Denkanstoß // Teil 1 3D-Druck-Denkfehler
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Der 3D-Druck ist ausgesprochen innovativ und verspricht jede Menge Potenzial. In der Euphorie um das Thema gibt es aber viele Denkfehler, die Sie von der erfolgreichen Nutzung abhalten. Welche das sind und wie Sie die Denkfehler lösen, zeigt 3D-Druckexperte Johannes Lutz.

Sie interessieren sich für den 3D-Druck? Oder haben Sie in Ihrem Unternehmen schon additive Fertigungsanlagen angeschafft? Verständlich, viele Verfahren und Technologien haben mittlerweile einen industriellen Reifegrad erreicht und sind sogar für die Serienfertigung geeignet. Trotzdem scheitern viele Unternehmen bei der erfolgreichen Umsetzung des 3D-Drucks. In den seltensten Fällen ist der Misserfolg dabei mit der Technologie zu begründen, sonder vielmehr mit der Herangehensweise der Anwender. Diese Denkfehler können schnell zu Frustration oder sogar zu einer Abkehr von AM führen. Welche Denkfehler auftreten und wie Sie diese lösen können, zeigt unser Experte Johannes Lutz.
Haben auch Sie einen 3D-Druck-Denkfehler gefunden, dann schreiben Sie Johannes Lutz und er wird prüfen, ob er Sie bei der Lösung unterstützen kann. Kontaktmöglichkeiten finden Sie in seinem Expertenprofil am Ende des Artikels.
In diesem Artikel sammeln wir Woche für Woche fünf 3D-Druckdenkfehler. Hier finden Sie die Fortsetzung der 3D-Druckdenkfehler.
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1. Warum Sie Ihre Gedanken über 3D-Druck genauestens hinterfragen sollten
"3D-Druck ist nicht reif für die Serienfertigung, er ist zu kompliziert und mit den rauen und zerbrechlichen Bauteilen ist nichts anzufangen!", diese Meinung hat sich leider bei vielen potenziellen Anwender manifestiert. Wenn Sie auch glauben, dass 3D-Druck nicht das Richtige für Sie ist, sich jedoch viele 3D-Druck-Anwendungen in der Praxis als erfolgreich erwiesen haben, dann sind Sie wohl auf den '3D-Druck Verweigerungs-Denkfehler' hereingefallen, den Sie besser anderen überlassen sollten.
Der erste Eindruck von 3D-Druck bleibt lange in Erinnerung. Hatte man 3D-gedruckte Bauteile vor 10 Jahren in der Hand, konnte man spüren, dass die Bauteile zerbrechlich, rau und ungenau waren. Aufwändig nachbearbeitet sahen die Bauteile aus wie echte Spritzguss- oder Metallteile, aber sie waren nicht belastbar. Fragte man nach, wie diese Bauteile entstanden sind, dann wurde die Technologie komplex erklärt. Viele denken bei 3D-Druck auch heute noch an die kleinen sowie instabilen Drucker, die in Hobby-Werkstätten standen.
Es sieht wohl so aus, als wären die ersten Erfahrungen und Berührungen mit 3D-Druck negativ besetzt. Natürlich ein Grund sich eine Meinung zu bilden, die neue Technologie und alle daraus entstehenden Vorteile zu ignorieren und grundsätzlich eine Abneigung dazu zu entwickeln. Es steht für Sie also fest, 3D-Druck bringt nichts.
Warum sind andere Unternehmen dann mit 3D-Druck-Lösungen erfolgreich, die nachweislich einen großen Mehrwert für das eigene Unternehmen und den Kunden bieten?
Anscheinend sind Sie auf den '3D-Druck Verweigerungs-Denkfehler' hereingefallen. Hinterfragen Sie also einmal genau Ihre Gedanken über 3D-Druck, ob Ihre Meinung wirklich der Wahrheit entspricht, oder ob es ganz anders ist. Sie denken darüber vielleicht negativ, weil Sie eine schlechte Erfahrung gemacht haben oder Ihre erste Berührung nicht von Glück geprägt war.
Genau genommen ist es nur Ihre eigene Bewertung, die Sie über 3D-Druck haben. Stellen Sie sich ehrlich die Frage: Was denke ich über 3D-Druck? Teilen Sie Ihre Bedenken mit einem Experten und lassen Sie sich diese nehmen. Wenn Sie danach anders über 3D-Druck denken, war es der Experte wert.
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2. Warum der Kauf eines neuen 3D-Druckers Sie nicht automatisch erfolgreich macht
"Ist erst einmal der neue 3D-Drucker geliefert, dann geht es aufwärts und vieles wird besser!", hoffen viele 3D-Druckeinsteiger. Wenn Sie auch davon ausgehen, dass 3D-Druck Sie und Ihr Unternehmen automatisch nur durch den Kauf der Technologie erfolgreich macht, dann sind Sie auf den '3D-Druck Innovations-Denkfehler' hereingefallen, den Sie besser anderen überlassen sollten.
Überall liest man von 3D-Druck und additiver Fertigung. Besonders von unendlich vielen Möglichkeiten, Materialien und Vorteilen, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, wenn man als Unternehmen in Zukunft erfolgreich sein möchte. Die Zeit drängt nach einer Veränderung und Neuausrichtung. Das schlechte Gewissen meldet sich täglich und bringt die noch unerschlossenen Möglichkeiten von 3D-Druck in Erinnerung. Es muss also ein 3D-Drucker her, denn dann werden wir erfolgreich, so wie in den Medien und Anwendungsberichten von Herstellern und Zubehörlieferanten.
Es sieht wohl so aus, als könnte man den Erfolg einfach nicht anderen Unternehmen überlassen. Man möchte natürlich wieder der Erste und Beste in seinem Markt und seiner Branche werden. Mit AM wollen Unternehmen oft darstellen, wie innovativ sie sind wie fortschrittlich der eigene Betrieb im Vergleich zu Konkurrenten ist. Wer so denkt, geht auch gerne davon aus, dass es schon ausreicht, einen 3D-Drucker anzuschaffen, um mit der Technologie erfolgreich zu sein.
Warum aber verstauben dann so viele 3D-Drucker in den Unternehmen, dabei sollte nach dem Kauf und durch die Benutzung des 3D-Druckers doch alles besser werden?
Es scheint als wären Sie dem '3D-Druck Innovations-Denkfehler' zum Opfer gefallen. In dem man nur aufgrund seines schlechten Gewissens glaubt, irgendetwas tun zu müssen, um der Situation zu entkommen. Finden Sie also genau heraus, warum Sie 3D-Druck wirklich einsetzen wollen. Legen Sie sich auf ein einfaches Ziel fest und beginnen Sie damit dieses umzusetzen. Notfalls mit einem Berater oder Experten, der Sie von diesem kostspieligen Denkfehler fernhält.
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3. Warum Sie trotz hohem Wissensstand über 3D-Druck von der Umsetzung zurückgehalten werden
Webinare über neue 3D-Druckmaterialien, Whitepaper voll mit Anwendungen und Datenblätter gefüllt mit Zahlen und Grafiken. Wenn Sie auch glauben, dass Sie diese Fülle an ‚wichtigen Informationen‘ für den Erfolg mit 3D-Druck nicht verpassen sollten, dann sind Sie auf den ‚3D-Druck-Fantasie-Denkfehler‘ hereingefallen, den Sie besser anderen überlassen sollten.
Sie sind bei jedem neuen Webinar über 3D-Druck dabei und Sie laden jedes Whitepaper oder Datenblatt herunter, um Ihr Wissen weiter auszubauen? Ihre Kollegen können sich glücklich schätzen, dass Sie weiterhin am Puls der Zeit bleiben, damit Sie keine Information verpassen, die Ihnen in einem Gespräch über 3D-Druck fehlen könnte.
Es sieht wohl so aus, als müsse man über alles in der additiven Fertigung informiert bleiben. Natürlich ist es besonders am Anfang einer Technologie wichtig, auf jede Änderung oder Neuerung sofort reagieren zu können, da sich die Welt in und um den 3D-Druck schlagartig jeden Monat verändern kann. Neue Drucktechnologien, neue Materialien, ein einfacherer Weg für Nacharbeit der Teile und ein noch cleverer Weg, um mittels neuster Software die Bauteile noch platzsparender im Bauraum zu positionieren. Es scheint einfach unabdingbar, jede Information über 3D-Druck wie ein Schwamm aufzusaugen, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
Warum aber investieren Sie all diese Zeit für die Wissensaufnahme, in der Hoffnung für den Anwendungsfall später gewappnet zu sein, setzen 3D-Druck aber nie wirklich um?
Es scheint als wären Sie auf den ‚3D-Druck-Fantasie-Denkfehler‘ hereingefallen. Dabei reicht es Ihnen nur aus, im Kopf die Fantasie zu haben, später irgendwann einmal mit Ihrem Wissen über 3D-Druck zum Einsatz zu kommen. Stoppen Sie die Wissensaufnahme und kommen Sie in die Umsetzung. Und wenn es dann wieder Innovationen in der additiven Fertigung gibt, könnten Sie sich entspannt zurücklehnen und auf Basis Ihrer tatsächlichen Anwendung jederzeit neues Wissen aufnehmen, um ungelöste Probleme zu bewältigen. Der Unterschied dabei ist, 3D-Druck ist dann real und nicht nur als Fantasie in Ihrem Kopf.
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4. Warum Sie ausgerechnet bei 3D-Druck ihren Menschenverstand nicht verlieren sollten
3D-gedruckte Häuser auf dem Mars, gedruckte Organe und Körperteile, sowie gedrucktes Essen und die Verdrängung der bestehenden Fertigungsverfahren. Wenn Sie auch glauben, dass dies bereits jetzt schon Realität ist, dann sind Sie auf den ‚3D-Druck Naivitäts-Denkfehler‘ hereingefallen, den Sie besser anderen überlassen sollten.
Die Medien berichten gerne über neue Rekorde und revolutionäre Verfahren. Jeden Tag gibt es scheinbar wissenschaftliche Durchbrüche beim 3D-Druck: in der Medizin, der additiven Bauindustrie und der Weiterentwicklung von intelligenten Materialien. Das Tempo an Innovationen scheint nirgendwo schneller zu sein als im 3D-Druck.
Es entsteht der Eindruck, dass 3D-Druck das Allheilmittel für die nächsten großen Herausforderungen der Menschheit ist. Mit AM sollen vorher unmögliche Dinge umsetzbar sein. Spricht man mit Ingenieuren, so sind die bestehenden Wege an exzellente technische Problemlösungen zu kommen bereits vergeblich gescheitert und nur mit 3D-Druck wäre es noch möglich.
Warum aber wohnen wir nicht in 3D-gedruckten Häusern, haben die perfekt an uns angepasste und ausgedruckte Ersatzherzklappe in unserem Körper und haben noch immer die gleichen Essgewohnheiten?
Es scheint als wären Sie auf den ‚3D-Druck Naivitäts-Denkfehler‘ hereingefallen. Denn nur weil in der Wissenschaft mit Hilfe des 3D-Drucks eine Theorie aufgestellt und erste Versuche gemacht wurden, bedeutet dies lange nicht, dass alles was mit 3D-Druck in Verbindung gebracht wird, sich auch durchsetzen wird. Verlieren Sie also bitte nicht sofort Ihren gesunden Menschenverstand. Hinterfragen Sie technische Innovationen, die mit Hilfe von 3D-Druck veröffentlich werden und lassen Sie sich nicht leichtgläubig leiten. Die Enttäuschung sitzt sonst besonders tief.
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5. Wieso Sie besonders bei 3D-Druck einfache Erklärungen brauchen
In der Additiven Fertigung gibt es unzählige Abkürzungen, Fremdwörter, Fachbegriffe und Abläufe. Für einzelne Drucktechnologien gibt es teilweise sogar mehrere Namen. Wenn Sie auch glauben, genau weil es so komplex ist, muss es auch komplex erklärt werden, dann sind Sie auf den ‚3D-Druck Expertenidentitäts-Denkfehler‘ hereingefallen, den Sie besser anderen überlassen sollten.
Die Welt von FFF, SLS, ABS, SLM, SLA, DfAM, Topologieoptimierung, Resin, Supportstructure, Walllayer und Layerhight ist kompliziert und nicht immer eindeutig. Jede zweite Abkürzung muss gegoogelt werden und für Ingenieure, die bereits jahrelange Erfahrung in der konventionellen Fertigung haben, ist die 3D-Druck-Welt noch ein unübersichtliches Neuland.
Es sieht so aus, als wäre 3D-Druck so kompliziert, dass man den Kollegen aus der additiven Fertigung im Unternehmen nach langem Hin und Her mit additiver Konstruktion, Materialauswahl, Bauteilorientierung und Dateiexport einfach vertraut. 3D-Druck ist einfach zu komplex und genau deshalb machen das 3D-Druck-Experten.
Warum aber können es dann selbst die erfahrensten Anwender den 3D-Druck nicht so erklären, dass es die Großmutter oder das Kleinkind von Beginn an verstehen?
Es scheint als wären Sie auf den ‚3D-Druck Expertenidentitäts-Denkfehler‘ hereingefallen. Schwer verständliche Sachverhalte sollten besonders von Experten einfach erklärt werden können. Genau weil man selbst Experte ist und ein Thema durchdrungen hat, sollte man es einfach erklären können. Hat Ihr Kollege Fremdwörter und Abkürzungen aus der Additiven Welt in Gebrauch, so sollten Sie sich diese erklären lassen. Daran erkennen Sie, ob er den Sachverhalt auch selbst gut verstanden hat und Ihnen verständlich wiedergeben kann. Fragen Sie also nach, wenn Sie eine Abkürzung oder einen Fachbegriff nicht kennen, besonders wenn es um 3D-Druck geht.
Noch mehr 3D-Druck-Denkfehler? Jeden Mittwoch erscheint hier und auf unseren Social-Media-Kanälen (LinkedIn und Twitter) ein neuer Denkfehler.
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