Gitarrenbau Amorphe Metalle - hochfest und gleichzeitig elastisch

Redakteur: Stefan Guggenberger

Der renommierte Gitarrenbauer Nik Huber Guitars und Heraeus Amloy haben eine Gitarre mit amorphen Metallen entwickelt. Die amorphen Metalle sind in der Brücke verbaut und bringen neben besserer Klangqualität noch weitere Vorteile.

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Amorphe Metalle aus dem 3D-Drucker bringen für Nik Hubers Gitarre mehrere Vorteile mit, aber auch für den industriellen Einsatz.
Amorphe Metalle aus dem 3D-Drucker bringen für Nik Hubers Gitarre mehrere Vorteile mit, aber auch für den industriellen Einsatz.
(Bild: heraeus)

Heraeus bringt amorphe Metalle aus dem 3D-Drucker und Gitarrenbau zusammen. Bei der Brücke (überträgt die Schwingungen von den Saiten auf den Korpus) scheiden sich die Geister der Gitarrenwelt: Für die einen ist Messing der heilige Gral, die anderen schwören hingegen auf vergoldetes oder vernickeltes Aluminium. Die Brücke (auch Steg oder Bridge) hat entscheidenden Einfluss auf die Qualität einer Gitarre, denn je nachdem, wie der Impuls der Saiten von der Brücke übertragen wird, verändert sich das Klangbild. Nun hat Heraeus Amloy zusammen mit dem Gitarrenbauer Nik Huber erstmals eine Brücke aus amorphen Metallen hergestellt. Amorphe Metalle sind ein Spezialgebiet von Heraeus, für den eher konservativen Gitarrenmarkt ist der Einsatz allerdings ein absolutes Novum.

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Welche Vorteile haben amorphe Metalle?

Zunächst entstehen amorphe Metalle durch das Schockfrosten von geschmolzenem Metall. Dabei haben die Atome keine Möglichkeit, ein kristallines Gitter zu bilden, daher erstarren sie ungeordnet beziehungsweise amorph. Das Material ist besonders elastisch, aber gleichzeitig hochfest. „Da amorphe Metalle deutlich elastischer als kristalline Werkstoffe sind, übertragen sie Schwingungen sehr gut“, erklärt Jürgen Wachter, Leiter der Geschäftseinheit Heraeus Amloy. „Daher ist das Material für besaitete Instrumente wie Gitarren optimal geeignet.“ Im Gegensatz zu herkömmlichen Materialien sollte die Brücke aus amorphen Metall auch nicht verschleißen, weil das Material kratzfest ist und gleichzeitig korrosionsbeständig. Außerdem ist die Bridge biokompatibel und damit im Gegensatz zu vernickelten Aluminiumbrücken auch für Allergiker geeignet.

Spezielles Material für hohe Ansprüche

Nik Huber Guitars ist kein Massenproduzent. Zu den Kunden der Rodgauer zählen Bands, wie die Beatsteaks, Tenacious D oder die Foo Fighters. Entsprechend hoch sind auch die Ansprüche an die Klangqualität der Instrumente. Daher probiert er gerne neue Materialien wie besondere Hölzer oder Metalle aus. „Amorphe Metalle aus dem 3D-Drucker sind aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften ein vielversprechendes Material für den Gitarrenbau“, sagt Nik Huber, Gründer und Inhaber von Nik Huber Guitars. „Gerade in unserem konservativen Gitarrenmarkt ist es wichtig, offen zu sein für Weiterentwicklungen aber auch neue Materialien und Techniken.“

Bionische Struktur ermöglicht Individualisierung und besseren Klang

Die 3D-gedruckte Brücke soll nicht verschleißen und gleichzeitig den Klang des Instruments verbessern.
Die 3D-gedruckte Brücke soll nicht verschleißen und gleichzeitig den Klang des Instruments verbessern.
(Bild: heraeus)

Im Gegensatz zu herkömmlich gefertigten Brücken ist die von Heraeus Amloy 3D-gedruckte nicht massiv, sonder verfügt, wie auch der Regler, über eine bionische Struktur. Diese soll eine breite Palette an neuen Designs und Individualisierungen ermöglichen. Neben der Optik beeinflusst die Wabenstruktur aber auch die Schwingungsdauer der Brücke, denn sie dämpft die Vibrationen weniger als geschlossene, massive Strukturen. Und das verändert die Soundeigenschaften. „Man könnte durch eine Veränderung der Strukturen im Inneren der Brücke auch den Klang anderer Metalle imitieren“, sagt Jürgen Wachter. „Eine Brücke aus amorphem Metall würde dann zum Beispiel wie eine Brücke aus Messing klingen. Der Unterschied ist, dass sie durch ihre Elastizität den Klang länger hält, sich nicht abnutzt und auch nach Jahren noch wie neu aussieht.“

Hier gibt es eine Hörprobe der neuen Gitarre:

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