufträge.
Industrie 4.0 ins gesamte Unternehmen tragen
Doch damit hat Osma erst einen Teilbereich der Blechbearbeitung Industrie-4.0-fähig gemacht. Für die Vernetzung im gesamten Unternehmen – und das ist für Meyknecht die Realisierung von Industrie 4.0 – sind noch weitere Schritte notwendig. Ein zentraler Punkt war dabei die Einführung eines neuen durchgängigen ERP-Systems, was die vielen gewachsenen Einzellösungen im Unternehmen ersetzt. „ERP-Systeme und Industrie 4.0 brauchen ganz klare Strukturen bei Prozessen, Stammdaten und deren Pflege sowie Rückmeldungen“, berichtet Meyknecht – in der betrieblichen Praxis ein nicht zu vernachlässigender Aufwand.
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