Mixed Reality 6G: Smartphones in 15 Jahren überflüssig
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Smartphones sind in unserem Alltag heute allgegenwärtig. In 15 Jahren könnten sie jedoch verschwunden sein. Davon geht Marktforscher GlobalData aus.

Nach Analysen der Marktforschungsagentur GlobalData wird die Einführung der nächsten Mobilfunkiteration 6G eine weitere Verschiebung hin zu Mixed-Reality-Geräten bewirken und Smartphones in den nächsten fünfzehn Jahren irrelevant machen. Eine Studie des Daten- und Analyseunternehmens stellt fest, dass bereits jetzt eine Verlagerung hin zu Mixed-Reality-Geräten wie dem Virtual-Reality-Headset (VR) Quest Pro von Meta zu beobachten ist und der Markt für VR-Headsets bis zum Jahr 2030 einen weltweiten Umsatz von 50 Milliarden US-Dollar erzielen wird. Allerdings sind diese Geräte derzeit noch sehr groß und nicht etwas, das man außerhalb des eigenen Hauses tragen würde.
Mixed Reality (MR) ist der Überbegriff für die Technologien Virtual Reality (VR, virtuelle „Realität“) und Augmented Reality (AR, erweiterte Realität). Dabei soll MR das gesamte Spektrum zwischen der physischen Welt, in der wir leben, bis hin zur vollständig computergenerierten, virtuellen „Realität“, abbilden können. Es ist also eine Mischung aus einer rein virtuellen Erweiterung der echten Welt und einer vollständig virtuell erzeugten Welt. MR soll so völlig neue Anwendungsmöglichkeiten schaffen, da Umgebungen für Nutzer kreiert werden können, die es so zuvor noch nicht gab.
Bislang zu klobig für den Alltag – doch das soll sich ändern
Geräte, die Mixed-Reality-Erfahrungen ermöglichen, werden bis 2030 immer weniger aufdringlich – und damit alltagstauglicher – sein, ist Anisha Bhatia, Senior Analyst bei GlobalData, überzeugt. „Die Produkte werden nach und nach vom Smartphone losgelöst. Einige sind bereits erhältlich, etwa die Apple Watch SE.“ Der Einstieg des Kultkonzerns Apple in eine beliebige Kategorie würde die Akzeptanz bei den Verbrauchern dank seines treuen Kundenstamms beschleunigen. „Mit dem Mixed-Reality-Headset, das Anfang 2023 auf den Markt kommen soll, und der Mixed-Reality-Brille in der Hinterhand, wird Apple in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren einen Mainstream-Ersatz für sein iPhone suchen“, ist die Analystin überzeugt.
Andere Unternehmen investieren ebenfalls stark in das Mixed-Reality-Segment, um sich auf eine 6G-Welt vorzubereiten. So war Google schon früh führend bei AR-Brillen, und Produkte wie haptische Handschuhe sind bereits sowohl für den Mainstream- als auch für den Unternehmensbereich erhältlich. Eine weitere technische Plattform, die die Kombination der digitalen und physischen Welt ermöglicht, ist HoloLens von Microsoft: Ein holografischer Computer, der hochauflösende 3D-Hologramme in das Sichtfeld der Nutzer einblenden kann. Die zweite Version ist seit 2019 erhältlich. Die dritte Generation ist in Arbeit – ob sie erscheinen wird, ist laut einem Bericht von Business Insider allerdings nicht sicher.
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Virtuelle Welten
Metaverse – ohne Smartphone ins Jahr 2030
Technik „bereits im Einsatz“
Laut Microsoft wird die Technik „bereits in zahlreichen Bereichen eingesetzt“ – etwa Barrierefreiheit und Inklusion: Die Smartphone-App SeeingAI hilft Menschen mit Sehbehinderungen bei der Wahrnehmung ihrer Umgebung: Sie erkennt zum Beispiel Banknoten oder Preisschilder und sogar Menschen, die direkt vor einem stehen. Die App liest den Nutzenden verfügbare Informationen vor, so dass sie sich besser in ihrer Umgebung zurechtfinden.
Technisch ähnlich funktioniere eine solche Unterstützung mithilfe einer modifizieren HoloLens: Das Projekt Tokyo ermöglicht es Menschen mit Sehbehinderung sich besser in einem Raum zu orientieren und auch Gesichter zu erkennen, die zuvor im Computer abgespeichert wurden. Wird ein bekanntes Gesicht von der Software identifiziert, verrät eine Computerstimme den Namen der Person, die sich im Blickfeld befindet. Auch in der Industrie sollen die Kopf-Computer längst angekommen sein, etwa in der Produktion oder bei der Wartung und Reparatur.
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XR-Anwendungen
6G-Forschungsprojekt fokussiert komplexe XR-Anwendungen
Künstliche Intelligenz ermöglicht intuitive Interaktionen
Für intuitive Interaktion in der gemischten Realität setzt Microsoft HoloLens 2 auf die KI-Fähigkeiten von Azure, Microsofts Cloud-Computing-Plattform, und nutzt zahlreiche Sensoren sowie spezielle Tracking Systeme. So misst beispielsweise ein Hand-Tracking-System die individuelle Form der Hände und soll eine präzise Bedienung ermöglichen. Per Eye-Tracking – also das Verfolgen der Augenbewegungen – misst HoloLens 2 den individuell unterschiedlichen Abstand zwischen den Pupillenmittelpunkten. Dieser beeinflusst, wie eine Person nahe oder ferne Objekte sieht. Auf Basis eines KI-Algorithmus werden dann personalisierte 3D-Modelle an die Hände und Augen des Nutzers angepasst, wodurch das exakte Interagieren und Manipulieren von Hologrammen möglich sein soll.
Die entsprechenden KI-Technologien laufen auf HoloLens 2 und werden als Perception AI bezeichnet, da sie der instinktiven Wahrnehmung und Aktivität des menschlichen Gehirns entsprechen. Als Triebwerk für die Perception AI kommt die HPU 2.0 zum Einsatz – eine „Holographic Processing Unit“, die speziell für die HoloLens 2 entwickelt wurde. Da die Berechnungen lokal auf dem jeweiligen Device erfolgen, sollen die Latenzen sehr gering sein. Ein weiterer Vorteil: Wenn Daten das Gerät nicht verlassen, kommt dies dem Datenschutz zugute.
Bhatia fasst zusammen: „Da die gemischte Realität in unserem täglichen Leben immer zugänglicher und präsenter wird, wird der menschliche Körper zur Schnittstelle und zur Art und Weise, wie wir auf diese digitalen Inhalte zugreifen.“ Die große Herausforderung für Apple und andere Unternehmen wird ihrer Meinung nach darin bestehen, ein Mixed-Reality-Ökosystem zu schaffen, das sinnvoll ist und skalierbare Erträge bringt. „Das 6G-Ökosystem selbst wird vielfältig sein, mit einer Reihe von Nischenakteuren.“
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Vernetzung
Nokia übernimmt deutsches 6G-Forschungsprojekt
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf unserem Partnerportal Elektronikpraxis erschienen.
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