Expertenbeitrag

PMP Ingo Meironke

PMP Ingo Meironke

Innovation Manager bei Campana & Schott

Schnellere Freigabeprozesse App sei Dank: Produktion läuft mit effizienten Freigabeprozessen weiter

Von Ingo Meironke |

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Gestörte Lieferketten gehören heute zum Alltag. Doch die Umstellung auf neue Bauteile oder andere Zulieferer erfordert oft umfangreiche Freigabeprozesse. Mithilfe von Apps können Verantwortliche schneller ihre Genehmigungen erteilen, damit die Produktion weiterläuft.

Mithilfe von Apps lässt sich beispielsweise der Freigabeprozess für neue Bauteile deutlich effizienter und schneller gestalten.
Mithilfe von Apps lässt sich beispielsweise der Freigabeprozess für neue Bauteile deutlich effizienter und schneller gestalten.
(Bild: frei lizenziert / Pixabay)

Wie viele Fertigungsunternehmen ist auch ein Hersteller von Produkten für die Energieerzeugung von der Zulieferung verschiedener Teilkomponenten abhängig. Vor Corona und dem Ukrainekrieg funktionierten die Lieferketten meist noch. Doch seit 2020 kommt es immer wieder zu kleineren und größeren Verzögerungen. Dabei lässt sich im Einzelfall nur schwer vorhersehen, wann und in welcher Stückzahl die vertraglich zugesagten Teilkomponenten auch tatsächlich ankommen.

Hier geht es um mehr als nur die Just-in-time-Produktion. Denn fehlen Bauteile oder Materialien, steht die gesamte Produktion so lange still, bis diese wieder verfügbar sind. Das kann inzwischen Monate dauern. Kein Unternehmen kann sich einen so langen Ausfall leisten, jedoch die Umstellung auf Alternativen ist oft komplex. Denn für die Auswahl des richtigen Alternativbauteils sind viele Faktoren wie Größe, Qualität und Funktionen zu berücksichtigen. Entsprechend müssen neue Teilkomponenten erst von den zuständigen Frontline Workern, also den Technikern und Fachkräften in Produktion, Entwicklung und Support geprüft werden, bevor sie zum Einsatz kommen.

Viele Freigaben notwendig

Dabei gibt es viele Punkte zu beachten. Zum Beispiel ist grundsätzlich zu klären, ob ein Bauteil überhaupt in das Produkt passt. Dazu gehören Eigenschaften wie Anschlüsse, Schnittstellen, unterstützte Standards und IT-Protokolle oder die Nennspannung. Die Teilkomponente muss zudem für die genutzten Produktionsprozesse geeignet sein. Dies umfasst etwa eine geeignete Größe und Dimensionierung, ausreichende Robustheit oder Bohrlöcher an den entsprechenden Stellen. Zudem kann sie die Taktung in der Produktion beeinflussen.

Zusätzlich müssen die Wartungsprozesse beim Endkunden auch mit alternativen Bauteilen sichergestellt werden. Ist ein entsprechender Support geboten oder aus eigenen Kräften möglich? Kann ein Techniker vor Ort diese Teile bei Bedarf austauschen? Sind Schulungen dafür notwendig? Schließlich muss die neue Teilkomponente auch in ausreichender Menge lieferbar sein und an die jeweiligen Standorte versendet werden.

Abbildung 1: Initiierung einer neuen Änderung
Abbildung 1: Initiierung einer neuen Änderung
(Bild: Campana & Schott)

Bis vor wenigen Jahren war ein solcher Umstellungsprozess nur selten nötig. So genügte es, eine E-Mail-Kette zu starten, bei der die zuständigen Frontline Worker nacheinander ihre Tests durchführten und die jeweilige Freigabe erteilten. Heute reicht diese langwierige sequenzielle Abarbeitung jedoch nicht mehr aus, da Störungen in Lieferketten kaum vorhersehbar sind und Alternativen schnell gefunden werden müssen. Zudem erlauben E-Mail-Ketten keine Transparenz über den aktuellen Freigabestatus, berücksichtigen weder Urlaubszeiten noch falsche Ansprechpartnerinnen und -partner und senden keine Erinnerungen.

Die praktische Change-App für Produkte

Um die langen Durchlaufzeiten zu verkürzen und die Transparenz zu erhöhen, wollte der Hersteller der Produkte für die Energieerzeugung eine neue App einführen. Sie sollte in Microsoft Teams bereitgestellt werden, um den geräteunabhängigen Zugriff sowie die Nutzung über eine bekannte Oberfläche zu erleichtern. Die App bietet an sich schon den Vorteil, dass die zuständigen Frontline Worker ihre Freigaben nicht nacheinander, sondern parallel und in beliebiger Reihenfolge erteilen können. So müssen sie nicht mehr aufeinander warten, sondern können jederzeit mögliche Änderungswünsche eintragen.

Zusätzlich erleichtert es die App im Vergleich zur E-Mail, detaillierte Beschreibungen und Dokumente zum jeweiligen Bauteil bereitzustellen. In der App müssen sie nur einmal hochgeladen werden, stehen allen Beteiligten zur Verfügung – und verstopfen keine Mail-Accounts. Es ist auch deutlich transparenter, wer für die Freigabe zuständig ist und wer die Stellvertretung im Falle längerer Abwesenheiten übernimmt. Ignoriert jemand die Anfrage, erinnert die App regelmäßig daran und informiert bei Bedarf die Führungskraft.

Abbildung 2: Transparenz über Aufgaben, Termine und Status während des Prozesses
Abbildung 2: Transparenz über Aufgaben, Termine und Status während des Prozesses
(Bild: Campana & Schott)

Für eine reibungslose Entwicklung und Einführung der App entschied sich das Unternehmen für Campana & Schott. Der Lösungspartner führte Workshops mit am Prozess beteiligten Mitarbeitenden des Kunden durch und ging mit Mockups der Lösung schon früh auf die besonderen Anforderungen im produktionsnahen Umfeld ein. Zusätzlich erstellte der Anbieter ein technisches Lösungsdesign, das stark auf beim Anwender etablierten Standardtools basierte, um möglichst aufwandsarm eine umfassende Lösung aufzubauen. Da Microsoft Teams bereits flächendeckend beim Kunden in allen Bereichen eingeführt war, sollte diese App hier abgebildet werden, um zum Beispiel auch mobil nutzbar zu sein.

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Erleichterte Prozesse

Das Fertigungsunternehmen profitiert durch die App von vielen Vorteilen. Vor allem kann der Freigabeprozess für neue Bauteile deutlich effizienter und schneller erfolgen, da die einzelnen Freigaben parallel und nicht mehr nacheinander eingeholt werden. Dies ist auch möglich, weil von Anfang an feststeht, wer in diesem Prozess involviert ist. Die App erhöht dabei nicht nur die Transparenz in Bezug auf den Kreis der Verantwortlichen, sondern auch über deren Anwesenheit, möglichen Stellvertretern sowie den aktuellen Freigabestatus.

Die zuständigen Fachkräfte können in Teams schnell auf die App zugreifen, sie intuitiv nutzen und entsprechende Zusatzinformationen abrufen. Sie erhalten automatische Benachrichtigungen und Erinnerungen, um den Prozess zu beschleunigen. Zudem sind Chat-Möglichkeiten und Video-Telefonie direkt in das Tool integriert und ermöglichen die schnelle Abstimmung zur Lösungsfindung direkt an einzelnen Vorgängen. Dadurch gibt es keine Medienbrüche mehr.

Mithilfe einer App in Microsoft Teams lassen sich Freigabeprozesse durch Fachkräfte und auch Frontline Worker deutlich schneller durchführen. So können Unternehmen bei Problemen in der Lieferkette kurzfristig auf alternative Teilkomponenten und Zulieferer umstellen, um Stillstand in der Produktion zu vermeiden. Damit verringert sich auch das entsprechende Risiko für Gewinn- und Kundenverluste.

Personas und Prozesse

Im Projekt wurden folgende Personas verwendet:

  • Produktlinien-Manager: Verantwortlich für die Gewinn-und-Verlust-Rechnung sowie die Erreichung der KPIs für das Produkt; Leitung der Produkteinführung, -änderung und -ausmusterung
  • Material-Manager: Bedarfsermittlung; Unterstützung bei der Beschaffung von Betriebsmitteln und Materialien gemäß Vorgaben; Koordinierung und Überwachung der Wareneingangs- und Lagerprozesse
  • Change-Manager: Koordinierung und Management von technischen Änderungsprojekten im Bereich der Produktionslinien: Schnittstellenmanagement mit Life Cycle Engineering, Fertigungstechnik, F&E, Einkauf, Auftragsabwicklung, Produktion, Lager, Qualitätskontrolle, Arbeitsvorbereitung

Diese Personas haben folgende Anforderungen:

  • Der Produktlinien-Manager möchte in wenigen Schritten eine Anfrage zur Optimierung für einen Produktionslinien-Arbeitsplatz erstellen.
  • Der Material-Manager möchte in wenigen Schritten einen Änderungsantrag einreichen, wenn sich das Material oder die Verpackung ändert.
  • Der Change-Manager muss bei Erhalt einer Änderungsanforderung prüfen, ob alle erforderlichen Stakeholder einbezogen wurden und welche Voraussetzungen für diese Änderung erforderlich sind.

So läuft der Change-Prozess für Produkte ab:

Jede Anfrage an eine Änderung des Produkts oder des Produktionsprozesses wird an den Change-Manager geschickt. Nachdem er den Antrag genehmigt hat, erhalten alle am Prozess Beteiligten eine Benachrichtigung über die Änderung. Personen, die mit einer Aktion oder Aufgabe betraut sind, werden in der An-Zeile genannt, damit sie die Nachricht sofort registrieren. Jeder Beteiligte sollte dabei auf den ersten Blick erkennen können, worum es bei dieser Änderung geht und welche Aufgaben er oder sie in diesem Zusammenhang hat.

Sobald die jeweiligen Jobs abgearbeitet sind, können die Mitarbeitenden oder Abteilungen den Änderungsantrag abhaken. Der Change-Manager sieht jederzeit, welchen Status der Änderungsantrag hat und welche Aufgaben bereits erledigt wurden. Bei Änderungsaufträgen, die eine Anpassung der Produktionslinie erfordern, können die beteiligten Teams eine Zusammenfassung austauschen.

Nachdem alle Verantwortlichen den Änderungsantrag abgehakt haben, muss die einreichen-de Person den Änderungsbericht erneut freigeben. Der Bericht wird dann im Team der Produktionslinie gespeichert, damit sich die Änderungen leicht nachvollziehen lassen.

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