Work-Life-Balance Auch in der Freizeit den Job im Kopf

Redakteur: Jürgen Schreier

Auch in der Freizeit denken rund 50 % der Arbeitnehmer in Deutschland an die Arbeit. In Sachen Work-Life-Balance ist also noch Luft nach oben. Der HR-Dienstleister SD Worx rät folglich den Arbeitgebern, dafür zu sorgen, dass ihre Mitarbeiter zumindest an den Weihnachtsfeiertagen im "Gleichgewicht" bleiben.

In der Freizeit einfach mal "abhängen" - das gelingt nicht allen ArbeitnehmerInnen in Deutschland.
In der Freizeit einfach mal "abhängen" - das gelingt nicht allen ArbeitnehmerInnen in Deutschland.
(Bild: Pixabay / CC0 )

In Deutschland denkt genau die Hälfte der Arbeitnehmer auch in der Freizeit an die Arbeit, doch die meisten davon (64 %) können Beruf und Privatleben trotzdem gut miteinander vereinbaren. Ungeachtet dessen sollten gerade in der aktuellen Weihnachtszeit die Arbeitgeber besonders gut darüber nachdenken, wie ihre Mitarbeiter diesbezüglich im Gleichgewicht bleiben, ist man bei SD Worx überzeugt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle internationale Studie des Lohn- und Personaldienstleisters SD Worx. Befragt wurden 5000 Beschäftigte in Deutschland, Belgien, Frankreich, Österreich, den Niederlanden und Großbritannien.

Knapp jeder dritte Deutsche Arbeitnehmer (29 %) ruft seine beruflichen E-Mails auch in der Freizeit ab und beinahe ein Viertel (24 %) arbeitet sogar regelmäßig nach Feierabend - zum Beispiel nachts, am Wochenende oder während des Urlaubs. Allerdings sind diese beiden Werte in allen anderen befragten Ländern höher. In Deutschland ist man insgesamt der Meinung, das Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben zu halten.

Work-Life-Balance noch ausbaufähig

Je besser das Arbeitsumfeld ist und je weniger Zeitdruck der Einzelne erlebt, desto höher ist die Zufriedenheit mit der Work-Life-Balance. Entscheidend für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist die vom Arbeitgeber eingeräumte Flexibilität mit Blick auf die zeitliche Gestaltung der Arbeit. Fast 80 % der Arbeitnehmer in Deutschland sind diesbezüglich mit ihrem Arbeitgeber zufrieden – und 27 % empfinden den Chef sogar als sehr flexibel.

SD Worx fragte auch, inwieweit die Beschäftigten ihren Urlaub, ihre Arbeitszeiten und den Arbeitsort selbst wählen können. So bestimmen hierzulande 79 % der Befragten bei der Wahl ihres Urlaubszeitraums deutlich mit. Die Hoheit über die Bestimmung des Arbeitsortes ist weniger stark ausgeprägt, doch auch hier glauben 54 %, dass ihr Arbeitgeber diesbezüglich entgegenkommend ist. Überraschend ist dieser niedrigere Wert nicht, denn bestimmte Arbeiten können schlicht nur am Arbeitsplatz im Unternehmen ausgeführt werden.

Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Flexibilität am Arbeitsplatz und einer guten Work-Life-Balance: Je mehr Flexibilität der Arbeitgeber bietet, desto besser ist die Work-Life-Balance. Im Vergleich zu den anderen teilnehmenden Ländern ist die Ausgewogenheit von Arbeit und Privatleben noch ausbaufähig: Lediglich 43 % der Befragten genießen Flexibilität im Job und fühlen zugleich eine gute Work-Life-Balance – nur in Frankreich ist dieser Wert mit 39 % noch schwächer. Spitzenreiter bei dieser Frage ist unser Nachbar Österreich mit 60%.

Gute Job-Freizeit-Balance führt zu mehr Engagement

Die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben wirkt sich auf Zufriedenheit und Engagement am Arbeitsplatz aus. Gelingt eine gute Balance zwischen Job und Freizeit, so führt dies in Deutschland bei genau zwei Dritteln der Arbeitnehmer zu hoher Zufriedenheit und sogar bei 84 % zu einem hohen Engagement im Unternehmen. Sind hingegen Arbeit und Privatleben nicht im Gleichgewicht, sind lediglich 24 % zufrieden und nur 31 % engagiert. Wer Beruf und Privatleben nicht gut vereinbaren kann, ist außerdem deutlich wechselwilliger: 19 % aus dieser Gruppe würden den Arbeitgeber wechseln, unter den „Zufriedenen“ sind es mit 10 % nur etwa halb so viele Arbeitnehmer.

Tanja Büchsenschütz, Director HR bei SD Worx Group erläutert: "Beruf und Privatleben werden immer enger miteinander verknüpft, die Arbeit ist nicht mehr an Zeiten oder Orte gebunden. Das gelegentliche Abrufen von E-Mails im Urlaub ist heutzutage gängig, muss aber trotzdem stets eine persönliche Entscheidung bleiben. Die Umfrage zeigt, dass die meisten Arbeitnehmer damit kein Problem haben. Letzten Endes ist jedoch eine gute Balance wichtig.“

Büchsenschütz hat zwei Extreme identifiziert: „Es gibt immer noch Unternehmen, die in Sachen Flexibilität am Arbeitsplatz in den Kinderschuhen stecken. Anderswo wird hingegen eine stark gelebte Flexibilität mit Sorge diskutiert, Forderungen nach einem Recht auf Unerreichbarkeit oder einem E-Mail-freien Freitag belegen die Vitalität dieser Debatte. Mehr Flexibilität ermöglicht es den Menschen heutzutage, ihre Arbeit und ihr Leben sehr individuell zu gestalten. An dieser Stelle gilt es, durch geeignete Maßnahmen gute Arbeit im Sinne aller Beteiligten zu fördern.“

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