Digitalisierung Abwärme von Rechenzentren ermöglicht klimaneutrales Heizen bis 2030
Mithilfe von Abwärme könnten bis 2030 sämtliche Wohn- und Büroräume in Frankfurt am Main CO2-neutral beheizt werden. Doch zunächst müssen dafür einige Hürden überwunden werden.

Mit seinen mehr als 60 Rechenzentren hat Frankfurt am Main die Möglichkeit, ein Vorreiter im Bereich Green IT zu werden. Wie die Eco Allianz mitteilt, könnte mithilfe der Abwärme dieser Rechenzentren die Stadt klimaneutral mit Wärme versorgt werden. Aktuell verpuffe diese jedoch ungenutzt.
„Gerade in Ballungszentren haben wir jetzt die Chance, in großem Stil mit dem Internet maximal energieeffizient heizen zu können – doch wie so oft in Deutschland wird auch dieses Vorhaben häufig noch von zu viel Bürokratie gehemmt“, sagt Béla Waldhauser, Sprecher der Eco Allianz. „Dieses Potenzial der Rechenzentrenbranche verpufft wortwörtlich beinahe jeden einzelnen Tag in der Luft. Und das, obwohl die Abwärme aus Rechenzentren eine kostbare Alternative zu fossilen Energieträgern darstellen kann.“
Vorzeigeprojekt ist aktuell das Gallusviertel in Frankfurt am Main. Rund 1.300 Neubauwohnungen und Gewerbeeinheiten entstehen hier. Beheizt sollen diese zu mindestens 60 Prozent mit der Abwärme des benachbarten Rechenzentrums werden. Projekte wie diese könnten laut der Eco Allianz eine Blaupause für Deutschland sein. Doch dafür müssten zunächst einige Hürden abgebaut werden.
Zu teurer Strom
Auf Anfrage teilt die Eco Allianz mit, dass es sich bei diesen Hürden um Stromkosten und Bürokratie handelt. Die Kosten seien ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor für Rechenzentren. Der Betrieb einer Wärmepumpe erhöhe diese Kosten zusätzlich. „Die Stromkosten sind in Deutschland teilweise viermal so hoch wie im europäischen Vergleich. Dies liegt vor allem an den erheblichen Umlagen und Abgaben, die es in dieser Art und Höhe in anderen EU-Ländern nicht gibt. Diese Abgaben sollte die Politik auf ein moderates Niveau senken und auch die Energiewende sowie der Ausbau erneuerbarer Energien müssen massiv beschleunigt werden“, so eine Sprecherin der Allianz.
Für die bürokratischen Hürden fordert die Eco Allianz einen effizienteren Antrags- und Genehmigungsprozess für Rechenzentren. Dies sei vor allem bei Verwaltungsprozessen für Neubauten, Änderungen und Modernisierungen nötig. Bund, Länder und Kommunen müssten Lösungen für die Anbieter digitaler Infrastrukturleistungen finden. Eine Art Investitionsbeschleunigungsgesetz, das es schon für andere Branchen gibt, würde die Allianz begrüßen.
Vorbild Skandinavien
Vorreiter bei der Nutzung der Abwärme ist unter anderem Schweden. Allein in Stockholm gibt es bereits rund 30 Rechenzentren, die ihre Abwärme ins Fernwärmenetz einspeisen. Bis 2035 sollen sie sogar etwa zehn Prozent des Heizbedarfs von Stockholm decken. Für die Eco Allianz sind die Vorteile für Betreiber der Rechenzentren in dem skandinavischen Land klar: eine aktive Ansiedlungspolitik für Rechenzentren mit niedrigen Strompreisen, Steuererleichterungen und weiteren Anreizen. Hinzu komme, dass dort große Anteile des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden.
„Die konkreten Standortbedingungen in Bezug auf Energiekosten, Genehmigungsprozesse und Abwärmenutzung sind in Schweden deutlich besser als hier in Deutschland. Wenn deutsche Digitalstandorte im europäischen Wettbewerb konkurrenzfähig werden und bleiben wollen, müssen sie diesen Punkten künftig deutlich mehr Beachtung schenken“, so eine Sprecherin der Allianz.
(ID:48425710)